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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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beschwerte sie sich und rieb sich vorwurfsvoll das Handgelenk. »Wir hatten das echt unter Kontrolle. Es gab keinen Grund, dir irgendwas zu sagen, du hättest dich nur aufgeregt.«
    »Das kannst du gar nicht entscheiden«, widersprach Laura wütend. Jetzt war sie zutiefst erfüllt von moralischer Entrüstung. »Ihr hättet mich anrufen sollen.«
    »Stimmt.« Cath nickte, und das bisschen Bestätigung tat jetzt richtig gut, auch wenn Cath nicht besonders überzeugend klang. »Aber dann hättest du zurückrufen müssen und darin bist du nicht grade eine Heldin.«
    Laura starrte Cath an, als würde Ektoplasma aus ihren Nasenlöchern quellen.
    »Ich rufe zurück«, behauptete sie. »Meistens. Ich war echt sehr beschäftigt.«
    Echt sehr beschäftigt, nicht sehr beschäftigt zu sein.
    »Ist ja auch egal.« Jen zuckte die Achseln. »Du warst nicht hier, und Cath und ich fanden es nicht wichtig genug, um dich damit zu belämmern.«
    Laura überlegte, ob sie wieder aufstampfen sollte, begnügte sich dann aber damit, die Fäuste sehr fest zu ballen.
    »Aber es ging doch um mich !«
    »Und wann geht es mal nicht um dich?«, brüllte Cath plötzlich wütend, machte ein paar Schritte auf Laura zu und sah ihr ins Gesicht. »Alles geht immer nur um dich. Weißt du was? Du hast mich den ganzen Abend noch keinmal gefragt, wie es mir geht. Also entschuldige bitte, wenn wir nicht wollten, dass du völlig durchdrehst, wo wir alles bestens unter Kontrolle hatten.«
    Sie hatten alle zu viel getrunken.
    Caths und Jens Gesichter waren rot und streitlustig, und so heiß, wie sich ihre Wangen anfühlten, sah Laura bestimmt genauso aus. Und trotzdem war sie in Wirklichkeit die Außenseiterin, und das fühlte sich ganz fremd an, auch wenn ein rotes Gesicht vorteilhaft für ihre grünen Augen war.
    Es ging nicht immer nur um sie. Das alles passierte ihr eben einfach. Sie lebte nicht mehr den alten Trott aus Schule, Hausaufgaben und einer langen Partynacht pro Woche, auf die man sich tagelang freute. Okay, ihre Karriere hatte vielleicht keinen Kickstart hingelegt, aber sie war immer noch ein Model. Und sie war immer noch die Hübscheste, und das konnten die beiden nicht ertragen.
    »Bestimmt ist es toll, dass ich nicht mehr hier bin und alle Aufmerksamkeit auf mich ziehe«, fauchte sie.
    Heute Abend erlebte sie jede Menge schreckliche Überraschungen. Die Erfahrung, dass ihre zwei allerliebsten Freundinnen bestens ohne sie zurechtgekommen waren, war noch am leichtesten zu verkraften. »Deshalb habt ihr mir nichts gesagt, weil ihr darauf gelauert habt, dass ich von meinem Sockel stürze.«
    »Ach, du kannst mir glauben, auf einem Sockel hast du nie gestanden«, zischte Jen. »Wir haben uns um dich gekümmert - aber ich weiß gar nicht, warum wir uns die Mühe gemacht haben, weil du jetzt sogar noch egozentrischer bist als früher, und das will echt was heißen.«
    »Nicht egozentrisch«, unterbrach Cath sie hastig, als Laura ungläubig den Mund aufriss. »Du bist ein bisschen verwöhnt, Laura - und du solltest das eigentlich mit Tom klären und nicht mit uns.«
    Laura hatte die Nase voll von Menschen, die Listen von ihren angeblichen Fehlern machten. Sie hatte Heidi zwei Monate lang aushalten müssen, und jetzt dachten ihre besten Freundinnen, sie könnten sie fertigmachen. Weiß der Himmel, was sie alles hinter ihrem Rücken über sie sagten. »Kein Wunder, dass Cassie eure neue Freundin ist, wenn ihr mich so beschissen findet«, schniefte sie. Ihre Stimme sollte eigentlich eisig vor Abscheu klingen, aber heraus kam nur ein beleidigtes Jaulen. »Ich seh euch dann später oder wann auch immer.«
    »Mach dich doch nicht lächerlich«, rief Cath ihr nach, aber ohne sich noch einmal umzudrehen, stieß Laura die Tür auf und sackte draußen auf den Stufen in die Hocke. Sie schlang die Arme um ihre Knie und hoffte, sie würde nachdenklich wirken und nicht aussehen, als wäre sie kurz vorm Losheulen. Ein paar Meter weiter ließ eine Gruppe Jugendlicher einen Joint kreisen und alle glotzten zu ihr herüber. In London kannte sie keiner, aber hier war sie das Mädchen, das es geschafft hatte, das dem Kaff entkommen war. Sie lebte den Traum.
    Laura dachte an all die anderen wohltönenden Phrasen ohne jeden Sinn, jetzt, wo ihr Leben auseinanderriss wie der Mantel, den sie vorgestern gesprengt hatte.
    Sie tupfte ihre Augen mit dem Rocksaum ab, weil sie wieder feucht waren, und sah teilnahmslos zu, wie schwarze Wimperntusche die schneeweiße Spitze

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