Vier auf dem Laufsteg
Grundschule.«
Johnny rieb sich seine große Nase und sah sie verschlagen an.
»Hast du irgendwelche von deinen Modelfreundinnen mitgebracht?«
Und damit war auch das Rätsel gelöst, warum Johnny auf einmal ihr bester Freund war.
»Leider nicht. Sie mussten in London bleiben, obwohl ich sie so gebeten hatte, mitzukommen.« Sie nahm die Bierflasche von Tom entgegen und ignorierte seinen warnenden Blick. »Also musst du mit mir allein vorliebnehmen.«
Aber nachdem Johnny gehört hatte, dass keinerlei Models zu erwarten waren, ließ sein Interesse an Laura sofort nach. Sie hatten sich einfach nichts zu sagen, es sei denn, sie wärmte noch mal die alte Giraffengeschichte auf oder die Nummer, wie er sich bei den Proben zum Krippenspiel in die Hose gemacht hatte und es vertuschen wollte, indem er die Krippe über die Pfütze schob.
»Nett«, bemerkte Johnny tiefsinnig, da ihm sonst offenbar nichts einfiel.
»Tja, also dann«, verabschiedete sich Laura zuckersüß. »Feier noch schön.«
Aus den Augenwinkeln sah sie Cath und Jen in der anderen Ecke des Raumes und flüchtete zu ihnen.
»Iiiih! Ich hab eben Johnny P. umarmen müssen«, stöhnte sie. »Zu Hause muss ich mich nachher erst mal desinfizieren.«
»Ja, ja, der Kleine hat wohl für einen getrunken, der doppelt so groß ist wie er«, sagte Cath, und alle drei mussten grinsen. »Wie lange ist es her, dass wir mal eine richtig saftige Lästerrunde hatten?«
Viel zu lange.
»Nicht weiterreden«, sagte Laura. »Ich muss schnell mal pinkeln.«
»Was? Willst du damit etwa sagen, dass Topmodels auch aufs Klo müssen? Schon wieder eine Illusion im Eimer«, rief Jen hinter ihr her.
Laura überlegte kurz, ob sie darauf etwas erwidern sollte, aber Bier und Wein schwappten in ihrem fast leeren Magen, und das Wichtigste war jetzt erst einmal, eine Toilette zu finden.
Sie stellte sich vor der Damentoilette am Ende einer Schlange an, die bis in den Korridor reichte.
Zehn qualvolle Minuten später war sie endlich die Erste in der Reihe. Sie war von einem Bein aufs andere gehüpft und hatte sämtliche Beckenbodenmuskeln ununterbrochen angespannt, um nicht... Nein, das durfte sie nicht mal zu Ende denken.
Sie hörte die Toilettenspülung und machte einen Schritt auf die Tür zu, als Chandra und Cassie an ihr vorbeistürmten und die sich öffnende Tür blockierten.
»Hey, stellt euch hinten an. Wir warten alle!«, rief Laura, obwohl die zwei komplett blind sein mussten, wenn ihnen das entgangen war. »Ich bin jetzt dran.«
Die beiden drehten sich um wie ein zweiköpfiges Gruselmonster.
»Ich platze fast, Laura«, sagte Chandra streitlustig. »Wir beeilen uns auch.«
Vielleicht hätte Laura nichts gesagt, wenn sie nicht so wahnsinnig dringend hätte pinkeln müssen.
»Hört mal, ich warte hier schon seit Ewigkeiten und alle anderen auch...«
Ein kleines Mädchen stand zitternd in der offenen Klotür. »Ich hab so schnell gemacht, wie ich konnte«, protestierte sie.
»… also stellt euch gefälligst hinten an«, fuhr Laura fort. Sie beharrte nur so eisern auf ihrem Recht, weil sie gleich in die Hose machte.
»Eine tolle Freundin bist du!«, zischte Chandra und baute sich so vor Laura auf, dass ihre breiten Schultern in dem sehr gedehnten Top nicht zu übersehen waren. »Hör auf, mich so anzumachen!«
Oh Gott. Wenn Chandra sauer war, wurde es richtig ungemütlich.
»Ich mach dich nicht an«, sagte Laura ruhiger, als sie sich fühlte. »Du musst bloß warten, bist du an der Reihe bist.«
Und es wäre wirklich toll gewesen, wenn irgendeine der ungefähr zehn anderen wartenden Frauen auch irgendwas gesagt und ein bisschen schwesterliche Solidarität gezeigt hätte. Aber alle schwiegen.
Laura machte noch einen Schritt in Richtung der etwas schmuddeligen Toilette, die mittlerweile eine fast mythische Bedeutung für sie erlangt hatte. Aber sie kam nicht weiter, weil Cassie den Arm gegen den Türrahmen drückte und ihr den Weg versperrte.
»Mir machst du nichts vor«, sagte sie niederträchtig grinsend. »Bloß weil du einen drittklassigen Modelwettbewerb gewonnen hast, hältst du dich jetzt für was Besseres.«
»So ein Quatsch«, gab Laura zurück und sah Chandra böse an, damit sie merkte, dass richtig die Fetzen fliegen würden, sobald sie irgendwo allein wären.
Aber Chandra merkte gar nichts mehr.
»Und ob. Das war schon immer so. Dabei bist du die Einzige, die dich toll findet. Sogar Tom...«
»Was ist mit Tom?«
Eigentlich hatte sie gedacht, die
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