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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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unten im Auto, und ich fragte den Wilhelm: »Wohin jetzt?« Der sagte: »Nach Kleindingharting.« Also Motor an und los. Wir kamen uns vor wie Maria und Josef.
    Ein ganz bezaubernder Vergleich, Heinz.
    Danke.
    Und irgendwann landeten wir auf unserer Odysee in Poing. Der Wilhelm kannte den dortigen Bürgermeister recht gut, und seltsamerweise schmiss der uns nicht gleich wieder raus. Ganz im Gegenteil, er fuhr mit uns rüber ins Industriegebiet und zeigte, dort angekommen, auf einen freien Platz mitten zwischen einer Tankstelle, einem Baumarkt und einer Lagerhalle. »Da«, sagte er. Ich weiß das noch, als wär’s heute gewesen. »Das ist das Gelände vom Katra-Konzern, ich glaub, das kann man mieten.« Ich schüttelte nur den Kopf, denn das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt.
    In Ising standen wir am See, hinter uns Bäume, überall grün – einfach wunderschön. In Miesbach waren wir immerhin auf einem freien Feld, und das nächste Gebäude war weit genug weg. Aber hier, zwischen diesen Hallen, das war einfach grausig.
    Warum hast du dann dort gebaut?
    Weil uns nix anders übriggeblieben ist.
    Ja, das ist ein Grund.
    Ich weiß noch, wie niedergeschmettert ich war, als ich zusammen mit meinem Stiefvater Hans die ersten Pflöcke einschlug, um das Gelände auszumessen. Ich hab mir immer eingeredet: Okay, es ist nah an der Autobahnausfahrt, in einem Industriegebiet, wo wir Lärm machen können, es gibt keine Umweltschutzauflagen wegen Fröschen oder irgendwelchen Käfern, es ist bezahlbar, es ist bezahlbar, bezahlbar … Trotzdem war ich wirklich sehr unzufrieden.
    Eigentlich wurde das erst besser, als mir ein Mädchen von der Staatsoper auf die Betonwand der Lagerhalle ein riesiges Bild mit einer Wüste und Death-Valley-artigen Gesteinsformationen malte. Damit wurde es wirklich viel erträglicher.
    Und ihr habt dann da einfach auf dem freien Feld herumgemessen?
    Ja klar. Das muss ja ausgemessen werden.
    Wusstet ihr, wie das geht?
    Nein.
    Da gibt’s aber Leute, die so was beruflich machen.
    Ja, wir nicht.
    Wir fingen einfach mal an. Ich dachte mir, dass die Leute zur Zeit des Goldrauschs vorher auch nicht alles ausgemessen hatten, sondern jeder einfach losbaute.
    Da wird sich auch keiner beschwert haben, dass da kein Bild vom Death Valley auf der Felswand ist.
    Sicher nicht. Die hatten andere Sorgen.
    Und ihr auch.
    Und wie.
    Der Hans war Zimmerer und hatte eine super Truppe. Ruck, zuck hatten sie diese Gebäude da hingeschmettert, das war schon toll. Und ich lief dazwischen hin und her mit meinem Plan …
    … den du selbst gezeichnet hattest?
    Ja.
    Respekt.
    Hast du den Plan mal gesehen?
    Nein, warum?
    Weil du dann was anderes gesagt hättest.
    Oh.
    Ich versuchte, das irgendwie in Bahnen zu lenken. Immer, wenn wieder ein Gebäude stand, maßen wir den restlichen Platz ab und schauten nach, ob noch alles stimmte. Und wenn es nicht mehr stimmte, machten wir eben einen neuen Plan. Nun ja, ich kürze das mal ab. Nach vielen Wochen knüppelharter Arbeit standen wir dann irgendwann tatsächlich mitten in einer Westernstadt, die so authentisch war wie nichts, was es sonst in Europa gab.
    »Europas authentischste Westernstadt.«
    Ganz genau.
    Über den Spruch wollte ich eh immer mal mit dir reden.
    Was denn!? Der war super!
    Das wollt ich eigentlich sagen, ja.
    No Name City war sogar für amerikanische Verhältnisse verdammt realistisch. Denn wir hatten vor allem am Anfang überhaupt keinen Kitsch. Nicht einmal im General Store. Erst später kamen dann doch die moderneren Süßigkeiten und das ganze Zeug dazu. Aber am Anfang war sogar das Essen so historisch, wie es eben ging. Die Süßigkeiten wurden aus dem Glas verkauft, und es gab Plombenzieher und Bärendreck – also Lakritze und solche Sachen, die man auch damals nicht mehr so leicht kaufen konnte.
    Dieses Gefühl, auf der Mainstreet zu stehen, rundum die Häuser mit den aufwendig gestalteten Schildern, die wir direkt von alten Fotos und Illustrationen abgemalt hatten … nirgendwo eine Fernsehantenne oder ein Strommast …
    … rechts eine angemalte Betonwand …
    Ach jetzt komm, so schlecht war die nicht.
    Es war auf jeden Fall mit Bild besser als ohne.
    Na also.
    Ein bisschen …
    So stand ich also da, in der Hand den Plan, und ehrlich gesagt, war ich schon ganz schön stolz. Immer wieder hob ich den Plan hoch, schaute mir ein gezeichnetes Gebäude an, ließ dann den Plan sinken und schaute zu, wie dahinter das echte Gebäude erschien. Das war

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