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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Augustine -Assistentinnen ihr sagte, was sie tun sollte. Im Wesentlichen ging es darum, mit der Kamera wie mit einem lang verlorenen Geliebten zu sprechen, dann sollte sie bei den letzten Worten einen Flakon »Sirene« hochhalten. In dem Flakon war kein Parfüm, weil das rund um die Uhr in einem Lagerhaus am Stadtrand von Neapel bewacht wurde, was die Illusion etwas schmälerte.
    »Wie riecht es denn?«, fragte sie und wünschte prompt, sie hätte das nicht getan, weil die Frau ihre Fingerspitzen küsste und anschließend einen Wortorgasmus hatte.
    »Die Kopfnote ist Rose, die für tief empfundene, blühende Sinnlichkeit steht«, rief sie aus. »Als Gegengewicht kommt die frische Präsenz der Pfingstrose ins Spiel, während die herbe Süße der Schwarzen Johannisbeere Lebendigkeit hinzufügt. Es ist sinnlich und wild, aber es wird von einer stillen, inneren Stärke zusammengehalten. Außerdem ist auch der Flakon absolut atemberaubend. Ich liebe es! Es ist so herrlich altmodisch!«
    Laura hatte den Flakon bisher nicht berühren dürfen, damit sie keine Fingerabdrücke darauf hinterließ. Einer der Lakaien mit Schutzhandschuhen würde ihn ihr zum richtigen Zeitpunkt während der Aufnahme reichen.
    »Er ist sehr hübsch«, begeisterte sie sich. »Rose, Pfingstrose, Schwarze Johannisbeere, sinnlich...« Sie brach ab. Wenn sie sich von den Inhaltsstoffen ablenken ließ, würde sie ihren Text total vergessen.
    Allmählich ließ die Aufregung nach, die Unterhaltungen am Set erstarben, und zu ihrer Überraschung hörte sie: »›Sirene‹, die Erste.«
    Eine Sekunde lang konnte sie nur daran denken, dass sie jetzt etwas sagen sollte - und nichts geschah. Ihr Kopf war so leer wie... Ihr fiel nicht mal ein passendes Bild dazu ein. Was waren ihre ersten Worte?
    »Für einen Augenblick«, hörte sie sich dann sagen, und die Wörter strömten zurück, als hätten sie sich nur eben hinter der Ecke versteckt. »Für eine Ewigkeit. Für immer...«
    Sie machte ihre Sache gut, sie achtete sogar darauf, sexy und vornehm zu sprechen, denn ihr Manchester-Akzent wurde stärker, wenn sie aufgeregt war.
    »Für einen Tag...«
    KNALL!
    Etwas zersplitterte in der Stille, und dann kam: »Tut mir leid, war nicht meine Schuld«, von Irina, die verwundert auf die Glasscherben zu ihren Füßen sah, als könnte sie nicht fassen, wie die dorthin gekommen waren.
    »Wischt es auf, los!«, brüllte Snowy. »Und zwar auf der Stelle!«
    Laura versteckte ihre zitternden Hände in den Falten ihres Kleids und versuchte, sich zu konzentrieren, aber ihr Kopf war ein wirbelndes Durcheinander von »immer« und »Rosen«, von »Ewigkeiten« und »Schwarzen Johannisbeeren«.
    Die zweite Klappe vermasselte sie total, weil sie ihren Text nicht mehr wusste.
    Bei der dritten Klappe fiel ihr der Text wieder ein, aber Snowy unterbrach sie und erinnerte sie mit eisiger Stimme daran, dass es sich anhören sollte, »als käme sie von Capri und nicht aus dem tiefsten Manchester«.
    Bei der vierten Klappe stotterte sie.
    Bei der fünften stammelte sie sich durch ihren Text und ließ fast den Parfumflakon fallen, als er ihr gereicht wurde. Nur die blitzschnelle Reaktion des behandschuhten Lakaien verhinderte eine Katastrophe.
    »Laura, mach mal kurz Pause und reiß dich zusammen«, sagte Snowy unfreundlich.
    Irina lächelte wie die Katze, die die Sahne bekommt und außerdem den Multimillionen-Vertrag. Sie benahm sich widerwärtig und niemand hier fand daran irgendetwas Unnormales. Als würden das alle nicht nur erwarten, sondern auch noch cool finden.
    Was bedeutete das? Wenn Laura sich jetzt auch wie eine Diva benahm, würde sie damit ebenfalls durchkommen?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    »Entschuldigung«, sagte sie stockend mit hämmerndem Herzen. »Ich möchte gern, dass alle, die nicht auf dem Set gebraucht werden, rausgehen.«
    Niemand war überraschter als sie selbst. Nicht mal Irina, die ungläubig den Unterkiefer hängen ließ.
    »Das hier könnte ja auch die richtige Aufnahme sein und diese vielen Menschen lenken so ab und ich möchte das richtig machen und mit meiner ganzen Leidenschaft...«
    »Alle runter vom Set«, unterbrach Snowy ihre gestammelten Erklärungen und schenkte ihr ein amüsiertes Lächeln, das Laura nicht entschlüsseln konnte. »Und ja, Irina, das richtet sich besonders an dich, obwohl Miss Parker viel zu höflich ist, um das direkt zu sagen. Aber ich bin nicht so höflich. Geh. Sofort.« Er ließ sich wieder hinter der Kamera

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