Vier auf dem Laufsteg
verständnisvoll den Kopf.
»Es stand wirklich auf der Kippe«, fing er an, obwohl sie ihn gebeten hatte, die Ausschmückungen wegzulassen. Manchmal konnte er richtig gemein sein. »Und es wird andere Gelegenheiten geben...«
»Ted...«
»Für Irina. Nicht für dich, Schätzchen. Du bist das Gesicht von ›Sirene‹, Laura. Herzlichen Glückwunsch meinem neuesten kleinen Supermodel!«
»Soll das ein Witz sein? Das ist ein Witz, oder?« Sie erhaschte einen Blick auf sich im Spiegel, Fettcreme im ganzen Gesicht. Ihr Schlafanzug war uralt, verdammter Mist. Sie sah überhaupt nicht nach dem Gesicht von irgendwas aus.
Ted klopfte auf den Platz neben sich. »Komm her«, redete er ihr gut zu, und Laura warf sich auf das Sofa. »Sie fanden dich hinreißend. Sie fanden es toll, dass du alles über das Parfüm wissen wolltest. Sie fanden es toll, wie du mit den Problemen am Set fertig geworden bist, und sie haben sich fast in die Hose gepinkelt, als sie den Fernsehspot sahen. Sie wollen die Fotostrecke wiederholen, weil die Beleuchtung nicht optimal war, aber sie geben dir einen Dreijahres-Exklusivvertrag.«
»Drei Jahre? Dann darf ich für niemand anderen mehr modeln?« Laura runzelte die Stirn.
»Na ja, du kannst keine andere Luxusduft-Kampagne machen, aber sie werden sehr nett für dieses Vorrecht bezahlen.«
»Wie nett?« Laura hörte sich an, als wären ihre Stimmbänder unter Wasser. Vielleicht kriegte sie eine Erkältung.
Ted griff hinter sich nach dem Hotelbriefpapier. Dann kritzelte er etwas auf den Block. Etwas, das große Ähnlichkeit mit 1 000 000 Pfund hatte.
»Ist das nett genug?«, fragte er kokett und legte den Block auf Lauras Knie. »Natürlich über drei Jahre verteilt und davon gehen noch das Agentur-Honorar und unsere Prozente ab, aber es ist wirklich nicht schäbig.«
Laura schob den Block von ihrem Knie und er landete mit einem Plumps auf dem dicken roten Teppich. Jetzt fühlte sie sich total wie unter Wasser. Ihre Glieder hatten Schwierigkeiten bei Bewegungen, die sie sonst von ganz allein machten.
»Alles in Ordnung, Schätzchen? Wenn du mal was sagen würdest, wäre das ganz gut.«
Laura stand auf, ihre Beine zitterten.
»Badezimmer«, brummelte sie undeutlich.
Als sie drin war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, benahm sie sich ganz gemäß ihrem ersten Drehbuch und brach in Tränen aus.
24
E s waren noch mehr Tränen geflossen. Überraschenderweise bei Ted, als er seinen Anteil an ihrer Gage ausgerechnet hatte. Nach den Tränen kam das hysterische Gelächter, während Laura im Hotelzimmer auf und ab ging.
»Ich glaub’s nicht. Ich kann es verdammt noch mal nicht glauben. Doch! Hast du es schon Irina gesagt? Darf ich es Irina sagen? Ist das gemein von mir? Egal! Ich bin das ›Sirene‹-Gesicht!«
Dann war Ted auf dem Bett rumgehüpft. Mit Schuhen! »Laura, wir haben es geschafft! Wir haben es verdammt noch mal geschafft! Komm hierher!«
Sie hatte diesen Augenblick in Gedanken so oft durchgespielt, immer und immer wieder. Aber sie hatte nie davon geträumt, dass sie mit ihrem Agenturchef Händchen halten würde, während sie auf einem Fünfhundert-Dollar-pro-Nacht-Bett auf und ab hopsten, bis der schwedische Geschäftsmann aus dem Zimmer nebenan den Sicherheitsdienst rief, weil ihr Geschrei seinen Nachtschlaf störte.
»...so hab ich die Neuigkeiten erfahren«, endete sie. Daisy Bloom lächelte höflich, als sie sich wieder der Kamera zuwandte.
»Hi, herzlich willkommen zu einer Sonderausgabe von Supermodel , in der uns die Siegerin des Vorjahrs, Laura Parker, erzählen wird, wie sie es zum Topmodel geschafft hat.«
Laura merkte, wie ihr Mund sich zu demselben dusseligen Lächeln verzog, das sie immer vor der Jury aufgesetzt hatte.
»Laura wird von ihrem Agenten Ted Curtis von der Fierce- Modelagentur begleitet, der dieses Jahr einer der Juroren in der Show sein wird. Ted, als Laura den Supermodel -Wettbewerb gewann, haben Sie da sofort gemerkt, dass sie Starqualitäten hat?«
Ted sah Laura an und grinste frech, und sie wusste, dass das nichts Gutes verhieß.
»Als Laura zum ersten Mal bei Fierce erschien, wussten wir, dass eine Menge Arbeit vor uns lag. Ich bin sicher, dass sie nichts dagegen hat, wenn ich den Spitznamen verrate, den sie damals bei uns hatte: die Manchester-Diva.«
Doch, sie hatte was dagegen, dass er das ausposaunte. Ziemlich viel sogar.
Deshalb kniff sie ihn heimlich in den Schenkel, während sie strahlend lächelte. Und er hatte gesagt,
Weitere Kostenlose Bücher