Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
tappten hinter den Menschen her. Sie waren überzeugt, dass Harry ihr Versprechen bald vergessen und etwas Dummes anstellen würde.
    34
    H arry war mit der Farmarbeit fertig. Der heiße, schwüle Tag Ende Juni verhieß am späten Nachmittag noch stickiger zu werden. Harry hatte an diesem Morgen mit Coop gesprochen und ihr berichtet, was sie auf der Website von Automotive Education & Policy entdeckt hatte.
    Coop gelobte, das weiterzuverfolgen, indem sie andere Reparaturwerkstätten überprüfte, mit anderen Versicherungsagenten redete.
    Harry aber hatte keine Ruhe und gedachte ein bisschen herumzufahren und selbst nachzuforschen. Der WRX STI verlockte sie. Sie sprang in das Kraftpaket, verfrachtete Tucker nach hinten. Die zwei Katzen setzten sich vorn neben Harry.
    »Die Karre liegt zu tief am Boden.« Pewter zog den Transporter vor.
    »Du auch«, sagte Tucker vom sicheren Rücksitz aus.
    »Haha«, gab die graue Katze sarkastisch zurück.
    »Wir können uns auf den Sitz stellen und die Pfoten ans Armaturenbrett legen. Ist gar nicht so übel.« Mrs. Murphy genoss jede Autofahrt, egal, wie hoch oder tief das Fahrgestell lag.
    »Schwierig für Pewter. Sechzig Prozent von Pewters Gewicht stecken im Hinterteil, wie bei ’nem Porsche« , sagte Tucker.
    Pewter sprang durch die Lücke zwischen den vorderen Schalensitzen nach hinten. Tucker fletschte die Zähne, doch die graue Katze hüpfte auf den Rücken der Hündin, so dass deren Reißzähne nichts ausrichten konnten.
    Harry stellte den Motor ab und gab Hund und Katze einen Klaps.
    »Ich hab’s endgültig satt. Drei Wochen nichts als Zank und Streit. Noch ein Mucks, ein einziger kleiner Mucks, und ihr fliegt beide aus dem Auto.«
    Die zwei sahen zu dem erzürnten Menschen hoch. Harry lehnte sich auf dem Fahrersitz zurück, auf dem sie sich wie in einem Cockpit fühlte. Pewter kam wieder auf den Vordersitz. Harry war in den Wagen verliebt, aber sie litt auch, weil sie ihn nicht kaufen würde. Sie nagten nicht am Hungertuch – Fair hatte Arbeit, dem Himmel sei Dank, denn viele hatten keine –, aber das Geld war knapp.
    Der aufgemotzte 2 , 5 -Liter Vierzylinder-Turbo erwachte mit einem angenehmen Brummen. Das Sechsgang-Schaltgetriebe entzückte Harry. Sie wünschte, ihr Transporter und der Volvo-Kombi hätten Handschaltung. Ein Handschaltgetriebe war heutzutage nicht so leicht zu finden. Es gab ein paar BMW -Modelle, aber sie wusste von keinem einzigen Mercedes-Modell. Fast alle Familienkutschen zwangen den Käufern Automatikschaltung auf, was einen höheren Benzinverbrauch zur Folge hatte, wiewohl die Hersteller behaupteten, die Computerchips würden Benzin sparen. Harry fragte sich, ob die Autohersteller dachten, wer eine Familie hatte, hätte keinen Spaß am Fahren, am richtigen Autofahren. Man konnte auch lustvoll rauf- und runterschalten, ohne Fanatiker zu sein.
    Harry jedoch besaß am Steuer eines pulssteigernden, sagenhaft beschleunigenden Gefährts durchaus Fanatiker-Eigenschaften.
    Sie und ihre kleine Familie erklommen auf der Route  250 den Afton Mountain, bogen nach links in die I- 64 ein und fuhren nach Stuarts Draft. Sie nahm die Ausfahrt Fisherville und gelangte in eine Gewerbestraße mit großen metallenen Schachtelbauten. Haldane’s Salvage war ein kleiner Ziegelbau. Vor dem Maschendrahtzaun war ein großes Schild angebracht: AUFGEARBEITETE FAHRZEUGE – WIR SIND UMWELTBEWUSST . Auf dem Schild war eine große Verkehrsampel aufgemalt, deren grünes Licht leuchtete. Harry fuhr hinein.
    Mildred erwartete Harry, die sich telefonisch angemeldet hatte. Mildred Haldane begrüßte auch die Haustiere, denen die freundliche Dame den Aufenthalt in dem klimatisierten Büro gestattete.
    Mildred war so rund wie hoch, dennoch bewegte sie sich mit beachtlicher Dynamik, als sie mit Harry nach hinten in den großen Hof marschierte. Er war mit Maschendraht umgeben, der an der Innenseite mit dünnen Holzplatten bestückt war, um den Blick auf die geschredderten Fahrzeuge und auch auf den Schredder selbst zu verdecken. An der Rückseite des Geländes verbargen Leyland-Zypressen das, was viele Leute als Schandfleck empfanden. Reihenweise augenlose Transporter, PKW s, sogar einige Golfwagen empfingen Harry. Sie fand den Autofriedhof nicht anstößig. Manche Fahrzeuge gaben Zeugnis von entsetzlichen Unfällen, andere sahen müde aus, mit rostigen Böden und von der Sonne gebleichtem Lack.
    »Es kommen nicht gerade viele Leute her, die sich für Schrott interessieren«,

Weitere Kostenlose Bücher