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Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Titel: Vier Arten, die Liebe zu vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Fähigkeit, Gedanken zu lesen, hatte es ihm in
den letzten Jahren leicht gemacht – er litt keinen Mangel in dieser Beziehung.
    Zwar wollten die Frauen, oft auch wirklich schöne Frauen, ihn immer
zuerst als besten Freund – er konnte zuhören, zumindest so tun –, aber aus
diesem Bester-Freund-Verhältnis wurde fast immer mehr, nämlich dann, wenn er in
Krisen als verständnisvoller Beistand brillierte und sein Zuhören und
Nachfragen ihn reifer und einfühlsamer erscheinen ließen, als er war. Spätestens
dann wiesen ihm die unglücklichen Frauen die Rolle des Gegenspielers zu, der
ihren Glauben an den männlichen Teil der Menschheit wiederherstellen sollte und
mit dem man dem anderen, dem Egoisten oder Macho oder Schürzenjäger, zeigen
konnte, dass man auf ihn nicht angewiesen war.
    Aus solchen Projektionen erwuchs keine Liebe, das wusste Michael,
und er fand es in Ordnung. Es entlastete ihn, nahm ihm die Verantwortung und
ließ ihn gelassen darauf warten, dass der nächste Egoist mit seinem
Alpha-Glamour ihm die Schönheit wieder ausspannte.
    Als Corinna endlich gegangen war, suchte Michael im Bad nach etwas,
das sie dort vergessen haben konnte. Er fand ein kleines Plastikdöschen für
Kontaktlinsen und wusste, sie würde wiederkommen. Zusammen mit dem Hemd war das
ein klares Zeichen. Er nahm das Döschen und ging nach unten, denn ihm war eingefallen,
dass er ja ihr Rad aufschließen musste. Auf dem Weg nach unten hörte er sie
klingeln.
    Â»War schon unterwegs«, sagte er, als er die Haustür öffnete, und:
»Hier«, er gab ihr das Döschen für die Kontaktlinsen, »das hast du vergessen.«
    Â»Danke«, sagte sie, und er befreite ihr Fahrrad von seinem. Sie
stieg auf, winkte und fuhr los.
    ~
    Â»An was für eine Beteiligung hast du eigentlich gedacht?«,
fragte Ian Benson. »Zehn, fünfzehn, zwanzig Prozent?«
    Â»So was«, sagte Michael.
    Â»Also zwanzig«, sagte Ian.
    Michael spürte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Das fing ja schon gut
an. Um den Mann am anderen Ende der Leitung zu verblüffen, setzte er noch eins
drauf: »Falls wir eine Million vor Steuern einnehmen sollten, fünfundzwanzig.«
    Ian Benson schwieg.
    Michael wartete.
    Â»Ungewöhnlich«, sagte Benson irgendwann. Dann schwieg er wieder.
    Â»Erzähl endlich«, sagte Michael, und Benson legte los:
    Â»Sie ist phantastisch, das weißt du ja schon. Als ich sie hörte,
wusste ich nicht, ob ich einen Steifen in der Hose habe oder Tränen in den
Augen.«
    Â»Vielleicht beides?«
    Â»Vielleicht war das in den Augen auch ein großes Dollarzeichen wie
bei Dagobert Duck?«
    Â»Vielleicht war das in der Hose auch was anderes?«
    Â»Ich wüsste nicht, was«, sagte Benson und lachte, »jetzt halt
endlich mal den Mund, und hör zu: Sie findet deine Songs gut, jedenfalls einige
davon. Ich habe einen Kumpel bei RCA , der hat sie
gehört, ist ebenso überwältigt von ihr wie ich und will sie mit Paddy Moloney
von den Chieftains zusammenbringen, der soll das Album produzieren. Gestern
Abend hat sie den Vertrag unterschrieben. Zufrieden?«
    Â»Sehr, ja.«
    Â»Du bekommst Post von mir«, fuhr Benson fort, »einen Vertrag über
meine Beteiligung, einen, mit dem du mich zum Geschäftsführer deines
Musikverlags machst, und einige Papiere, die es braucht, um diesen Musikverlag
zu gründen. Hast du eine Idee für einen Namen?«
    Â»Irgendwas mit Harp vielleicht?«
    Â»Nein, das ist in Irland so was wie ein Colt im Wilden Westen.«
    Â»Secret Music?«
    Â»Wieso das?«
    Â»Ich will anonym bleiben. Du musst die Verträge und die
Gewerbeanmeldung oder was auch immer du für Papiere zur Gründung brauchst, so
abfassen, dass mein Name nicht drinsteht.«
    Â»Dein Name muss da drinstehen, aber die Verträge bekommt niemand zu
sehen, wenn du das nicht willst. Such dir ein Pseudonym. Das meldest du dann
bei deiner deutschen Verwertungsgesellschaft an, ich melde es hier, und dann
wissen nur die, wer du bist. Und ich natürlich.«
    Sie spielten eine Weile mit Möglichkeiten für ein Pseudonym herum,
bis sie sich, nach viel Gelächter und Gefrotzel, auf Tyger Lax einigten. Dann
solle der Verlag doch Jungle Music heißen, fand Benson.
    Â»Und zwar mit zwei O geschrieben, damit es irisch klingt«, schlug
Michael vor.
    Â»Moosic? Das klingt aber eher

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