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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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sensibel«, warnte ich Lula vor.
    »Ich kann auch sensibel reagieren, wenn ich will«, antwortete sie. »Hoffentlich haben sie die Wände gestrichen.« Die Bürowände sahen nicht frisch gestrichen aus, aber es klebte auch kein Blut mehr daran. Ein Mann saß an einem der Schreibtische hinter dem Schalter und arbeitete. Er war über vierzig, hatte braunes Haar, eine schlanke Figur. Er schaute auf, als wir eintraten.
    »Ich möchte gerne ein Konto ausgleichen«, sagte ich. »Ich hatte schon mit Larry deswegen gesprochen, aber die Sache wurde nie geklärt. Sind Sie neu hier?«
    Er streckte mir die Hand entgegen. »Mark Stemper. Ich bin sonst in dem Büro in Camden. Ich vertrete nur vorübergehend.«
    »Ist das die Wand, an die das Gehirn geklatscht ist?«, fragte Lula. »Sieht gar nicht so aus, als wäre sie frisch gestrichen. Wie haben Sie die bloß wieder so sauber gekriegt? Mir gelingt es nie, Blut von Wänden so sauber abzuwischen.«
    »Wir haben ein Reinigungsunternehmen beauftragt«, sagte Stemper. »Keine Ahnung, was für ein Mittel die benutzt haben.«
    »Wirklich schade, das könnte ich nämlich gut gebrauchen.«
    Er sah sie argwöhnisch an. »Kommt das häufiger vor, dass Blut an Ihre Wände spritzt?«
    »Normalerweise nicht an meine eigenen vier Wände.«
    »Zurück zu dem Konto«, sagte ich.
    »Wie ist der Name?«
    »Fred Shutz.«
    Er tippte den Namen in den Computer ein und schüttelte den Kopf. »Kein Eintrag unter diesem Namen.«
    »Genau.« Ich setzte ihm das Problem auseinander und zeigte ihm den eingelösten Scheck.
    »Wir arbeiten nicht mit dieser Bank zusammen«, sagte er.
    »Vielleicht führen Sie noch ein zweites Konto dort.«
    »Ja«, mischte sich Lula ein, »um in Regionalbüros bei Kasse zu sein.«
    »Nein. Es ist bei allen Büros das Gleiche. Alles wird von der Citibank abgewickelt.«
    »Wie erklären Sie sich dann diesen Scheck?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    . »Waren Martha Deeter und Larry Lipinski die einzigen Angestellten in diesem Büro?«
    »Ja.«
    »Was passiert, wenn jemand seine Quartalszahlung per Post einschickt?«
    »Sie wird hier entgegengenommen, in das System eingespeist und auf das Konto der Citibank überwiesen.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Sie haben uns wirklich sehr geholfen.«
    Lula folgte mir nach draußen. »Also ich finde ja nicht, dass er eine große Hilfe war. Er wusste doch von nichts.«
    »Er wusste, dass es die falsche Bank war«, sagte ich zu ihr.
    »Das habe ich gemerkt, dass dich das gleich hellhörig gemacht hat.«
    »Als ich eben in der Bank mit Allen Shempsky sprach, habe ich mal mein Gehirn durchforstet.«
    »Und was hat die Pirsch ergeben, wenn ich fragen darf?«
    »Mal angenommen, Larry Lipinski hat nicht alle Kontoeinzahlungen in den Computer eingegeben. Angenommen, er hat zehn Prozent zurückbehalten und sie woanders deponiert.«
    »Schröpfen nennt man so was«, sagte Lula. »Du glaubst, dass er die RGC geschröpft hat. Dann ist Onkel Fred dahergekommen und hat einen Aufstand gemacht. Und deswegen musste Lipinski Onkel Fred beiseite schaffen.«
    »Vielleicht war es so.«
    »Echt genial«, sagte Lula. »Du bist ja so klug, Mädchen.«
    Lula und ich schlugen die Hände aneinander, erst über dem Kopf, dann in Hüfthöhe, und danach versuchte sie noch einen anderen, kunstvolleren Klatschritus, bei dem ich aber nicht mehr mitkam.
    Eigentlich hatte ich eher den Verdacht, dass es sich komplizierter verhielt, dass Fred nicht nur wegen des Aufstands um sein Konto beiseite geschafft worden war. Viel wahrscheinlicher war es, dass Freds Verschwinden mit der zerstückelten Frauenleiche zusammenhing. Und ich glaubte immer noch, dass Laura Lipinski diese Frau war. Also hatte doch alles miteinander zu tun. Ich konnte ein mögliches Szenario bis zu dem Punkt entwerfen, wo Fred beobachtet, wie Lipinski den Müllbeutel vor dem Immobilienbüro abstellt. Danach verlor sich die Spur.
    Wir wollten gerade ins Auto einsteigen, als sich der Seiteneingang zum Gebäude öffnete und Stemper den Kopf durchsteckte und uns zuwinkte. »He«, rief er. »Warten Sie. Dieser Scheck lässt mir keine Ruhe. Dürfte ich mir eine Kopie davon machen?«
    Das konnte nicht schaden, dachte ich, und so kehrten Lula und ich zurück ins Büro und warteten, während Lipinski an dem Kopierer herumfummelte.
    »Das Scheißding funktioniert nie«, sagte er. »Warten Sie, ich lege nur schnell neues Papier ein.«
    Eine halbe Stunde später bekam ich meinen Scheck mit einer Entschuldigung

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