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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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weniger Minuten. Long John war natürlich sofort dabei. Außerdem konnten wir noch Walter für uns gewinnen, der auch zu den Leuten zählte, die schwer nein sagen konnten. Er war nicht nur der Platzwart und wohnte als solcher auf dem Gelände, sondern er fuhr auch die kleine Bimmelbahn und kümmerte sich als eine Art Hausmeister um kleinere Reparaturen. Außerdem mimte er in der Stuntshow den betrunkenen Fotografen und nutzte die Nächte meistens ganz beflissen, um sich in die Rolle tiefer einzuarbeiten.
    Unterstützt hat ihn seine Freundin Maria.
    Maria, welche Maria?
    Maria Cron.
    Ach so, die. Ja, das stimmt.
    Schließlich waren wir komplett, und es konnte losgehen. So begab es sich nun, dass eines folgenschweren Samstagabends ein junger, verdreckter Cowboy in den Saloon platzte, sich mitten zwischen den Leuten auf einen Tisch stellte und hitzig brüllte: »McGraw, wo bist du, du Schwein!«

    Daraufhin sprang besagter McGraw alias Walter wütend auf, schüttelte seinen Gehstock und rief mir durch seine elaborierte Zahnlücke zu: »Ich bin hier, du Hurensohn!«

    So entspann sich ein Streitgespräch, aus dem die Insassen des Saloons ziemlich bald heraushören konnten, dass es wohl um eine uralte Familienfehde ging, die nun neu entfacht worden war, weil der alte McGraw seinen Zaun kurzerhand über den Fluss hinweg auf das andere Ufer ausgedehnt hatte. Somit hatten nun die Rinder der McAllisters keinen Zugang mehr zum Wasser, das sie doch eigentlich den McGraws schon seit Generationen zu Wucherpreisen verkauften, und der Streit war aufs Neue entfacht.
    Er gipfelte schließlich darin, dass der alte McGraw ein dickes Bündel Nuggets in die Höhe hielt und es demjenigen versprach, der dem jungen Großmaul selbiges für immer stopfte.
    Auftritt Long John, komplett in Schwarz gekleidet und mit einer eindrucksvoll geschminkten Narbe im Gesicht.

    Augenblicklich wurde es sehr still im Saloon von No Name City. In die Stille hinein raunte Long John nur vier Wörter: »Das Geld gehört mir.«
    Dann schubste er mich grob durch die Schwingtüren nach draußen, so dass ich erst einmal mit meinem Gesicht ein Stück Mainstreet pflügte. Kaum war ich wieder auf den Beinen, war Long John auch schon neben mir, trat mir in den Bauch und raunte: »Los, Kuhjunge. Bringen wir es hinter uns.«
    Dann drehte er mir seelenruhig den Rücken zu, stapfte mit klingelnden Sporen ein paar Meter die Straße hinunter und drehte sich dann ganz langsam um.

    Inzwischen war auch Walter nach draußen gestürmt, hatte dabei ununterbrochen »DUELL« geschrien und mit dem Gehstock nach DRAUSSEN gezeigt, damit auch die doofsten unter unseren Gästen begriffen, dass dort DRAUSSEN aller Wahrscheinlichkeit nach demnächst ein DUELL stattfand.

    Long John und ich belauerten uns lange, schritten langsam und bedrohlich hin und her und ließen dabei unsere Hände über den Colts im Holster schweben. Der Anblick von zwei Cowboys auf der Mainstreet, die untergehende Sonne im Rücken, muss seine Wirkung gehabt haben, denn ich erinnere mich, dass die Leute wirklich still wurden und uns einfach nur zusahen. Anders als bei der Stuntshow lief auch keine Musik, denn dafür hätten wir Volker bemühen müssen, und wir wollten ja alle überraschen. Auch unsere Kollegen.
    Das habt ihr geschafft.
    Freut mich.
    Aber vor allem mit dem Finale.
    Ich weiß.
    Urplötzlich war es so weit. Ich verlor zuerst die Nerven, riss meinen Revolver aus dem Holster, drückte ab … und verfehlte! Long John blieb ganz ruhig und sah mich nur aus seinen grauen, blitzenden Augen an.
    Ich schoss noch einmal, verfehlte abermals. Meine Hände zitterten, ich griff mit beiden Händen an die Waffe, zielte, verfehlte ihn noch einmal, zweimal, ein letztes Mal … Dann machte es nur noch klick, klick, klick, und alle wussten, dass der junge McAllister jetzt die letzten Sekunden seines wenig glorreichen Daseins erlebte.

    Long John gestattete sich ein leises, verächtliches Lachen und setzte sich langsam in Bewegung. Gemessenen Schrittes kam er immer näher, während ich panisch versuchte nachzuladen, die Patronen fallen ließ, danach im Sand herumtastete, versagte und just in dem Moment aufblickte, als der schwarze Killer direkt vor mir stand und ohne jede Hast seinen Colt zog.
    Ich sprang auf, flüstete »Nein …«, doch da ertönte auch schon ein peitschender Schuss …

    Die Zuschauer starrten mich an, und ich wusste ganz genau: Jetzt gebe ich ihnen meinen sterbenden Schwan. Eine Sterbeszene:

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