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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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seine Nummer eingebaut. An dem Tag war der County Marshall von No Name City eben italienischer Abstammung.
    Er konnte aber genauso gut austeilen …
    Wenn wir jetzt zu den Streichen kommen, starten wir lieber ein neues Kapitel.

Kapitel 15: »Gullugullugullu«
oder: Ein Jedi im Schrank
    Von Tommy Krappweis
    D ie Garderobe, in der ich mich jeden Tag mehrfach umzog, teilte ich mir mit Marshall Peter Bento, Hilfssheriff Rattlesnake Joe, Long John, dem Indianer Hunting Wolf und Cyrus Thibeault.

    Hunting Wolf wurde von uns allen »Nello« genannt, denn das war, soweit wir unterrichtet waren, sein wirklicher Name. Er hatte einen durchtrainierten Adoniskörper, ein tolles Gesicht mit hohen Wangenknochen, ausgeprägter Adlernase und einem stechenden Blick, mit dem er die Frauen reihenweise an die Wand nagelte. Wände waren in No Name City genug vorhanden, und auch zum Nageln fand sich die ein oder andere günstige Gelegenheit, doch dazu später mehr.
    Das will ich eigentlich gar nicht wissen.
    Ich sag dir dann, was du überblättern musst.
    Der Stuntman Cyrus war ein Amerikaner, der ebenfalls eine großartige Erscheinung als Cowboy wie auch in der Maske als Buffalo Bill war. Wenn er vor dem Saloon neben der Schwingtüre lehnte und die Damen mit einem coolen Tipp an die Hutkrempe grüßte, entwich schon mal der ein oder andere sehnsuchtsvolle Seufzer.
    Leider litt Cyrus unter quälenden Rückenschmerzen, die er sich vermutlich durch jahrzehntelange falsche Falltechnik zugezogen hatte. Er war das schmerzgeplagte Beispiel dafür, dass ich gut daran tat, an meiner Technik zu feilen. Ausgerechnet er war leider derjenige, der zum Finale der Stuntshow immer und immer wieder getroffen vom Wasserturm fallen musste. Sieben Meter weiter unten lag zwar eine Matte, aber die war nicht nur verdammt klein, sondern an manchen Tagen trotz der schützenden Plastikplane verdammt feucht und dann deutlich härter als gewünscht. Dazu kam noch, dass Cyrus keine eigenen Revolver hatte und darum vom Heinz welche gestellt bekam. Auf die hatte er aber aufzupassen.
    So ein Ding ist sauteuer!
    Meinst du damit jetzt den Cyrus?
    Ja, der auch.
    Cyrus musste sich kopfüber vom Wasserturm stürzen, im Flug aber die Hände mit den Revolvern vor der Brust kreuzen, damit er den Aufprall für die zwei Waffen mit seinem Körper milderte. Die beiden Revolver blieben immer heil, aber dem Stuntman ging es von Tag zu Tag schlechter.
    Das wär auch ohne die Revolver so gewesen.
    Ja, wahrscheinlich, aber so erzählt sich’s besser.
    Auf meine Kosten.
    Tja, Chefs sind eben immer schuld an allem.
    Gegen Ende der Saison war Cyrus so steif im Rücken, dass ich ihn jeden Morgen mit einer stark wärmenden Salbe einrieb, damit er überhaupt in der Lage war, sich umzuziehen. Dazu warf er sich Hände voll amerikanischer Schmerzpillen ein und profitierte auch von der schmerzlindernden Wirkung des ein oder anderen Joints.
    Du wusstest das, oder?
    Dass der Cyrus einen Grasverbrauch hatte wie ein ganzer Kuhstall? Ja klar, und eigentlich war das natürlich nicht in Ordnung. Aber dem ging’s echt beschissen, und ich hab’s toleriert, solang ich es nicht gesehen hab.
    »Die Hölle ist Wiederholung«, hat ein weiser Mann einmal gesagt, und um nicht vollends in den siebten Kreis der Hölle abzusteigen, mussten wir irgendetwas tun, um ab und zu aus dem Trott auszubrechen. Zu den unzähligen internen Scherzen, von denen das Publikum gar nichts mitbekam, gehörte zum Beispiel die Sache mit der Yoda-Maske. Eines Morgens kam der kleine Mehmet mit einer Gummimaske des bekannten, grünen Jedimeisters an und machte sich an Nellos Schrank zu schaffen.
    Die Maske hatte er von mir. Ich hatte die in Disneyland gekauft und ihm dann mitgebracht.
    Von dir hat er die gehabt? Hast du gewusst, was er damit vorhatte?
    Ich hab’s nicht nur gewusst, ich hab’s ihm als sein Chef ausdrücklich befohlen.
    Als unser hochgewachsener, muskulöser, edler Indianerdarsteller Nello alias Hunting Wolf diesen Morgen die Garderobe betrat, ahnte er nicht, was ihm blühte. Alle saßen recht unbeteiligt über ihren Stiefeln und wienerten daran herum oder entfernten Sand aus den Läufen der Colts, damit am Ende der Show niemandem Kieselsteinchen im Gesicht steckten.
    Nello schnarrte sein typisches, frankokanadisches »Gütmorgään zusamm!«, trat an seinen Schrank und öffnete ihn. Was dann folgte, war sogar für uns andere erschreckend, obwohl wir bereits wussten, was da drin auf ihn wartete:
    Ein kleines

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