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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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nieder, während Irina mit schwingenden Hüften wie eine wütende Katze aus dem Saal fegte. »Gratuliere, Schätzchen, endlich benimmst du dich wie ein Supermodel und nicht wie eins aus den niederen Rängen. Alle auf Position und - ›Sirene‹, die sechste.«
    Klappe sechs war so perfekt, dass man die Szene eigentlich in Geschenkpapier hätte einwickeln und eine Schleife drumbinden müssen. Klappe sieben wurde nur zur Sicherheit gedreht, und es gab keine Klappe acht, weil Laura strahlte und sich kein bisschen um Bescheidenheit bemühte, als sie den Applaus der Anwesenden einheimste, den sie sich ehrlich verdient hatte.
    Eine halbe Stunde später war sie aus ihrem Sirenengewand geschält worden und packte ihre Habseligkeiten ein, aber sie konnte nicht widerstehen, schlüpfte zurück auf den Set zu Irinas Probeaufnahmen und versteckte sich hinter einer Säule. Irina sprach ihren Text so wunderbar intoniert, als hätte sie das vornehmste Mädchenpensionat der Welt besucht, und nie war ihre fremdartige Schönheit offenkundiger gewesen. Ihr Abbild auf dem Monitor war sogar noch faszinierender als die tatsächliche Erscheinung: Die Kamera liebte sie nicht nur, sie wollte sie mit nach Hause nehmen und Kinder mit ihr kriegen.
    Irina musste nicht vorgeben, jemand zu sein, sie war es einfach. Zu dumm, dass sie auch die bösartigste Hexe aller Zeiten war. Wer sonst hätte Lauras iPod in einen großen Plastikbecher Kaffee fallen lassen können?

23
    L aura kannte sich mit den genauen Modalitäten nicht so aus, aber eigentlich hätte ihr Telefon ziemlich bald nach dem Augustine -Shooting mit Neuigkeiten von »Sirene« klingeln müssen.
    Aber die Mode hat ihre eigene Zeitrechnung, da geschieht niemals etwas dann, wann es soll. Fünf Minuten bedeuteten manchmal fünf Stunden, besonders wenn Laura Heimweh hatte und ständig darauf wartete, dass der Terminplan für die nächste Woche eintraf oder dass der Fotoassistent endlich aufhörte, mit der Beleuchtung herumzuspielen, oder dass der Anruf kam, der ihr mitteilte, sie sei das »Sirene«-Gesicht und nicht nur irgendein x-beliebiges Model.
    Aber der Anruf kam nicht und das Leben normalisierte sich wieder. Oder Lauras Version von normal, als sie zusah, wie ihr Vater den neuen Vertrag mit Sparkle -Kosmetik unterschrieb und wie seine Hand leicht zitterte, als er die vielen Nullen an ihrer Gage erblickte.
    »Ich möchte bloß wissen, was ich dir noch zum Geburtstag schenken soll«, versuchte er zu spaßen, als sie bei einer schnellen Tasse Tee feierten, bevor er nach Manchester zurückfuhr. »Es ist doch jetzt ganz egal, ob du auch den anderen Job kriegst, Schätzchen. Du bist jetzt fürs ganze Leben versorgt - falls du nicht beim Handtaschenkaufen durchdrehst.«
    Aber es war alles andere als egal.
    Es war wahnsinnig wichtig.
    Nicht nur wegen des Geldes - obwohl es sich um eine Riesensumme drehte -, sondern um zu wissen, dass sie es geschafft hatte. Dass dieses ständige Herumrennen um den See im Regent’s Park und der Verzicht auf Schokolade es wert gewesen waren. Dass sie sich gegen ihr Herz und für die Karriere entschieden hatte.
    Dass sie es wert war.
    Irina ging es offensichtlich genauso, weil sie jetzt jeden Satz mit »Wenn ich das ›Sirene‹-Gesicht werde...« begann: »Wenn ich das ›Sirene‹-Gesicht werde... nehme ich mir eine eigene Wohnung... zieh ich nie mehr zweimal dasselbe an... stelle ich eine persönliche Assistentin ein... werde ich die schärfste, hinreißendste Schönheit sein.«
    Irgendwann machte Holly bei dem Spiel mit und flüsterte Laura zu: »Wenn ich das ›Sirene‹-Gesicht werde, eröffne ich eine Kette von ekligen Würstchenbuden.«
    Ted schüttelte nur den Kopf und lächelte nichtssagend, wenn Laura ihn fragte, ob er etwas gehört hätte. Heidi war sogar noch weniger entgegenkommend: »Wenn du noch mal davon anfängst, reiß ich dir den Kopf ab.«
    Deshalb war der Job in New York - stinkend, heiß und magisch wie immer - für alle Beteiligten eine Erleichterung. Laura wusste, dass man sie auf diese Weise beschäftigen wollte, damit sie aufhörte, mit traurigem Dackelblick ihren BlackBerry anzuglotzen. Aber das war in Ordnung. Arbeit konnte sie für mindestens drei Sekunden von der »Sirene«-Kampagne ablenken. In New York fanden die Shootings für ihre Sparkle -Kampagne und für Anzeigen für den Herbstkatalog eines trendigen Modelabels statt. Außerdem war Candy in der Stadt, also konnten sie was zusammen unternehmen.
    Etwas unternehmen war eine

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