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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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wie eben. »Santa Marta ist was für echte Kerle und nichts für Schwuchteln aus Castelar.«
    »Wann teeren die endlich die Straße, he?«
    Fernando sieht ihn spöttisch an. »Bald, Ruso. Irgendwann bauen wir hier eine exklusive Wohnanlage.«
    Ruso murmelt etwas Unverständliches und setzt sich bequemer hin. Die dreckigen Schuhe hat er auf der Fußmatte abgestreift.
    »Ich hab’s ja immer gesagt: Ich versinke auf dem Weg zur Schule im Schlamm. Verstehst du jetzt, warum ich mir ein Auto gekauft hab?«
    »Warum suchst du dir nicht eine andere Schule, eine, die näher liegt?«
    »Weil ich hier einen Zuschlag kriege.«
    »Viel?«
    »Ein Vermögen.«
    An der Ampel biegt Fernando in die asphaltierte Straße ein. Als er beschleunigt, löst sich Schlamm von den Reifen und poltert gegen die Kotflügel.
    »Jetzt mal im Ernst. Warum suchst du dir nicht eine andere Schule?«
    »Dafür brauche ich noch ein paar Dienstjahre«, lügt er. »Was wolltest du eigentlich von mir? Oder hattest du einfach Lust, in Santa Marta Schlickschuh zu fahren.«
    »Nein, ich muss was Dringendes mit dir besprechen.«
    »Ist Mónica schwanger?«
    »Nee, es sei denn, der heilige Geist war wieder aktiv.«
    »So schlimm?«
    »In letzter Zeit ist sie geschlechtlichen Begegnungen nicht gerade zugeneigt.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass sie von dir schwanger sein muss.«
    »Wie witzig. Nein, ich komme wegen Pittilanga.«
    »Ist dir die Lust immer noch nicht vergangen?«
    »Doch. Aber irgendwas müssen wir ja tun.«
    Ruso hat Recht. Er selbst hat reagiert, wie er immer reagiert: verbittert und deprimiert. Aber es nützt ja nichts: Sie müssen was tun. Zum Glück scheint Ruso eine Idee zu haben. Wenn es nicht irgendein absoluter Schwachsinn ist, wird er sich drauf einlassen. Sollen auch mal die anderen denken. Sollen auch mal die anderen Entscheidungen treffen.
    »Ich hab mich viel mit Cristo unterhalten.«
    »Dann ist das Vaterland ja gerettet.«
    »Ich mein’s ernst.«
    »Ich auch. Was habt ihr euch überlegt?«
    »Wir haben uns den Kopf zerbrochen und sind zu dem Schluss gelangt, dass wir noch mal was probieren sollten. Was Neues. Damit der Junge es doch noch schafft.«
    »Und das wäre?«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie uns die Köpfe geraucht haben.«
    »Und?«
    »Ewig hab ich mit Cristo gequatscht. Ewig.«
    »Und?« Fernando wird ungeduldig, obwohl er genau weiß, dass es nichts bringt. Wenn Ruso etwas erzählt, ist ihm die Form wichtiger als der Inhalt.
    »Vor einiger Zeit hab ich zufällig gehört, dass es Firmen gibt, die Statistiken an ausländische Agenturen und Clubs verkaufen. Ich hab dir mal davon erzählt, weißt du noch?«
    »Nein.«
    »Doch. Dir und Mauricio.«
    »Nein.«
    »Als wir zum ersten Mal zu Pittilanga gefahren sind, glaube ich. Erinnerst du dich wirklich nicht? Die halten alles über die Spieler fest. Wie oft sie den Ball berührt haben, wie viel Gegner sie ausgetrickst haben, wie oft sie aufs Tor geschossen haben. Und? Kommt’s wieder?«
    »Nein, Mann!«
    »Ich hab’s aber erzählt. Dass alles festgehalten wird. Über jeden einzelnen Spieler.«
    »Mag sein, aber ich erinnere mich nicht mehr. Wahrscheinlich hab ich dir nicht richtig zugehört.«
    »Genau! Das regt mich ja auch so auf! Wenn ich euch was erzähle, könnte ich genauso gut mit einer Wand reden!«
    »Mir kommen gleich die Tränen, Ruso.«
    »Nein, Mann, im Ernst. Ich rede den lieben langen Tag so viel Scheiß daher, dass mir keiner zuhört, wenn ich mal was Gescheites zu sagen habe.«
    »Jetzt übertreibst du aber.«
    »Darin seid ihr euch einig, du und dieser Idiot von Mauricio: dass ihr die Einzigen seid, die man ernst nehmen muss. Weil ihr die Intelligenzbolzen seid. Wo das hinführt, hat man ja gesehen.«
    Fernando antwortet nicht. Es ist schon was dran an dem, was sein Freund da sagt. Aber er muss trotzdem nicht so empfindlich sein. Sie schweigen eine Weile. So schnell sich Ruso aufregt, so schnell beruhigt er sich auch wieder. Und ihm selbst fällt es schwer, sich zu entschuldigen.
    »Also. Was ist nun?«, fragt Fernando, als er das Gefühl hat, dass der kleine Wutanfall vorüber ist.
    »Weißt du jetzt wieder, von was für einer Art Firma ich spreche?«
    »Ja.«
    »Wahrscheinlich legen die nicht über alle Spieler Statistiken an. Aber es gibt sie. Da bin ich mir absolut sicher.«
    »Und?«
    »Gestern hat’s den ganzen Tag geregnet. Und weil wir nichts zu tun hatten, sind Cristo und ich auf das Thema zu sprechen gekommen.«
    »Und weiter?«
    »Ich sag zu

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