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Vier minus drei

Titel: Vier minus drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Pachl-Eberhart
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Erden. Meine Seele wusste, dass Liebe zum Leben und zum Sterben gehört. Sie will geteilt werden, mit Lebenden ebenso wie mit Verstorbenen. Die Liebe wird nicht weniger, wenn man sie teilt. Letzten Endes war es wohl mein Herz, das mir sagte: ›Es ist soweit‹.«

    Warst du jemals verleitet, Heli und Ulrich zu vergleichen?
    »Manchmal habe ich das Gefühl, Heli hatte seine Finger mit im Spiel, als Ulrich in mein Leben geschickt wurde. Auf den ersten Blick scheinen die beiden keine Ähnlichkeit miteinander zu haben, aber nach und nach zeigte sich, dass es in meiner neuen Beziehung um ähnliche Themen geht wie in meiner Ehe mit Heli. Gleichzeitig hat mich das, was geschehen ist, stark verändert. Meine Prioritäten haben sich verschoben, andere Dinge sind wichtig geworden. Nun darf ich als Ulrichs Partnerin erfahren, wie sich die neue Barbara in Situationen verhält, vor die sie in ihrem alten Leben schon gestellt wurde. Wenn ich heute mitunter das Gefühl habe, reifer zu reagieren, vielleicht sogar liebevoller als früher, glaube ich, dass Heli sich mit mir freut.
    ›Ich bin stolz auf dich‹, das ließ er mir ja schon manchmal ausrichten.
    Es ist immer wieder schön für mich, wenn ich feststelle, dass Heli und Ulrich einander ähnlich sind. Schwieriger ist es, sensibel mit dem umzugehen, was die beiden unterscheidet, ohne dabei zu werten.«
     
    Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Freundin, bei dem ich Ulrich in den höchsten Tönen lobte.
    »Ich bin so froh, dass er und ich so gut miteinander reden können. Mit Heli war es oft viel schwieriger, tiefschürfende Gespräche zu führen.«
    Meine Freundin war entsetzt.
    »Was fällt dir ein, so über Heli zu reden. Heli war ein großartiger Mensch!«
    Dieser Angriff erschütterte nun auch mich.

    Natürlich war er das! Hatte ich denn irgendetwas anderes behauptet?
    Sofort packte mich das schlechte Gewissen am Nacken, doch gleich darauf meldete sich noch etwas: die Wut. Durfte ich etwa nie mehr über das sprechen, was schwierig gewesen war? Musste ich Heli posthum idealisieren? Wem sollte das etwas bringen?
    »Ich glaube, dort, wo Heli jetzt ist, verträgt er es auch, wenn ich über die eine oder andere seiner Schwächen rede. Er ist stark und voller Kraft. Nur weil er im Jenseits ist, ist er doch keine Mimose, die man nur mit Samthandschuhen anfassen darf, weil sie sich sonst beleidigt zurückzieht. Das kann und will ich nicht glauben.«
    In der Stille, die meinem Ausbruch folgte, in der langen Umarmung, in der meine Freundin und ich verharrten, schien es mir plötzlich, als würde Heli mir von oben zuzwinkern.
    Ja, ich bin stark. Klar hatte ich Schwächen, ich war ja auch nur ein Mensch. Vergiss mich nicht, mit allen guten und schwachen Seiten, die ich hatte.
     
    Noch einmal meldet sich das Stimmchen in meinem Kopf zu Wort.
    Darf ich dich noch etwas fragen?
    »Warum so vorsichtig? Nur zu, liebe Stimme.«
    Du hast beschrieben, dass du ein Kind wolltest und nur deshalb die Idee einer neuen Partnerschaft zuließest. War da so etwas wie Pragmatismus im Spiel? Hast du den Mann an deiner Seite nur als Mittel zum Zweck in dein Leben gelassen?

    »Liebe Stimme. Es wird dir nicht entgangen sein, dass ich mir diese Frage schon öfters gestellt habe. Es gibt nichts, wovor ich mehr auf der Hut wäre, als davor, meinen Partner in ein Wunschbild zu pressen. Vor der Verlockung, ihn meinem selbstgebastelten Traum anpassen zu wollen. Mit ihm keine Zukunft zu bauen, sondern vielmehr den Rückweg in meine Vergangenheit zu suchen.
    Das Schöne ist: Ulrich ist ein Mensch. Kein Abziehbild. Die Liebe zu ihm lehrt mich täglich, ihm, und nur ihm in die Augen zu sehen. Er wird niemals mit mir in meine Vergangenheit zurückkehren, so sehr sich mein Unterbewusstes das auch manchmal wünschen mag.
    Zwischen Ulrich und meiner Vergangenheit steht eine gläserne Wand, durch die man blicken kann, die aber für immer undurchdringlich ist. Immer wieder versuche ich sie zu durchbrechen und hole mir dabei blaue Flecken. Mein Partner kann manchmal nicht mehr tun, als mir dabei zuzusehen. Das ist gleichzeitig das größte Geschenk, das er mir machen kann: Zusehen. Beistehen. Trösten. So lange, bis ich wieder bereit bin, mich abzuwenden von der undurchdringlichen Wand und einen weiteren mutigen Schritt in Richtung Zukunft zu machen.«
    Glaubst du, dass ihr wieder Kinder haben werdet?
    »Ich weiß es nicht. Für ein Kind wäre es noch viel schlimmer, verwechselt zu werden. Bin ich wirklich

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