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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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seinem schweren tschechischen Akzent: »Jetzt spielen Wuiwui.« Dann tappte er von der Bühne.

    Einen Moment lang war es still im Saloon, denn irgendwie war diese Situation doch viel zu bizarr und auch zu bedrohlich gewesen, um eine Art inszenierte Pointe zu sein … dachten wir. Doch Juan Tabasco dachte anders. Er lachte sein Blendax-Antibelag-Lachen, applaudierte Frankie hinterher, und als auch die Zuschauer in den Applaus mit einstimmten, schaffte er es sogar, dass sie seinem vorgegebenen Takt folgten, und er sang den »Cattle Call« einfach zum mehr oder weniger rhythmischen Geklatsche des gesamten Publikums zu Ende. Diese hochprofessionelle Profiprofessional-Darbietung profihaften Profiverhaltens war für uns alle einfach zu viel Professionalismus. Wir kapitulierten vor Juan Tabasco mitsamt seinem »WuiWui« und applaudierten von nun an diesem standhaften Soldaten auf der Bühne, der uns allen gezeigt hatte, was es heißt, einen Job durchzuziehen, jedes Mal zusammen mit dem Publikum.

    Applaus für Juan Tabasco auch jetzt noch einmal, zweiundzwanzig Jahre später. Möge seine Gitarre immer noch stinken wie ein Pestfriedhof nach dem Hochwasser und möge er dies nach wie vor ebenso geflissentlich ignorieren wie unsere lächerlichen Versuche, ihn davon abzubringen, das Lied zu singen, das sein Chef ihm befohlen hat.
    Das hast du jetzt schön gesagt.
    WuiWui.

Kapitel 17: Messerwerfer Heinz
oder: Das Naturtalent
    Von Heinz Bründl
    E in großer Vorteil war immer, dass mir niemand etwas vormachen konnte. Ich wusste genau, wie viel oder wenig Mühe dieser oder jener Job in No Name City wirklich machte, denn ich hatte ja selbst alles schon einmal übernommen. Ich hatte die Gebäude mit aufgebaut, ich stand an der Bar, ich war in der Stuntshow. Na ja, und in der Saloonshow war ich zwei Jahre lang Messerwerfer.
    Das wusste ich gar nicht.
    Das war vor deiner Zeit. Ich kann heute sagen, dass ich von meinen Leuten nie irgendetwas verlangte, was ich nicht auch selbst schon gemacht hatte.
    Moment mal, du hast Messer geworfen.
    Ja.
    Aber nie am Messerbrett gestanden.
    Weil dann für die Messer links und rechts nur noch fünf Zentimeter Platz gewesen wäre.
    Okay, das ist ein Grund.
    Das Ganze ging eigentlich damit los, dass ein Messerwerfer fehlte. In der ersten Saloonshow hatten wir eine Coltjonglage, einen Lassowerfer, Musik, Cancan-Mädchen und eigentlich auch sonst alles, was man sich unter einer »Westernschau« so vorstellt – bis auf einen Messerwerfer. Und zur damaligen Zeit …
    … gab’s keine?
    Doch! Aber keinen in unserem Budget.
    Außer dir selbst?
    Ja, ich war im Budget.
    Du warst umsonst.
    Genau.
    Also dachte ich mir, werfe ich halt selber. Dem ging allerdings eine Geschichte voraus: Als wir unseren Probelauf mit der Westernstadt damals in Miesbach hatten, bekam ich zum Geburtstag ein Messerbrett mit Wurfmessern geschenkt. Aus Spaß an der Freud übte ich ein bisschen damit, und erstaunlicherweise ging das von Anfang an ziemlich gut. Ich war wohl ein Naturtalent.
    Zu unserer Eröffnung hatte sich dann das Bayerische Fernsehen angemeldet, und der Redakteur suchte nach irgendeiner besonderen Nummer. Dann sahen sie mir bei meinen Wurfübungen zu, und irgendwer fragte mich: »Trauen Sie sich, das im Fernsehen zu zeigen?« Und ich nickte. Na logisch. Warum nicht?
    Vielleicht, weil du da gerade mal vier Tage geübt hattest?
    Drei.
    Drei … um Gottes willen.
    Ich sollte zum Bayerischen Rundfunk ins Studio kommen und dort auf die damals blutjunge Moderatorin Sabine Sauer werfen. Also packte ich Messerbrett und Messer ein und fuhr dorthin. Angekommen, stellte ich alles auf und übte ein bisschen. Es lief gut, die Messer blieben alle stecken.
    Im Holz oder in der Sabine Sauer?
    Im Holz, ich hab ja erst einmal ohne die Dame geübt.
    Viel später hab ich dann erfahren, dass man gar nicht so fest werfen muss. Es genügt, wenn die Messer ein, zwei Zentimeter tief im Holz stecken. Ich dachte, man müsse schon richtig mit Wucht schmeißen, damit die nicht runterfallen. Bei mir sah man teilweise schon die Messerspitzen auf der anderen Seite vom Messerbrett herausragen. Anscheinend muss das irgendwem aufgefallen sein, dem das dann komisch vorkam, und man schickte den Regisseur vorbei, um mir beim Üben zuzusehen. Der sah, wie ich ein Messer nach dem anderen krachend im Holz versenkte, und wurde etwas bleich. Dann stellte er sich vor mich hin, zeigte zitternd auf mich und rief: »Sie werfen auf die Sabine Sauer nicht!

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