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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mich beauftragt, so rasch wie möglich hierher zu fahren und alles zu tun, was in meinen Kräften steht.«
    Mr Scuttle lehnte sich zurück und wurde weniger geschäftlich. »Wüsste nicht, was Sie tun könnten. Vielleicht Geistesgestörtheit? Ein bisschen spät dafür – aber wenn man einen der großen Medizinmänner für sich gewinnen kann… Natürlich kenne ich mich in diesen Dingen nicht aus.«
    Poirot beugte sich vor.
    »Monsieur, James Bentley hat hier gearbeitet. Sie können mir gewiss etwas über ihn erzählen.«
    »Mächtig wenig zu erzählen – mächtig wenig. Er war einer unserer kleineren Angestellten. Nichts gegen ihn zu sagen. Schien ein völlig anständiger Bursche zu sein, ganz gewissenhaft und so weiter. Aber keine Ahnung vom Verkaufen. Der konnte einfach kein Geschäft zustande bringen. Das ist in diesem Beruf nicht gut. Wenn eine Kundschaft zu uns kommt und ein Haus verkaufen will, dann sind wir dazu da, es zu verkaufen. Wenn jemand ein Haus haben will, verschaffen wir ihm eines. Wenn es ein Haus ist, das einsam dasteht und keine moderne Einrichtung hat, betonen wir, wie alt es ist, sagen, dass es stilecht ist – und sprechen nicht von der Installation. Und wenn ein Haus gerade auf die Gasanstalt blickt, reden wir über die Installation und die moderne Einrichtung und erwähnen die Aussicht nicht. Den Kunden ködern – das müssen wir. Da gibt es alle möglichen kleinen Kniffe. ›Wir raten Ihnen, Madame, sofort ein Angebot zu machen. Da ist ein Abgeordneter, der sich dafür interessiert. Sehr interessiert. Wird es sich heute Nachmittag wieder ansehen.‹ Darauf fallen alle herein – ein Abgeordneter ist immer gut. Hab keine Ahnung, warum. Kein Abgeordneter wohnt jemals außerhalb seines Wahlkreises. Es klingt bloß so solide.« Er lachte plötzlich und zeigte dabei ein schimmerndes Gebiss. »Psychologie, das ist es – einfach Psychologie.«
    Poirot stürzte sich auf das Wort.
    »Psychologie. Wie Recht Sie haben. Ich sehe, dass Sie Menschen beurteilen können.«
    »Nicht zu schlecht«, sagte Mr Scuttle bescheiden.
    »Und darum frage ich Sie nach Ihrem Eindruck von James Bentley. Im Vertrauen – streng im Vertrauen – glauben Sie, dass er die alte Frau getötet hat?«
    Scuttle schaute ihn verwundert an.
    »Natürlich.«
    »Und Sie glauben auch, dass es, psychologisch gesprochen, das war, was man von ihm erwartet hätte?«
    »Nun – wenn Sie das so formulieren – nein, eigentlich nicht. Ich hätte nicht geglaubt, dass er den Mut dazu hätte.«
    »Sie hatten keinen besonderen Grund, ihn zu entlassen?«
    Scuttle schüttelte den Kopf.
    »Schlechte Saison. Das Personal hatte nicht genug zu tun. Wir haben den Untüchtigsten entlassen. Das war Bentley. Haben ihm ein gutes Zeugnis und so weiter gegeben. Er hat aber keine andere Stellung bekommen. Kein Schwung. Machte einen schlechten Eindruck.«
    Es lief immer wieder darauf hinaus, dachte Poirot, als er das Büro verließ. James Bentley machte einen schlechten Eindruck. Er tröstete sich damit, dass er an verschiedene Mörder dachte, die er gekannt hatte. Die meisten Leute hatten sie höchst charmant gefunden.
     
    »Verzeihung, haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich hersetze und ein paar Worte mit Ihnen spreche?«
    Poirot, der an einem kleinen Tisch in der »Blauen Katze« saß, sah überrascht von der Speisekarte auf, die er eben studiert hatte. Es war ziemlich dunkel in der »Blauen Katze«, die es darauf anlegte, mit Eichentäfelung und verbleiten Butzenscheiben einen gediegen-altmodischen Eindruck zu machen. Aber die junge Frau, die sich ihm gegenübergesetzt hatte, stach hell von dem dunklen Hintergrund ab.
    Sie hatte auffallend goldenes Haar und trug ein leuchtendblaues Kostüm mit Pullover. Außerdem wusste Hercule Poirot, dass er sie vor kurzem irgendwo gesehen hatte.
    Sie fuhr fort:
    »Es ließ sich nicht vermeiden, wissen Sie, etwas von Ihrem Gespräch mit Mr Scuttle aufzufangen.«
    Poirot nickte. Er hatte gleich gesehen, dass die Unterteilungen im Büro von Breather & Scuttle eher aus praktischen Gründen gemacht worden waren, und weniger um die Ungestörtheit zu sichern. Das hatte ihn nicht geniert, da er vor allem wollte, dass möglichst viele Leute von seiner Arbeit wüssten.
    »Sie haben auf der Maschine geschrieben«, sagte er. »Rechts vom hinteren Fenster.«
    Sie nickte. Ihre Zähne leuchteten weiß auf, als sie zustimmend lächelte. Eine sehr gesunde junge Frau mit einer üppigen, guten Figur, die Poirot gefiel. Etwa drei- oder

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