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Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Titel: Vier Arten, die Liebe zu vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Unterhalt, Besuchsverbot bei meiner Tochter, die mich
dann bald nicht mehr mochte, nachdem ihre Mutter ihr Gift und Galle eingeredet
hatte …«
    Er brach den Satz einfach ab, trank sein Glas in einem Zug leer,
schenkte nach, ohne zu warten, bis Michael nach der Flasche greifen und es für
ihn tun konnte, trank dann das Glas wieder leer und sprach weiter: »Wenn ich
noch was hätte, würde ich es darauf verwetten, dass meine Frau nicht mal
verletzt war. Sie hat zwar die Eifersüchtige und Betrogene und Gedemütigte
gespielt, sehr tränenreich und therapiegestützt, die Richterin hatte ganz
feuchte Augen, wenn Kerstin loslegte, aber in Wirklichkeit hat sie nur auf die
Gelegenheit gewartet, mich loszuwerden und den Schnitt ihres Lebens zu machen.«
    Â»Das könnte aber auch eine Ausrede sein«, sagte Michael, »dann
müsstest du dir nicht die Schuld daran geben.«
    Â»Das könnte es sein, ist es aber nicht.« Thomas warf seine letzte
Karte ins Spiel, nahm den Stich an sich und begann zu zählen. »Sie hatte schon
vorher diesen Wechseljahrefeminismus für sich entdeckt. An mir war auf einmal
nichts mehr erträglich, mein Anblick nicht, mein Beruf nicht, mein Musikgeschmack,
das Rauchen, das Trinken, was ich sagte, wenn ich mal was sagte, alles war
falsch und wurde kritisiert und korrigiert und als mies hingestellt. Die fand
mich auf einmal scheiße, ganz einfach. Und ich vermute, sie fand mich nicht
neuerdings scheiße, sondern hat es nur endlich zugegeben, und das konnte sie,
weil ich das Leben, das sie wollte, für sie aufgebaut hatte, jetzt war ich
überflüssig. Jetzt musste sie nicht mehr so tun, als würde sie mich lieben.«
    Â»Wann war das?«, fragte Bernd, der mit Geben an der Reihe war und
die Karten zu mischen begann.
    Â»Vor sieben Jahren«, sagte Thomas, »meine Tochter war sechzehn.«
    Â»Dann hätte deine Frau aber eher frühe Wechseljahre gehabt.«
    Â»Die seelischen gehen den körperlichen voraus«, sagte Thomas, »oder
sie war früh dran. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass es dieser
Torschlusseffekt war, der sie auf einmal so ehrlich gemacht hat.«
    Jetzt mischte sich Wagner ein: »Und deine Tochter? Habt ihr
Kontakt?«
    Â»Nein.«
    Â»Hast du eine Freundin? Oder eine neue Frau?«
    Â»Nein, ich seh nur noch Frauen, die einen Versorger suchen, den sie
dann ausnehmen können, wenn’s passt. Michaels schöne Nachbarin hier war die
Erste seit Jahren, die mir überhaupt sympathisch war.«
    Â»Aber du weißt schon, dass das nicht stimmt, oder?«, fragte Wagner.
»Ich meine, dass alle Frauen nur nach einem Goldesel suchen. Ich bin keiner.«
    Â»Du bist Beamter«, sagte Thomas, »und was macht Corinna?«
    Â»Adrian ist jetzt kurz vor dem Abitur, wenn er damit fertig ist,
will sie sich um eine ganze Stelle bewerben bei der Bundestagsabgeordneten, für
die sie seit ein paar Jahren das Wahlkreisbüro schmeißt. Sie schuftet wie
blöd.«
    Thomas schwieg. Er hatte gehört, was er vermutet hatte: Wagner
schaffte das Geld an, Corinna stellte ihre halbe Stelle als Schufterei hin.
    Michael mischte sich ein: »Hört mal, es kommt immer Unsinn dabei
raus, wenn man zu viele Einzelwesen in einen Topf wirft. Alle Frauen, alle
Chinesen, alle Politiker – das ist was für dümmere Leute als uns.«
    Â»Bin ich dann wohl.«
    Â»Bist du natürlich nicht.«
    Â»Lass ihn doch«, sagte Bernd, »wenn er dumm sein will. Das ist auch
Privatsache.«
    Â»Danke«, sagte Thomas.
    Â»Bernd gibt«, sagte Michael.
    Sie spielten weiter. Jeder hing währenddessen seinen eigenen
Gedanken nach und versuchte, mit der Überraschung fertigzuwerden, dass es auf
einmal so persönlich zwischen ihnen zuging. Das hatten sie weder gelernt noch
jemals gewollt. Seelenkummer und Liebeswirren waren nie ein Thema zwischen
ihnen gewesen. Das war neu. Und sie wussten nicht, ob sie es in Ordnung finden
oder als Ausrutscher überspielen sollten.
    ~
    THOMAS war nicht beleidigt. Er
nahm die Zurechtweisung als kameradschaftlichen Boxhieb und war froh,
wenigstens einen Teil des Mülls in seinem Innern losgeworden zu sein. Dass da
noch mehr lagerte, war ein Thema für sich – all das auszubreiten hatte er keine
Lust, er wollte nicht im Mittelpunkt stehen. Nicht jetzt. Und schon gar nicht
als armes Opfer.
    Bis vor zwei Tagen war ihm nicht bewusst gewesen, dass ihm die
anderen

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