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Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir gluecklich sind

Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir gluecklich sind

Titel: Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir gluecklich sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max. A Hoefer
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Gläubigen hatten keinen Halt in Institutionen oder in Sakramenten, die sie der göttlichen Erwählung näher hätten bringen können. Der »Fortfall kirchlich-sakramentalen Heils« unterschied den Calvinismus klar vom Katholizismus. Gottes Beschlüsse nachträglich zu beeinflussen, wurde von Calvinisten als »Aberglaube und Frevel« verworfen. Magisch-sakramentale Zeremonien etwa bei Beerdigungen, die andere Kulturen mit einem Ahnenkult verbinden, verabscheuten die Puritaner. Die »Lehre von der unbedingten Gottferne und Wertlosigkeit alles rein Kreatürlichen« ist nach Weber der Grund »für die absolut negative Stellung des Puritanismus zu allen sinnlich-gefühlsmäßigen Elementen in der Kultur und subjektiven Religiosität«. So sei es zur grundsätzlichen »Abwendung von aller Sinnenkultur« gekommen (Weber 2006, S. 80).
    22 Wen Gott erwählte und wen er verstieß, stand nach Calvin von Beginn der Zeit an fest, gute Taten zur Abwendung einer negativen göttlichen Entscheidung waren vergeblich. Gutes Handeln und wirtschaftlicher Erfolg konnten streng genommen nur ein Zeichen für, aber kein Weg zur Erlösung sein. So wurden die Calvinisten unermüdliche Zeichenmaximierer, um Gewissheit über ihr jenseitiges Schicksal zu erhalten. Dass der Mensch einsam und machtlos vor Gott steht, daran änderte sich nichts.
    23 Weber 2006, S. 79.
    24 Burton 2003; Nachdruck der Ausgabe von 1621.
    25 Weber 2006, S. 176.
    26 Weber 2006, S. 29.
    27 Die große Historikerin des Kapitalismus, Joyce Appleby, schildert wie die fundamental neue Sicht des Puritanismus auf den Menschen bei Adam Smith zur »menschlichen Natur an sich« wird. Smith spricht von dem »uniform, constant, and uninterrupted effort of every man to better his condition«. Aber es ist nicht der Mensch, der sich ständig selbst optimieren will, es ist der Puritaner. Vgl. Appleby 2010, S. 20.
    28 Weber 2006, S. 32.
    29 Camerer, Babcock et al. 1997, S. 404–441.
    30 In der neoklassischen Arbeitstheorie ist dies ein undenkbarer Zustand, denn die Unternehmen würden ihre Gehälter wegen der hohen Nachfrage sofort ganz nach unten senken.
    31 Noelle-Neumann 1973, S. 19.
    32 Dyllick/Probst 1983, S. 18.
    33 Bell 1976.
    34 Inglehart 1977.
    35 Shell Jugendstudie 2010.
    36 Es funktioniert auch im großen Maßstab: Bei Peymanns Inszenierung von Büchners Dantons Tod 2012 wies das Publikum lautstark auf die prekäre Situation der nicht-künstlerischen Beschäftigten am Berliner Ensemble hin. Damit sollte die Diskrepanz zwischen der Gesellschaftskritik auf und den ausbeuterischen Verhältnissen hinter der Bühne deutlich werden. Peymann bezeichnete die Proteste als »Kampfansage« und drohte mit rechtlichen Schritten.
    37 Sasse 2006, S. 286.
    38 Im englischen Schulsystem wurde die Prügelstrafe erst 1998 abgeschafft, bei den Evangelikalen ist das Paddeln noch heute üblich, da hält man sich streng an die Bibel. »Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn bald«, heißt es in Sprüche 13, 24.
    39 Boltanski und Chiapello 2003, S. 143 f.
    40 Sasse 2006, S. 295.
    41 Boltanski und Chiapello 2003, S. 171 f.
    42 Kauder 2012.
    43 Hoffmann 2012.
    44 Ferguson 2011, S. 393.
    45 Niall Ferguson zitiert von Andrea Seibel (Seibel 2011).
    46 Das ist die typische Angstmache. Auch Griechenland hat laut OECD-Statistik längere Jahresarbeitszeiten als Deutschland, aber dennoch viel weniger Wohlstand. Unterschiede in den Arbeitsvolumina gibt es schon lange, und obwohl die Koreaner viel länger arbeiten, sind die Deutschen produktiver und halten ihre Exportmarktanteile auf hohem Niveau. Deutschland liefert an die boomenden Schwellenländer hochwertige Investitionsgüter. Wir müssen unsere Arbeitszeit deshalb nicht erhöhen. Es könnten mehr Arbeitskräfte ausgebildet und eingestellt werden, wenn die Umsätze wachsen sollen.
    47 Ferguson 2011, S. 395.
    48 Die Glaubensinhalte der Gegenkultur lassen sich auf pietistisch-romantische Kernanliegen zurückführen: Keine Vereinnahmung durch die »herrschende« Gesellschaft, die den biblischen »alten Menschen« repräsentiert, stattdessen eine eschatologische Utopie der »neuen Menschen«, die der Habgier und dem Egoismus entsagen, dazu Predigten des Teilens und des Weltfriedens sowie apokalyptische Visionen nach dem Vorbild der christlichen Urgemeinde. Die Einladung zur Umkehr, die apokalyptische Naherwartung und die ideale Gesellschaft gehören zum Standardrepertoire seit 2000 Jahren, von Franz von Assisi

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