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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schien sogar bemüht, sich hilfreich zu erweisen. Und das, überlegte Poirot, passte nicht ganz ins Bild. Denn warum sollte Joe Burch sich bemühen, einen unbekannten Ausländer freundlich zu stimmen? Der Grund konnte nur sein, dass der Fremde einen Brief von Kommissar Spence mitgebracht hatte.
    Joe Burch war also bemüht, sich mit der Polizei gut zu stellen?
    Vielleicht ein Mann mit einem schlechten Gewissen. Warum? Es konnte so viele Gründe geben – keiner von ihnen brauchte etwas mit Mrs McGintys Tod zu tun zu haben. Oder war das Kinoalibi einfach schlau gefälscht, und war es Joe Burch gewesen, der an die Tür des Häuschens geklopft hatte, von Tantchen eingelassen worden war und dann die nichtsahnende Alte niedergeschlagen hatte? Er hätte dann die Schubladen herausgezogen und das Zimmer in Unordnung gebracht, damit es nach Raub aussähe, das Geld schlau im Garten versteckt, um James Bentley zu belasten, denn er war nur auf das Geld von der Sparkasse aus. Zweihundert Pfund, die seine Frau erbte und die er, aus einem unbekannten Grund, dringend brauchte. Poirot fiel ein, dass die Waffe nie gefunden worden war. Warum hatte man sie nicht auch auf dem Schauplatz des Verbrechens gelassen? Jeder Dummkopf war schlau genug, um Handschuhe zu tragen oder seine Fingerabdrücke abzuwischen. Warum hatte man die Waffe, die sehr schwer und scharfrandig gewesen sein musste, wieder mitgenommen? Etwa weil man leicht hätte feststellen können, dass sie zum Haushalt der Burchs gehörte? War diese Waffe, gewaschen und geputzt, jetzt hier im Hause? So eine Art Fleischhacke, hatte der Polizeiarzt gesagt – aber offenbar doch keine richtige Fleischhacke. Vielleicht etwas, das ein bisschen ungewöhnlich war, etwas, das man leicht identifizieren konnte? Die Polizei hatte die Tatwaffe gesucht, aber nicht gefunden. Sie hatte Wälder durchforstet, Teiche durchfischt. Aus Mrs McGintys Küche fehlte nichts, und niemand konnte aussagen, dass James Bentley etwas dergleichen besaß. Man hatte nicht feststellen können, dass er eine Fleischhacke oder ein ähnliches Gerät gekauft hatte. Ein kleiner, wenn auch indirekter Punkt zu seinen Gunsten. Wegen des Gewichts der anderen Indizien übersehen. Aber doch ein Punkt…
    Poirot musterte rasch das ziemlich überfüllte kleine Wohnzimmer, in dem er saß.
    War die Waffe hier, irgendwo in diesem Hause? War Joe Burch deshalb so nervös und entgegenkommend?
    Poirot wusste es nicht. Er glaubte es eigentlich nicht. Aber er war nicht völlig sicher…

6
     
    I m Büro von Breather & Scuttle wurde Poirot nach kurzem Warten in das Zimmer von Mr Scuttle selbst geführt.
    Mr Scuttle war ein flinker, beweglicher Mann mit einer herzlichen Art.
    »Guten Morgen, guten Morgen.« Er rieb sich die Hände. »Nun, was kann ich für Sie tun?«
    Sein geschultes Auge betrachtete Poirot, versuchte ihn einzuordnen und machte gewissermaßen eine Reihe von Randbemerkungen.
    Ausländer. Gut gekleidet. Wahrscheinlich reich. Restaurantbesitzer? Hoteldirektor? Film?
    »Ich hoffe, Ihre Zeit nicht ungebührlich in Anspruch zu nehmen. Ich möchte mit Ihnen über Ihren ehemaligen Angestellten James Bentley sprechen.«
    Mr Scuttles ausdrucksvolle Augenbrauen hoben sich mit einem Ruck und senkten sich wieder.
    »James Bentley. James Bentley?« Und dann schnell: »Presse?«
    »Nein.«
    »Sie sind doch wohl nicht von der Polizei?«
    »Nein. Wenigstens nicht von der englischen.«
    »Nicht von der englischen… Worum geht es denn?«
    »Ich rolle den Fall James Bentley neu auf – auf Ersuchen von Verwandten.«
    »Wusste gar nicht, dass er welche hatte. Na, man hat ihn schuldig gesprochen, wissen Sie, und zum Tode verurteilt.«
    »Aber noch nicht hingerichtet.«
    »Solange man lebt, hofft man, wie?« Mr Scuttle schüttelte den Kopf. »Möchte doch dran zweifeln. Die Beweise waren stark. Wer sind diese Verwandten?«
    »Ich darf Ihnen bloß sagen, dass sie reich und einflussreich sind. Unheimlich reich.«
    »Sie überraschen mich.« Mr Scuttle taute wider Willen ein wenig auf. Die Worte ›unheimlich reich‹ klangen schön und irgendwie hypnotisch. »Ja, Sie überraschen mich wirklich.«
    »Bentleys Mutter, die verstorbene Mrs Bentley«, erklärte Poirot, »hatte sich völlig von der Familie losgesagt.«
    »Eine dieser Familienfehden, wie? Na, na. Und der junge Bentley ohne einen Pfennig in der Tasche. Schade, dass diese Verwandten ihm nicht eher geholfen haben.«
    »Sie haben erst jetzt alles erfahren«, erklärte Poirot. »Sie haben

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