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Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir gluecklich sind

Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir gluecklich sind

Titel: Vielleicht will der Kapitalismus gar nicht, dass wir gluecklich sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max. A Hoefer
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verwirklichen wollten oder die Freiheit lieben. Welche Gewinne am Ende dabei herauskommen, ist vorab schwer berechenbar. Berufe wie etwa Krankenschwester oder Soldat, die schlecht bezahlt werden, haben Hayek zum Trotz Zulauf – auch von Menschen, die mit derselben Qualifikation woanders besser verdienen könnten. Sie haben einfach Interesse und Begabung für diese Aufgabe.
    Hayeks »Gewinnstreben« erinnert an Milton Friedmans Diktum, Unternehmen hätten gar keine andere Wahl, als ihre Gewinne zu maximieren, sonst würden sie von profitableren Wettbewerbern verdrängt. Gewinne sind wichtig, aber dass sie maximiert werden müssten, ist reine Ideologie. Der Verhaltensökonom Steffen Huck 45 vom University College in London ermittelte in einer Studie dagegen folgende Prioritäten: Der sichere und niedrigere Gewinn ist den Managern oft lieber als der unsichere maximale Profit. Manager agieren mit Daumenregeln, weil das Optimierungsproblem in vielen Situationen einfach zu komplex ist. Firmen imitieren ihre Konkurrenten, ohne groß über eine eigene Strategie nachzudenken, manche wollen nichts, als die Konkurrenz bestrafen. Zudem überschätzen Manager die Synergieeffekte von Fusionen.
    Von einem alles überragenden Gewinnstreben kann keine Rede sein. Es ist eher so, dass die Finanzmärkte und die Unternehmensberater die Gewinnmaximierung als Ziel aufstellen und die Firmen in diese Richtung drängen. Wieder zeigt die Realität, dass das Maximieren kein Gesetz des Marktes ist. Es ist ein puritanischer Wert. Weder Unternehmer noch Verbraucher müssen aus einem inneren Zwang heraus ständig ihren Nutzen maximieren, und die wenigsten tun es freiwillig.
    Intelligentes Marktdesign ist gefragt.
    Wohin wären wir gekommen, wenn Deutschland den marktradikalen Rezepten gefolgt wäre? Wolfgang Münchau hatte der deutschen Sozialen Marktwirtschaft vorausgesagt, dass sie in der Globalisierung nicht überleben werde. Er empfahl 2006 eine ganze Reihe von marktradikalen Rettungsmaßnahmen: Allen voran hätte Deutschland das amerikanische Bankensystem und insbesondere die amerikanische Form der Immobilienfinanzierung übernehmen sollen. 46 Die Ironie der Weltgeschichte wollte, dass die Finanzkrise gerade wegen diesen beiden korrupten und ineffizienten US -»Vorbildern« ausbrach. Münchau empfahl uns, die Industrie nach Fernost zu verlagern, die Tarifautonomie zu schleifen und den Mittelstand zu verkleinern. Doch gerade diesen drei Stärken unserer Volkswirtschaft verdanken wir, dass wir die Krise so gut überstanden haben. Jeder Vorschlag des Hayek-Anhängers Münchau erweist sich heute, nur sieben Jahre später, als katastrophal.
    Die Soziale Marktwirtschaft hat sich in der Krise und in der Globalisierung besser bewährt, als viele geglaubt haben. Das lag auch an den Reformen der Regierung Schröder. Es ist allerdings fraglich, ob sie sich auch in der Beschleunigungsgesellschaft so gut bewähren wird. Denn die Erosion der sozialen Bindungen, der Familien und der Widerstandskraft der Menschen gegen den permanenten Veränderungsdruck ist schon spürbar. Der Sozialstaat steckt in derselben Wachstumsfalle wie die Konsumwirtschaft. Es muss immer mehr produziert bzw. verteilt werden. Egal, ob die Menschen für ihre Zufriedenheit nicht ganz andere Prioritäten haben.
    Der Sozialstaat muss deshalb seine eigene Wachstumsideologie infrage stellen. Inwiefern er die Tretmühle in der Arbeitswelt unterstützt, weil er ja die Steuer- und Beitragseinnahmen braucht. Auch für den Sozialstaat gilt, dass wir zum menschlichen Maß zurückkehren müssen, was bei ihm bedeutet, die Prioritäten zu überprüfen: Die Zufriedenheit der Familien und Kinder muss über der der Arbeit liegen, weil die Arbeit ohnehin schon einen viel zu großen Stellenwert in unserem Leben einnimmt. Vielleicht wäre es besser, wenn die Entfernungspauschale das Pendeln nicht länger unterstützt und die Fahrzeiten nach Hause dann kürzer werden. Vielleicht sollte die Stadtplanung die städtischen Räume nicht in Schlaf-, Büro-, Schul- und Einkaufszentren zerteilen, die nur per Auto erreichbar sind, denn das ist alles familienfeindlich. Vielleicht sollten Arbeits- und Familienpolitiker mal alle Gesetze durchgehen und sich dabei fragen, was sie dazu beitragen, dass die Familien dem Dauerdruck immer weniger standhalten. Statt nur festzustellen, dass das Geld nicht reicht. 47
    Statt die Verfügbarkeit von Konsumgütern ganz nach vorn zu stellen und eine ganze Hilfsindustrie zu

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