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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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auf halb sechs, aber ich war schon um fünf Uhr wach, und um Viertel vor sechs stand ich gestiefelt und gespornt bereit. Ich war gar nicht mehr so begeistert von der Idee, jetzt zu joggen, und es trieb mich auch nicht die Sorge, nur aus Rücksicht auf Ranger besonders pünktlich zu sein. Ich hatte vielmehr Angst, ich würde verschlafen und Ranger, wenn er in meine Wohnung einbrach, um mich zu wecken, ins Bett zerren.
    Wie sollte ich das Joe beibringen? Wir hatten so etwas wie eine Übereinkunft getroffen. Bloß wusste keiner von uns beiden so genau, worin wir übereingekommen waren. Vielleicht hatten wir gar keine Übereinkunft getroffen – jetzt, wo ich so darüber nachdachte. Eigentlich befanden wir uns noch in der Phase der Vorverhandlungen zu einer Übereinkunft.
    Außerdem hatte ich ja gar nicht vor, was mit Ranger anzufangen, denn sich auf Ranger einzulassen, hieß Fallschirmspringen ohne Fallschirm. Ich war nur sexuell vorübergehend etwas unterversorgt, aber nicht blöder als sonst auch.
    Ich aß ein Schinkensandwich und den Rest von dem Kuchen zum Frühstück. Ich machte ein paar Dehnübungen, zupfte meine Augenbrauen, zog die Shorts aus und den Jogginganzug an. Um sechs Uhr stand ich unten in der Eingangshalle und sah, wie Ranger auf den Parkplatz fuhr.
    »Mann o Mann«, sagte Ranger, »du willst es ja wirklich wissen. Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt schon auf bist zu dieser Tageszeit. Als wir das letzte Mal zusammen joggten, musste ich dich aus dem Bett holen.«
    Trotz Jogginganzug fror ich mir den Hintern ab. Wo hatte sich die Sonne bloß versteckt? Ranger trug nur ein T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln, er sah nicht so aus, als wäre ihm kalt. Er machte ein paar Kniebeugen, ließ den Kopfkreisen und fing an, auf der Stelle zu laufen.
    »Bist du so weit?«, fragte er.
    Nach anderthalb Kilometern hielt ich an, ließ den Oberkörper nach vorne fallen und rang nach Luft. Mein Hemd war schweißnass, und mein Haar klebte am Kopf. »Nur eine Minute«, sagte ich. »Ich muss mich übergeben. Meine Gute, ich bin wirklich völlig aus der Form.« Und hätte besser das Schinkensandwich und den Kuchen nicht gegessen.
    »Du wirst dich nicht übergeben«, sagte Ranger. »Lauf einfach weiter.«
    »Ich kann nicht mehr.«
    »Noch einen halben Kilometer.«
    Ich trottete hinter ihm her. »Meine Güte, ich bin wirklich aus der Form«, stellte ich noch mal fest. Einmal joggen alle drei Monate reichte nicht, um sich topfit zu halten.
    »Noch zwei Minuten«, sagte Ranger. »Du schaffst es.«
    »Ich glaube, ich muss mich wirklich übergeben.«
    »Du wirst dich nicht übergeben«, sagte Ranger. »Noch eine Minute.«
    Der Schweiß tropfte mir vom Kinn, und er lief nur in die Augen und ließ alles verschwommen erscheinen. Ich wollte ihn wegwischen, aber ich konnte meinen Arm nicht mehr hoch heben. »Sind wir endlich da?«
    »Ja. Zwei Kilometer«, sagte Ranger. »Siehst du. Ich wusste, dass du es schaffst.«
    Ich konnte nicht mehr sprechen, deswegen nickte ich bloß mit dem Kopf.
    Ranger joggte wieder auf der Stelle. »Immer in Bewegung bleiben«, sagte er. »Können wir wieder los?«
    Ich beugte mich vor und übergab mich.
    »Das nützt dir auch nichts«, sagte Ranger.
    Ich zeigte ihm den Stinkefinger.
    »Scheiße«, sagte er als er sich die Bescherung auf dem Boden ansah. »Was ist denn dieses rote Zeugs?«
    »Schinkensandwich.«
    »Da kannst du dir auch gleich eine Kugel verpassen.«
    »Ich esse gerne Schinken.«
    Er lief ein paar Meter vor mir her. »Na komm. Wir laufen noch mal anderthalb Kilometer.«
    »Ich habe mich gerade erst übergeben!«
    »Na und?«
    »Deswegen werde ich keinen Schritt mehr tun.«
    »Wer schön sein will, muss leiden, Babe.«
    »Ich will aber nicht leiden«, sagte ich. »Ich gehe nach Hause.
    Spazierenderweise.«
    Er trabte davon. »Ich hole dich auf dem Rückweg ein.« Immer nur das Positive im Leben sehen, dachte ich bei mir.
    Jedenfalls brauchte ich mir jetzt keinen Kopf mehr darum zu machen, dass sich das Frühstück direkt auf meine Schenkel niederschlagen würde. Und die Kotzerei machte mich so begehrenswert, dass ich die Sorge, Ranger könnte sich irgendwann in naher Zukunft in einem Anfall von Libidoüberreizung über mich hermachen, auch los war.
    Ich war nur einen Häuserblock von der Hamilton entfernt, in einem Viertel, das aus lauter kleinen Einfamilienhäusern bestand. Auf der Hamilton herrschte schon reger Verkehr, aber hier, eine Straße davor, in dem Abschnitt, den ich

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