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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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in den Sand zu schmeißen, wo Deppen wie er am Vorabend noch ihren Kautabaksud reingespuckt hatten. Ganz abgesehen davon, dass dies ein Park für die ganze Familie war und nicht nur für betrunkene Randalierer, die meinten, mit der Eintrittskarte das Recht erworben zu haben, sich danebenzubenehmen!
    Du wirst ja wieder richtig sauer.
    Da kann ich mich heut noch drüber aufregen!
    Merkt man.
    Mein innerer Filmprojektor lief ratternd los und projizierte »Spiel mir das Lied vom Tod« in mein Hirn. Ab sofort sah ich die drei in meinem Kopf in Zeitlupe auf mich zugehen. In meinem Kopf dudelte schrill eine Mundharmonika.
    Trotzdem riss ich mich zusammen. Es kostete mich wirklich viel Energie und Überwindung, aber als wir nur noch ein paar Meter voneinander entfernt waren, sprach ich betont ruhig: »Guten Tag, ich bin hier der Geschäftsführer. Dürfte ich bitte erfahren, was gerade in der Cantina los war?«
    Die drei waren nicht stehen geblieben, und als sie nur noch einen halben Meter entfernt waren, holte der Kautabak-Django doch tatsächlich zu einem Schlag aus! Ich »zog« schneller.

    Und traf.

    Der Typ fiel wortlos rückwärts um, als hätte ihn der Blitz gestreift, die beiden anderen drehten sich in identischem Tempo einfach auf der Ferse um und gingen ebenso zügig in entgegengesetzte Richtungen davon. Kehrt, Marsch, Schwenk. Weg waren sie.
    Wenn ich den ersten nicht gleich so, na ja, perfekt getroffen hätte, dann hätten die mich zu dritt natürlich komplett zerlegt. Sie hätten mich bloß umrunden müssen, und ich wäre chancenlos gewesen. Aber so hatte ich ihren inneren Film wohl recht abrupt ausgeschaltet – mit meiner Faust.
    Und das Gesicht vom Kautabak-Django war dann wohl die Fernbedienung.
    Ja, hab ich Glück gehabt, dass ich genau den erwischt hab.

Kapitel 13: Die fast tödliche Schwingtür
oder: Beiß auf dieses Holz …
    Von Tommy Krappweis
    W ie bereits erwähnt, war ich in der No-Name-City-Saloonshow »Miss Annie Oakley, die wunderbare Scharfschützin«. Ich möchte diese Nummer im Folgenden noch einmal etwas eingehender beschreiben, damit sich das Nachfolgende erschließt.
    Ich war noch nie besonders wild darauf, Frauenkleider zu tragen, egal ob vor der Kamera oder auf der Bühne. Da ich aber einen Bart trug und mich auch nicht wie eine Frau verhalten musste, sondern vielmehr wie ein unfreiwillig verkleideter Depp, war das den Umständen entsprechend auszuhalten.
    Heinz Bründl hatte die Grundidee zu der Nummer gehabt und auch gleich ein Kleid schneidern lassen, das er mir dann zusammen mit der Idee als einen unausweichlichen Fakt in meinem kommenden Arbeitsleben präsentierte. Buffalo Bill, kongenial verkörpert von Stuntman Cyrus Thibeault, sollte seine größte Attraktion – Annie Oakley – ankündigen und daraufhin feststellen, dass diese seit hundert Jahren tot sei. Dass das auch auf Buffalo Bill selbst mehr als zutraf, wurde an dieser Stelle effektvoll ignoriert.

    Ich wurde dann als scheinbar willkürlich ausgewählter Ersatz vermittels eines vorgehaltenen Revolvers dazu überredet, das Kleid anzuziehen. Buffalo Bill drückte mir Gewehr und Handspiegel in die Hände, und ich sollte mit dem Rücken zum Ziel drei Ballons am anderen Ende der Bühne abschießen.
    Die war gar nicht so schlecht, die Nummer.
    Ja, nur der Whiskey und die Zigarren …
    Der Whiskey war doch nur Cola-Mix.
    Außer, irgendwer von den Kollegen wollte mal wieder sehen, wie ich mir auf der Bühne das Kotzen verkneife. Dazu täglich zwei grausige Zigarren für den achtzehnjährigen Nichtraucher-Bub.
    Die Zigarren waren halt schon ein bisschen älter.
    Ich hoffe, nicht aus deinem Cowboy-und-Indianer-Museum?
    Die mussten eben günstig hergehen, weil du ja so einen enormen Verschleiß hattest. Pro Tag zwei Havannas wär nicht im Budget gewesen.
    Der Höhepunkt der Nummer erwuchs aus meinem Versuch, eine bessere Schussposition zu finden. Diese fand ich dann natürlich ausgerechnet auf dem vordersten Tisch im Publikum. Ich selbst hasse es, als Zuschauer Teil einer Nummer zu sein, und man findet mich bei Aufführungen jeglicher Art niemals an vorderster Front. Die bemitleidenswerten Personen, deren Tisch ich dräuenden Auges fokussierte, hatten wirklich jedes Mal alle Hände voll zu tun, mir eiligst den Weg frei zu räumen. Denn schon wenige Sekunden später stiefelte ich zwischen deren Speis und Trank hindurch, um mich mit dem anderen Fuß an der Wand abzustützen. Da exakt dort aber keine Wand war, sondern der

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