Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
Williams. Was du verbockt hast, dürfen dann deine Freunde wieder ausbügeln.«
»Verbockt? Was soll ich verbockt haben?«
»Das fragst du noch? Schon vergessen, was gerade passiert ist?«
Mauricio ist immer noch die Ruhe selbst. »Daran soll ich schuld sein? Merkst du überhaupt, was du da sagst?«
»Wer denn sonst? Ruso? Oder ich?«
»Nein, du Blödmann. Aber ich eben auch nicht. Wer hätte denn ahnen können, dass Marios Vater alles ruinieren würde?«
»Wer? Wer, fragst du? Wer war denn für die rechtliche Seite zuständig?«
»Die rechtliche Seite? Wer hat die Verträge aufgesetzt? Ich! Die Transferdokumente vorbereitet? Ich! Woher hätte ich wissen sollen, dass der › Vorstadtneger ‹ so einen Aufstand machen würde?«
»Jetzt ist das also das Problem, dass ich › Vorstadtneger ‹ gesagt habe.«
»Na ja, hilfreich war’s jedenfalls nicht.«
»Klar, hätt ich es nicht gesagt, wär der Verkauf problemlos über die Bühne gegangen. Bist du so blöd oder tust du nur so?«
»Ach, Fernandito! Wann begreifst du endlich, dass das Leben kein Wunschkonzert ist? Man muss ja nur deine Küche gesehen haben, dann weiß man schon, wie du drauf bist.«
»Meine Küche? Was hat meine Küche damit zu tun?«
Mauricio wendet sich an Ruso. »Erinnerst du dich an die Streichhölzer?«
Ruso blinzelt nur.
»Was soll sein mit den Streichhölzern?«
»Er hebt sie auf«, sagt Mauricio an Ruso gewandt, als würde er genießen, dass er damit Fernando noch mehr reizt. »Er hebt tatsächlich die gebrauchten Streichhölzer auf. In einem der beiden Fächer. In dem einen Fach die neuen, in dem anderen die gebrauchten.«
»Halt die Klappe.«
»Für den Fall, dass er mal ein zweites Herdfeuer anmachen muss. Kaum zu glauben, aber wahr.«
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
»Es spricht Bände über dich, Fernando!« Erst jetzt wendet sich Mauricio wieder an ihn. »Planen. Kontrollieren. Für nichts und wieder nichts! Niemand hebt gebrauchte Streichhölzer auf. Niemand. Wenn sich doch mal der Scheißzufall ergibt, dass man ein zweites Scheißherdfeuer anzünden muss, zündet man eben ein neues Scheißstreichholz an. Auch du, Fernando!«
Fernando sieht ihn wütend an, sagt aber nichts.
»Das Leben ist kein Wunschkonzert, Fernando, das Leben ist Chaos. Du kannst es nicht kontrollieren.«
»Und du schon, du Arschloch?«
»Glaubst du, ich habe weniger Recht, wenn du mich beleidigst?«
Mauricio steht auf und sammelt die Verträge ein.
»Jetzt spielt er auch noch die beleidigte Leberwurst«, sagt Fernando an Ruso gewandt, der es satthat, dass man ihn als stummen Zeugen missbraucht.
»Nein, aber deine Vorwürfe sind ungerecht. Schließlich bin ich kein Hellseher.«
»Nein, das nicht. Aber ich muss dir ständig in den Arsch treten, damit du mal was für uns tust. Und jetzt hast du mal was für uns getan, und schon hast du’s verpfuscht.«
»Und du kriegst immer alles glänzend hin, oder was?«
»Nein, aber ich hab mir wenigstens den Arsch aufgerissen, während du dir nur die Eier gekrault hast.«
»Die Eier gekrault? Darf ich dich daran erinnern, dass ich das Geld beigesteuert habe, um Prieto zu bestechen?«
»Das Geld hast nicht du beigesteuert, das Geld hat deine Versicherung beigesteuert. Oder hast du es etwa aus deiner eigenen Tasche bezahlt?«
»Glaubst du etwa, die Versicherungssumme hat gereicht? Ich hab noch einiges drauflegen müssen.«
»Wirklich? Das tut mir aber leid. Bestimmt musstest du zwei Monate lang jeden Tag Polenta essen, um es wieder reinzuholen. Wenn ich mich nicht täusche, hat es sogar für ein neueres Modell gereicht, oder?«
»Zehntausend musste ich drauflegen!«
»Soll ich jetzt aufstehen und applaudieren? Betrachte es als ein kleines Opfer für die Sache. Ruso und ich sind monatelang durch die Pampa gereist, um die Spiele zu filmen. Da bist du ziemlich billig weggekommen, findest du nicht?«
»Hast du schon Heiligenbildchen von dir drucken lassen? Im Ernst, die wären der Renner! Fernando der Märtyrer. Warum versuchst du das nicht mal?«
Fernando verstummt, starrt aus dem Fenster. Er ist rot wie eine Tomate, aber er hält den Blick starr nach draußen gerichtet. Mauricio hat inzwischen die Verträge eingesammelt und macht den Verschluss der Mappe zu. Sein Blick trifft auf Ruso, der ihm solidarisch zuzwinkert. Diesmal war es Fernando, der zu weit gegangen ist.
»Ciao, Ruso«, sagt Mauricio, geht und macht die Tür hinter sich zu.
Fernando wartet lange genug, um nicht
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