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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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anpassen konnte, so dass es für Videotheken, Tankstellen oder Apotheken gleichermaßen taugte. Als Ende der Neunzigerjahre auch dieser Markt zu schwächeln begann, stieß Mono zufällig auf eine Zeitungsannonce, in der eine Firma mit Schweizer Kapital einen Senior System Engineer suchte.
    Er besprach sich mit Fernando und den anderen, aber keiner konnte sich einen Reim auf das Wort » senior« machen: Dieses Wort kannten sie nur im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft für Ex-Fußballprofis.
    Jedenfalls bewarb sich Mono und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Wie sich herausstellte, wollten die Schweizer expandieren, Gesundheitszentren, Kliniken, Sanatorien usw. mit IT -Systemen ausstatten. Mono beschrieb lang und breit das Modul, das er Gott und der Welt verkauft hatte, und wurde tatsächlich eingestellt, zu einem Gehalt, mit dem er nicht einmal in seinen kühnsten Träumen gerechnet hätte.
    Als sie abends in einer Kneipe seinen Erfolg feierten, zwang sich Fernando zu vorübergehender Nüchternheit und fragte Mono: »Sag mal, Monito, weißt du inzwischen, was › Senior System Engineer ‹ bedeutet?«
    Mono blinzelte ihn verwundert an. »Nein, hab nicht danach gefragt.«
    »Das ist das mit der WM , jede Wette«, befand Ruso, dessen Fernet-Branca-Pegel bereits weit über Normalmaß gestiegen war.
    Mauricio runzelte die Stirn. Er war zwar bei dem Bewerbungsgespräch nicht dabei gewesen, aber er wusste genau, was ein Senior System Engineer war.
    »Ihr wisst tatsächlich nicht, was ein Senior System Engineer ist?«, fragte er einen Tick überheblich.
    Aber die anderen waren so betrunken, dass sie nicht nur die Arroganz in seiner Stimme überhörten, sondern sich voll auf die Frage konzentrierten, welche Mannschaften an besagter WM für Ex-Profis teilgenommen hatten und wie die Spiele ausgegangen waren.
    17
    »Fer, kann ich dich was fragen?«
    Ruso und Fernando lehnen an der Glasfront des Büros. Fernando macht diese lasche Haltung ganz verrückt. Diese Trägheit. Ihre öffentliche Zurschaustellung. Jeder Autofahrer, jeder Passant sieht, wie sie faul vor der Waschanlage herumstehen. Und das bei dem schönen Wetter.
    »Sollen wir nicht lieber reingehen?«, fragt Fernando schließlich.
    »Wieso? Ist doch wunderbar hier draußen«, erwidert Ruso. Fernando schluckt. Am Ende hat Mauricio noch Recht, wenn er ihn als neurotisch bezeichnet. Aber sie können hier doch nicht einfach so herumstehen!
    »Wollen wir eine Runde um den Block drehen?«, schlägt er in seiner Not vor.
    »Äh … Na gut«, stimmt Ruso etwas verwundert zu.
    Na also. Soll Ruso ihn fragen, was er will, jetzt ist Fernando ganz Ohr. »Worüber wolltest du mit mir sprechen?«
    »Als du … als du dich von Cristina getrennt hast …«
    Am liebsten würde Fernando das Gespräch an Ort und Stelle beenden. »Ja?«, sagt er dennoch.
    »Nichts … Ich hab mich nur gefragt … na ja, wie … wie ihr zu der Entscheidung gelangt seid, ich meine …«
    Fernando hat die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans und kratzt sich durch den Stoff hindurch am Oberschenkel. »Steht’s so schlimm zwischen dir und Mónica?«
    »Nein, nein, das nicht«, erwidert Ruso, aber es klingt so zweifelnd, dass die Lüge offensichtlich ist. »Oder doch. Sie redet einfach nicht mehr mit mir. Ich weiß nicht, was ich machen soll, Mann.«
    Sie biegen um die Ecke. Fernando sieht einen Stein auf dem Bürgersteig liegen. Rund, nicht sehr groß. Ein Stück weiter weg steht ein Telefonmast. Er nimmt Anlauf und kickt den Stein in Richtung Pfosten. Wenn er trifft, gewinnt er. Was, ist unklar, aber er gewinnt. Sein Schuss geht knapp daneben.
    »Heißt das, dass ihr euch trennt? Willst du dich trennen, Ruso?«
    »Ich doch nicht!«
    »Hat Mónica von Trennung gesprochen?«
    Ruso überlegt einen Moment. »Nein, nicht direkt. Aber sie sagt, sie hätte es satt, so könnte es nicht weitergehen, es würde alles immer schlimmer.«
    »Was? Mit dem Geld oder mit euch?«
    »Na ja, mit dem Geld, würde ich sagen. Aber manchmal bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ständig macht sie ein finsteres Gesicht. Ist sauer auf mich.«
    Fernando denkt über das Gehörte nach.
    »Hör mal, Ruso. Mir scheint, ich bin der Allerletzte, der dir einen guten Rat geben kann.«
    »Warum?«
    »Weil meine Ehe ein Desaster war. Darum.«
    »Aber das mit Cristina, das war doch nicht immer ein Desaster, oder?«
    Fernando nimmt sich Zeit, bevor er antwortet. »Stimmt. War nicht immer so schlimm.« Sie hatten sich mal richtig

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