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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Geschöpf mit grünem Kopf und spitzen Ohren sprang mit einem Satz aus dem Schrank, hob dabei die Hände und schrie etwas Ähnliches wie »Gullugullugullu«. Nello schrie aber noch viel lauter, stolperte zurück, prallte mit dem Rücken gegen einen der anderen Schränke und ging mit bleichem Gesicht in die Knie. »Mehmet! MEHMET! Isch dreh disch der ’als um, du klein’ Kanaille!«, rief Nello immer und immer wieder, während er immer noch schwer atmete. Um ihn herum brach tosendes Gelächter aus.
    Nie mehr habe ich seitdem irgendwen dabei beobachten dürfen, wie er sich so irrsinnig erschreckt wie damals Hunting Wolf, als ihm der kleine Rattlesnake Yoda entgegensprang. Wird mal wieder Zeit. Vielleicht besorge ich mir auch so eine Maske.
    Der Nello selbst war aber auch kein Unschuldslamm, erinnerst du dich noch an das Kaninchen an der Decke?
    Was? Nein. Erzähl.
    In der Küche arbeitete ein Mädchen, deren Namen ich leider nicht mehr weiß. Aber ich weiß, dass sie zwei Kaninchen hinten im Hof in einem Käfig hatte und diese abgöttisch liebte. Nello wusste das auch, und jedes Mal, wenn er mit dem Essen nicht zufrieden war, zeigte er auf sie, starrte sie aus seinen funkelnden Augen an und sagte: »Wenn mir morgen der Essen wieder nischt schmeck’, isch nagel der Kaninschööön an die Deck’!«
    Anfangs war die junge Frau noch verstört, aber irgendwann lachte sie nur noch über die Drohung, denn schließlich hatte Nello das nun schon seit mehreren Wochen immer und immer wieder gesagt, und das Essen hatte sich auch nicht nennenswert verbessert. Also wurde dem Nello klar, dass er irgendetwas tun musste, wenn er wieder glaubhaft drohen wollte.
    Eines Mittags hatte er also wieder einmal gegessen und brachte das Geschirr zurück in die Küche. Er schmetterte den Teller scheppernd auf die Theke und rief: »Der Essen hat nischt geschmeck’, und isch hab disch gesag’, was isch mach!« Damit winkte er das Mädchen hinter der Theke hervor und deutete stumm in Richtung unserer Garderobe. Die junge Frau wurde ganz bleich und folgte zitternd seinem Fingerzeig …

    Als sie die Garderobe betrat, sah sie zunächst nichts, denn man brauchte immer einen Moment, bis sich die Augen an das dämmrige Ambiente gewöhnt hatten. Als sie dann etwas besser sehen konnte, fiel ihr Blick als Erstes auf Mehmet, der sie stumm ansah und mit den Schultern zuckte, als wolle er sagen: »Er hat’s dir gesagt.« Dann deutete er nach oben an die Decke …

    Eine Millisekunde später schallte ein markerschütternder weiblicher Schrei durch Poing, und ein weinendes, völlig aufgelöstes Mädchen rannte wild mit den Armen wedelnd quer über die Mainstreet!
    Der Nello aber lachte so sehr, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen, und Mehmet ebenso. Wir alle waren erst einmal recht schockiert über diese grausame Tat, doch dann winkten uns die beiden in die Garderobe und deuteten immer noch lachend an die Decke.
    »Schaust du!«, stieß Nello zwischen zwei Lachanfällen hervor, »Schaust du disch dort oböön!«

    »Dort oböön« bot sich uns ein Bild des Grauens: Tatsächlich hing dort ein Kaninchen kopfüber an der Decke, gehalten von einem dicken Zimmermannsnagel, den man ihm mitten durch den leblosen Körper getrieben hatte!
    Nein, das glaub ich nicht.
    Wart’s ab.
    Doch als sich unsere Augen endlich vollends auf das staubige Halbdunkel eingestellt hatten, erkannten wir erleichtert: Es handelte sich um einen harmlosen Stoffhasen. Diesen hatten Nello und Mehmet an ihrem einzigen freien Tag in der Münchner City erstanden – und sie hatten stundenlang gesucht, um einen zu finden, dessen Fell und Farbe möglichst nah an eins der Original-Kaninchen herankamen. Den und natürlich nicht den echten hatte Nello dann noch vor dem Mittagessen an die Decke genagelt, um sich selbst zum Nachtisch diesen bösartigen Scherz zu kredenzen.
    Das arme Mädel.
    Ja, allerdings. Ich weiß nicht, ob sie danach noch lange bei dir gearbeitet hat.
    In der Küche hatten wir ja immer eine gewisse Personal-Fluktuation.
    Dazu kommen wir noch.
    Ja, dazu kommen wir noch.

Kapitel 16: Der Vollprofi
oder: WuiWui forever
    Von Tommy Krappweis
    E s half wirklich recht effektiv über die Routine hinweg, wenn man sich und den Kollegen mit ein paar mehr oder minder deftigen Streichen den Alltag versüßte. In 95 Prozent der Fälle fanden diese Späßchen statt, ohne den offiziellen Ablauf der Darbietungen zu gefährden. Nur höchst selten schwappte ein besonders saftiger

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