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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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angerufen?«
    »Leg mal’ne neue Platte auf!« Candy krümmte sich spastisch vor lauter Genervtheit, dabei rutschte sie von ihrem Sitz und zuckte heftig mit Armen und Beinen. »Du bist langweilig und ich kann mich nicht mit Langweilern blicken lassen. Das ist schlecht für mein Image.«
    Das Einzige, was Laura wieder fröhlich stimmen konnte, war die Vorstellung, dass Candy einen ihrer Wutanfälle bekam. Jetzt wo sie sich daran gewöhnt hatte, fand sie die immer ganz unterhaltsam. Sie grinste in sich hinein, dann schreckte sie hoch und stieß ein aufgeregtes Quietschen aus, weil sie eine Frau auf turmhohen Absätzen heranstöckeln sah. »Äh, Cands, ist das vielleicht deine Mutter ?«
    Candy folgte Lauras Blick und gab ein ersticktes Stöhnen von sich. »Ach du Scheiße! Wer hat die denn reingelassen?«
    »Das ist ja meine kleine süße Candy!«, gurrte eine Stimme, und Laura rutschte gerade noch rechtzeitig zur Seite, bevor Bette Careless sich auf die Bank plumpsen ließ und das Gesicht ihrer sich wütend sträubenden Tochter mit Küssen bedeckte.
    »Lass mich verdammt noch mal los!«, konnte man trotz der unerträglichen Musik hören, und, na klar, das war garantiert besser, als Jungs hinterherzujammern oder darauf zu warten, dass das Telefon nicht klingelte.
    Bette Careless war genau die Frau, die sie im Fernsehen spielte. Offensichtlich hatte sie auch keinen Knopf zum Abschalten. Aber was sie nicht über Mode wusste... Halt. Es gab nichts, was sie nicht über Mode wusste. Sie zog einen Palm aus ihrer Handtasche, und innerhalb von zehn Minuten hatte Laura einen Tag voller Buchungen bei Leuten, zu denen nicht mal Ted sie vermitteln konnte.
    »Sag Marc einfach, dass Bette dich geschickt hat«, befahl Mrs Careless mit gehauchter Kleinmädchenstimme. »Und dass er mir immer noch ein Kleid aus seiner letzten Kollektion schuldet. Findest du, ich sollte meine Titten straffen lassen?«
    Nur mit größter Willensanstrengung konnte Laura verhindern, dass sie ihren Cranberrysaft durch die Nase herausschnaubte, aber Candy hatte gerade einen Eiswürfel klein gekaut und antwortete.
    »Du könntest ein bisschen Korrektur gebrauchen. Besonders um die Augen rum.«
    Bette zwinkerte nicht mal. »Miststück.«
    »Flittchen.«
    »Scheißgör.«
    »Groupie.«
    Es war grauenvoll und faszinierend zugleich. Und höchste Zeit für Laura, sich zu verabschieden, bevor es weiter ausartete.
     
    Ein paar Stunden später wurde Laura durch lautes Klopfen aus ihrem Hotelbett geholt.
    Nach zwei Tagen und Gott weiß wie vielen Fotos für das amerikanische Modelabel war sie total erschöpft. Außerdem kannte sie ein Leben ohne Jetlag schon gar nicht mehr. Sie hatte es noch geschafft, ihr Gesicht einzucremen und ihren schäbigsten Schlafanzug anzuziehen, aber die Hand auszustrecken, den Telefonhörer zu ergreifen und einen Weckruf zu bestellen war nicht mehr machbar gewesen.
    Als es an die Tür klopfte, gab Laura ein Stöhnen von sich. Falls das der schwedische Geschäftsmann aus dem Nachbarzimmer war, der wieder eine Flasche Wein mit ihr trinken wollte, würde sie ihm die Flasche über den Kopf ziehen. Solange sie sich deshalb nicht von der Stelle rühren musste.
    Laura rollte aus dem Bett, tapste zur Tür und öffnete sie.
    »Hör’n Sie mal, ich hab Ihnen doch... hey, Ted! Was machst du denn hier?
    Ted stand in seinem Lieblings-Paul-Smith-Anzug da und sah sehr ernst aus. Dann fiel es ihr wieder ein: Irina war auch in New York und wohnte irgendwo auf der anderen Seite der Stadt. Bestimmt war er zuerst zu ihr gegangen, um ihr die gute Nachricht mitzuteilen.
    »›Sirene‹?«, fragte Laura mit nur ganz schwach bebender Stimme. »Weißt du was?«
    Er öffnete den Mund, um all ihre Träume zu zerstören. Sie wusste es. Vielleicht legte sie deshalb ihre Hand auf seine Lippen, bevor er ihr Leben tatsächlich in lauter winzig kleine Fetzen zerriss.
    »Mach es schnell«, flehte sie und nahm beim Reinkommen die Hand wieder weg, weil sie es dann doch besser fand, dass er wieder richtig atmen konnte. »Sag mir nicht, dass es noch andere Gelegenheiten geben wird oder dass ich ganz nah dran war. Bringen wir es einfach schnell hinter uns.«
    »Na, wenn du unbedingt willst.« Ted stellte seinen Louis-Vuitton-Aktenkoffer auf ihren Couchtisch. »Willst du dich nicht lieber erst hinsetzen, statt da beim Bad rumzuzappeln?«
    »Nachdem du mir alles gesagt hast, werde ich mich im Bad ausheulen, deshalb bleib ich lieber stehen«, erklärte Laura, und Ted neigte

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