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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Eingang zum nicht beleuchteten Gambling Room und Schwingtüren sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie nur die untere Hälfte des Durchgangs verschließen, war oben genug Platz, um über die Schwingtüre hinweg ungebremst vom Tisch aus hinunter in den Nebenraum zu stürzen.
    Von den Zigarren, dem Whiskeyersatz, dem Sturz und dem Stuhlhaufen, den ich für die Geräuschkulisse umzutreten hatte, mal abgesehen, war es keine sonderlich schwierige Nummer. Der Teufel steckte hier im Detail – und zwar in einem solch winzigen Detail, dass ich es die ersten Tage gar nicht bemerkte.
    Erst Anfang der zweiten Woche in No Name City spürte ich etwas an meiner Wade. Ich hatte mich offenbar irgendwo aufgekratzt. Nun, das konnte immer mal irgendwie passieren in diesem Job, und ich schenkte dem keine weitere Beachtung.
    Nach wenigen Tagen bemerkte ich allerdings, dass dieser kleine Kratzer nicht etwa verheilt war, sondern sich vielmehr vergrößert hatte. Ich beschloss, darauf zu achten, um herauszufinden, von wo diese mysteriöse Verletzung herrührte, vergaß es aber dann leider sofort wieder.
    Als ich dann während der letzten Saloonshow dieses Tages abermals gemäß der Annie-Oakley-Nummer über die Schwingtür in den Gambling Room stürzte, erinnerte ich mich sofort wieder. Denn nun hatte ich deutlich gespürt, was die Ursache für den seltsamen Kratzer sein musste: Die Schwingtür, über die ich mein Bein streckte, bevor ich darüber hinweg stürzte, war aus Holz. Und oben auf dem höchsten Buckel des linken Türflügels stand eine Art Spreißel heraus. Der hatte seit vielen Tagen immer und immer wieder an der gleichen Stelle diesen Kratzer vertieft und verbreitert, bis er nun aus meinem gesamttäglichen Schmerzkonzert nicht mehr wegzudenken war.
    Noch während ich auf der Sturzmatte landete und mit dem anderen Bein den Stuhlhaufen umtrat, beschloss ich, diese verdammte Türe nachher einfach abzuhobeln. Dann rappelte ich mich auf, kletterte so schnell wie möglich wieder aus der Tür, um zum Schlussapplaus ohne Kleid auf der Bühne stehen zu können, und vergaß mein drängendes Vorhaben innerhalb weniger Sekunden.

    Schon am nächsten Tag wurde ich natürlich hoch wirksam an den Türspreißel erinnert, als der sich nämlich abermals entlang meiner Wade ins Fleisch ritzte. Fluchend landete ich auf der Matte, trat, wütend über mich selbst, etwas zu heftig in den Stuhlhaufen und bereute sofort zwei Dinge: zum einen meine Vergesslichkeit und zum anderen den etwas zu heftigen Tritt.
    Ich schaffte es gerade noch so, mich unter den fallenden Stühlen zusammenzurollen und das Gesicht zu schützen. Dann prasselten die Sitzmöbel auf mich hernieder und schlugen mir jegliche Gedanken an hervorstehende Holzsplitterchen polternd aus dem Kopf.

    Als sich das verfluchte Hölzchen aber am Nachmittag bei der zweiten Show schon wieder schmerzhaft in meine Wade bohrte, schwor ich mir halblaut fluchend, dass ich es diesmal nicht vergessen würde! Den ganzen Schlussapplaus über dachte ich an nichts anders und behielt die ganze Zeit über die elende Schwingtür neben der Bühne im Blick, die mich mit ihrem schwarzen Türloch müde angähnte, als würde sie sagen: »Vergiss mich.«
    Diesmal lag die Tür allerdings nur teilweise richtig, denn ich erinnerte mich tatsächlich zum ersten Mal noch vor der ersten Show am nächsten Tag an sie. Und zwar, als ich am nächsten Morgen meine lederne Stunthose anziehen wollte und feststellte, dass mein Unterschenkel sichtbar geschwollen war. Erschrocken stellte ich mich vor den Spiegel in der Garderobe, und trotz des dämmerig-staubigen Lichts erschrak ich gleich noch einmal, als ich meine Wade im Spiegelbild erblickte: Eine gelbliche, nässende Wunde von der Größe eines Handballens leuchtete mich hämisch an. Von dort aus war außerdem ein dunkelroter Striemen das Bein entlang nach oben gewandert und schien keinerlei Anstalten zu machen, auf seinem Weg Richtung Herz so etwas wie eine Pause einlegen zu wollen.
    Ich hatte mir also eine recht umfassende Blutvergiftung erstürzt, die Wunde heilte nicht mehr zu, es hatte sich eine stattliche Eiterblase gesammelt, und ich musste etwas tun. Jetzt. Mein erster Weg führte mich ins Sheriff’s Office zum Sani-Peter.
    Stimmt, der Sani-Peter. Der war bei der Bundeswehr Sanitäter gewesen.
    Weißt du was? Ich begreif’s wirklich erst jetzt!
    Was denn?
    Na, mir fällt jetzt erst das Wortspiel auf: »Sani-Peter/Sanitäter«! War das von dir? Verdammt, und ich

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