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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Leben, als hätte es zu viele schlechte Filme gesehen, wenn alles zu gut zusammenpasst - der Anfang, die Mitte, das Ende -, von der Einblendung bis zur Abblendung.«
    Nur gut, dass sie erst um elf antanzen musste, weil der Fotograf nicht gern früher arbeitete: ein alter Aristokrat mit Spitznamen Snowy, der seit den Fünfzigern die Töchter der Reichen und Adeligen ablichtete.
    »Damengesichter brauchen Stunden, bis sie sich glätten«, hatte er Laura bei einer früheren Zusammenarbeit einmal anvertraut. »Sonst kommen sie an und haben noch die Abdrücke der Kissenfalten in der Haut und das geht ja nun wirklich nicht.«
    Als sie zur Location kam - einem altmodischen Club in Mayfair mit einer original Art-Déco-Einrichtung -, saß er elegant in seinem Regiestuhl.
    »Ich erkenne dich wieder, du hinreißendes Wesen!«, rief er überschwänglich.
    Laura beugte sich vorsichtig vor, um Snowy auf die Wange zu küssen. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein liebenswürdiger alter Herr, aber er konnte das ausgekochteste Model in ein Tränenhäufchen verwandeln, wenn sie seine Anweisungen nicht befolgte.
    »Courage, mon ange« , flüsterte er ihr zu, dann richtete er sich auf und stieß seinen Stock auf den Boden. »Ab in die Maske, wir haben wenig Zeit. Sie haben dir auch von den Film-Probeaufnahmen erzählt, ja? Also wirklich, es ist absolut lächerlich, alles in einen einzigen Tag zu pressen.«
    Nö, nein, niemand hatte ihr gesagt, dass auch gefilmt wurde. Glücklicherweise hatte sie bei Supermodel Erfahrung mit der Filmkamera gemacht. Jedenfalls kicherten Topmodels nicht, wenn sie ihren Text aufsagten. Und sie sprachen auch keinen Manchester-Dialekt.
    Sobald sie die Garderobe betrat, wurde ihr ein Skript in die Hand gedrückt.
    »Das musst du auswendig lernen«, blaffte jemand. »Wir haben keinen Teleprompter.«
    Tief einatmen, sagte sich Laura. Ich bin ruhig. Ich bin gelassen. Ich werde nicht mein Frühstück auskotzen.
    Der Selbstzuspruch wirkte, und während zwei Stylisten Lockenwickler in ihre Haare drehten, starrte sie entgeistert auf das Skript, dessen Text aus ganzen achtundzwanzig Wörtern bestand.
    Na wenn schon! Gab es ein Gesetz, dass man als Model einer Parfüm-Werbekampagne immer irgendwelches hochgestochenes Gefasel von sich geben musste?
    Das war nicht Lauras Problem - sie musste nur so tun, als wäre es ihr ernst damit. Und hey - das konnte sie!
    Die coole, gelassene Laura schien die anderen mit ihrer Art anzustecken, und als Ted auftauchte, herrschte eine zufriedene Stille, während Kleider gebügelt und Cappuccinos getrunken wurden und Laura völlig ruhig dasaß und sich die letzte Schicht Lippenstift aufpinseln ließ.
    »Du siehst sehr gefasst aus, Schätzchen«, sagte Ted leise und betrachtete Lauras Gesicht. »Oh ja, ganz die Barfüßige Gräfin .«
    Laura wackelte gehorsam mit den Zehen und versuchte, nicht an die juwelenbesetzten Schuhe mit den wolkenkratzerhohen Absätzen zu denken, die nebeneinander vor der Kleiderstange standen.
    »Ich konzentriere mich auf meine innere Ava«, flüsterte sie.
    »Ich überlass dich ihr«, murmelte Ted und blickte sich um. »Ist denn Irina noch nicht da? Sie sollte doch schon vor einer Stunde hier sein!«
    Das Moskauer Maultier war nirgendwo zu sehen. Laura hoffte, dass sie in der letzten Nacht explodiert war und jetzt nur noch als ein Häufchen Asche existierte.
    Als Laura dann auf dem Set erschien und die aufsteigende Panik zu unterdrücken versuchte, weil zwei Aufnahmen mit einer geschwungenen pompösen Treppe zu tun hatten, die sie graziös hinunterschweben sollte, kam Irina hereingeplatzt und sah mit dem schwarzen Schal um den Kopf und der Zigarette zwischen den Lippen windzerzaust und atemberaubend aus.
    »Sie sind zwei Stunden zu spät, Miss Kerchenko.« Snowy knallte seinen Stock auf den Boden. »Das ist unentschuldbar.«
    Laura wartete auf den unvermeidlichen Wutausbruch, aber Irina ließ den Kopf hängen.
    »Es mir tut so leid«, sagte sie mit gekünsteltem Lächeln. »Ich war aufgäregt.« Dann bückte sie sich, damit sie einen Schmatz auf Snowys Glatze drücken konnte. »Sag, dass du verzeihst mir, ich gebrochenes Härz, wänn du mich nicht liebst.«
    Laura dachte zufrieden, dass Snowy ihr das Theater nie abkaufen würde, aber er errötete und machte eine große Schau daraus, als er Irina mit seinem Stock einen sanften Klaps auf die Hand versetzte.
    »Du bist wirklich ein schreckliches Mädchen, aber ich kann dir einfach nicht böse sein«, schnurrte er.

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