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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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zufällig frei hatte und zu Hause war.«
    Wieder denkt Ruso fieberhaft nach, versucht zu begreifen, aber es fällt ihm schwer. Nicht es zu begreifen fällt ihm schwer, sondern es zu akzeptieren. Oder beides.
    »Dadurch haben Sie alles ruiniert«, sagt Pittilanga, und wieder ist ihm anzumerken, wie wütend er ist.
    »Wodurch?«
    »Dass Sie meinen Vater darauf hingewiesen haben.«
    »Worauf?«
    »Wie, worauf? Dass er seine Einwilligung geben muss, wenn ich das Land verlassen will. Die Sache mit der Volljährigkeit.«
    Ruso versucht weiterhin, sich einen Reim darauf zu machen. Wie kann das sein? Er spürt, dass er zurück an den Anfang gehen und seine Schlussfolgerungen neu überdenken muss. Was er als Pech angesehen hat, als dämliches Verhalten von Marios Vater, stellt sich jetzt ganz anders dar. Als Mauricio, der ein künstliches Problem erzeugt. Als Mauricio, der Gift verabreicht. Aber zu welchem Zweck? Ruso zögert. Sein letztes Fünkchen Verstand sagt ihm, dass der Junge nichts merken darf. »Mauricio hat ihn nur angerufen, um uns bei dem Treffen unnötigen Ärger zu ersparen.«
    »Hab ich mir schon gedacht«, antwortet Pittilanga. »Aber wenn Sie mich fragen, wär’s besser gewesen, meinem Vater nichts zu sagen.« Pittilanga klingt jetzt nicht mehr so angriffslustig, als hätte es ihn beruhigt, seinem Protest Luft zu verschaffen. »Wollt’s nur gesagt haben. Aber okay. Ist halt so, wie’s ist. Nützt nichts, sich jetzt noch aufzuregen. Was soll’s.«
    »Genau. Was soll’s. Aber keine Angst, Mario. Irgendwas tut sich schon auf, das versprech ich dir. Wann fährst zu zurück nach Santiago?«
    »Heute Abend.«
    »Ah, ich dachte, wir könnten noch zusammen einen Kaffee trinken.«
    »Beim nächsten Mal.«
    »Klar, beim nächsten Mal. Sag rechtzeitig Bescheid, dann machen wir was aus.«
    »Okidoki. Bis bald.«
    »Mach’s gut, Mario. Und gute Fahrt.«
    Er hört, wie ihn die Mädchen rufen.
    »Ja, ich komme!«, sagt er, aber er hat das Gefühl, dass er nie wieder aufstehen kann.
    »Dano! Wo bleibst du denn? Jetzt kommt gleich der beste Teil!«
    Soll er es Mónica sagen oder nicht? Und Fernando? Eigentlich will er nicht, aber Fernando ist ein Zauberer, der Gedanken lesen kann. Oder er ein Idiot, dem man alles an der Nasenspitze ansieht. Er geht ins Esszimmer. Stellt das Telefon zurück in die Basisstation. Setzt sich.
    »Komm, Papa«, sagt Ana und zieht ihn am Ärmel, während sie auf den Bildschirm starrt.
    Ruso betrachtet die drei. Denkt an Fernando. Denkt an Mauricio. Mónica sieht ihn an und runzelt die Stirn. Offenbar macht er ein besorgtes Gesicht. Er lächelt, damit die Falten auf ihrer Stirn verschwinden.
    »Ist das der lebende oder der tote Zwilling?«, fragt er die Rusitas.
    »Der lebende, Papa. Siehst du nicht, wie er spricht und sich bewegt?«
    »Stimmt«, räumt er ein. Die drei sehen zum Bildschirm. Ruso schenkt die Gläser noch mal voll. Und denkt: Manchmal muss man aus Liebe auch etwas verschweigen.
    39
    Mauricio sieht in seinem Kalender nach: Er hat einen Termin mit Richter Benavente vereinbart, obwohl er zu einer Anhörung muss. Er drückt auf den Knopf der Sprechanlage.
    »Ja?« Die Stimme seiner neuen Sekretärin klingt leicht verzerrt.
    »Ich hab ein Problem, Natalia. Offenbar –«
    »Du hast einen Termin mit Richter Benavente ausgemacht und vergessen, dass du zu einer Anhörung musst, richtig?«
    Mauricio lächelt. Diese jungen Dinger sind ein Fluch. Natalia wurde ihm zugeteilt, als Soledad zu Ignacio versetzt wurde. Eine Lösung. Eine Atempause. Das Problem ist nur, dass sie nicht nur genauso effektiv arbeitet wie Soledad, sondern sogar noch appetitlicher ist. Wenn das überhaupt geht, denkt Mauricio und schüttelt den Kopf, weil auch Soledad schon ein heißer Feger war.
    »Sag mir, dass du mich retten wirst, Nati.«
    »Dann müssen wir wohl das Treffen mit Benavente verschieben …«
    Ihre Stimme scheint zu lächeln. Das »Nati« war eine verschlüsselte Botschaft oder, besser noch, eine Vorhut. Dieses Lächeln in der Stimme, das mögliche Erröten im Büro nebenan sind der Beweis dafür, dass die Vorhut lebend zurückgekehrt ist. Keine Minenfelder, keine Heckenschützen. Das Leben ist schön.
    »Ausgezeichnet. Ich lege es in deine heiligen Hände, die perfekte Ausrede zu finden.«
    Erneutes Lächeln. Und die Hoffnung, dass diese Hände bald nicht mehr ganz so heilig sein werden. Weil die Leitung noch steht, bekommt er mit, dass Natalie mit jemandem spricht.
    »Mauricio? Hier ist ein Freund

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