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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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für den Nici
oder: Mehr Balken bitte
    Von Heinz Bründl
    I ch kannte den Nici alias »Buffalo Child« schon seit 1968 von den Karl-May-Festspielen. Er war bereits damals eine tolle Erscheinung und zog bis zu 50000 Leute im Jahr an.
    Hauptsächlich Frauen nehme ich an.
    Allerdings. Da konnte man schon ein bisschen neidisch werden.
    Als sich irgendwann abzeichnete, dass ich eine Westernstadt bauen würde, erzählte ich ihm davon, und er meinte: »Wenn du mir ein indianisches Erdhaus baust, dann komm ich zu dir.«
    Also gut, dachte ich mir, bau ich eben ein indianisches Erdhaus, plante es beim Bau von No Name City einfach mit ein und drückte den Zimmerern die Aufzeichnung in die Hand.
    So einfach geht das.
    Ja, ging ganz leicht.
    Die Indianer hatten das damals schließlich auch ganz ohne moderne Hilfsmittel hinbekommen, und ich dachte, das kann nicht so arg schwierig sein. Kurz zur Geschichte: Solche Erdhäuser bauten sogenannte halbsesshafte Stämme, zu denen viele nordamerikanische Indianervölker gehörten, wie etwa die Mandan in North Dakota. Im Wesentlichen bestanden die Häuser aus Holzbalken und Stangen, die mit Lehm aus dem Missouri verschmiert wurden. Da der Lehm rotbraun ist, sieht das Ganze dann aus wie eine Erdkuppel, allerdings mit einem Durchmesser von bis zu vierzehn Metern. Und so was musste ich jetzt eben bauen, damit der Nici zu mir kam.
    Zusammen mit den 50000 Frauen …
    Ja, im allerbesten Fall.
    Als es fertig war, hatten in meinem Erdhaus so um die 200 Menschen Platz. Und dann luden wir noch einen Statiker ein.
    … als es schon stand!?
    Ja klar, vorher hätt mich der ja nur genervt.
    Natürlich.
    Das war eigentlich ganz lustig, der Statiker rumpelte in das Erdhaus hinein und schaute sich ganz verwundert um. Dann sagte er so was wie: »Was ist denn das?« Und ich antwortete: »Das ist ein indianisches Erdhaus.«
    Darauf er: »So etwas gibt es nicht.« Drauf ich: »Doch. Sie stehen gerade drin.«
    Er wurde dann etwas stiller und schaute sich die Dachbalken und alles ganz genau an. Ab und zu schüttelte er den Kopf. Ob er immer noch erstaunt darüber war, dass er nun in etwas stand, das es seiner Meinung nach nicht gab, oder ob er mit dem Kopfschütteln die Bauweise meinte, war nicht zu erkennen. Schließlich fragte ich ihn, warum er so zweifelnd aussehe und ob da irgendwelche Probleme auf mich zukämen. Da drehte er sich um und schaute mich an, als wär ich nicht ganz dicht.
    Das zieht sich so ein bisschen durch deine Biographie.
    Dass mich Leute so anschauen? Ja, aber ich gewöhn mich langsam dran.
    Der Statiker redete mit mir wie mit einem Wahnsinnigen, dem man irgendwie erklären muss, dass er bitte die Waffe weglegt und von dem Dach runterkommt. Und das möglichst, ohne dass er die Handgranate fallen lässt.
    »Lieber Herr Bründl …«, sagte er, »… dieses sogenannte Erdhaus kann es nicht geben, weil es das nicht geben kann. Und bitte sagen Sie mir jetzt nicht, es stünde doch hier, denn es darf hier nicht stehen, und es wird auch nicht mehr lange stehen. Ich glaube sogar, wir sollten jetzt ganz schnell hier rausgehen, und das sollten wir tun, ohne dabei gegen diese Balken zu stoßen oder zu nah dran vorbeizu…«
    Aber da war ich schon ein bisschen genervt, und bevor er zu Ende sprechen konnte, holte ich mit dem Fuß aus und trat gegen den Balken neben mir. Es krachte sauber, der Statiker rollte sich schreiend zusammen wie ein Igel und hielt seine Aktentasche über den Kopf.
    Das hilft auf jeden Fall gegen einstürzende Erdhäuser.
    Die Aktentasche? Ja, ganz bestimmt.
    Es regnete ein bisschen Lehm, irgendwo knackte es noch mal, und das war’s. Alles stand noch. Der Statiker faltete sich langsam wieder auseinander und war kalkweiß. »Tun … Sie … das … nie, nie, nie … mehr … wieder«, sagte er leise und schlich dann ganz vorsichtig, ohne mich aus den Augen zu lassen, so halb seitwärts aus dem Erdhaus.
    Draußen schnappte er erst einmal ziemlich hektisch und recht flach ein paar Mal nach Luft. Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, klappte er seine Aktentasche auf und holte eine Art Protokoll raus. Darauf hakte er dann Sachen ab. Beziehungsweise strich Dinge durch.
    »Baustoffe: Holz und Lehm … Dachform: … Kuppelartig … Witterungsschutz: Holz und Lehm … Dachbelag: Holz und Lehm …«
    »Und Gras«, ergänzte ich. »Und … Gras …«, schrieb der Statiker dazu. Er schaute mich an, seufzte und zerknüllte das Protokoll, ohne hinzuschauen, in der

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