Vier Pfoten auf Bewährung - Ein neues Zuhause für Tierheimhunde
mit Gruppentraining auf dem Hundeplatz wird allerdings Probleme im gemeinsamen Alltag nur in den wenigsten Fällen beheben. Hier sollte man auf Hundetrainer zurückgreifen, die individuelles Einzeltraining anbieten und gezielt mit Hund und Halter an den jeweiligen Wunschvorstellungen arbeiten. Auch kann ein Profi nach eingehender Anamnese meist eine Schätzung abgeben, wie schwerwiegend das Problem wirklich ist und in welcher Zeit, mit welchem Aufwand oder ob man es überhaupt wegtrainieren kann. Sicherlich wird ein seriöser Trainer keine Versprechungen machen und sagen, an Tag X wird alles aus der Welt geschafft sein. Allerdings kann er durchaus beurteilen, ob sich ein Verhalten schon mit kleinem Trainingsaufwand in einem relativ kurzen Zeitraum ändern lässt oder ob nur sehr konsequentes Arbeiten über eine lange Periode eine Chance auf kleine Veränderungen ermöglicht. Auch wird er einschätzen können, wie realistisch die Wunschziele eines Hundehalters sind und ob diese im Alltag überhaupt umgesetzt werden können.
An diesem Punkt liegt es wieder am Besitzer, wie er sich entscheidet. Er muss sich fragen, ob er bereit ist, ein möglicherweise langes und durchaus auch kostenintensives Training auf sich zu nehmen. Auch sollte man im Hinterkopf immer den Gedanken haben, dass man es vielleicht nicht schafft, das Verhalten des Hundes zu ändern oder dass der Trainer von Beginn an sagt, dass die Erwartungen unrealistisch und nicht umsetzbar sind. An diesem Punkt muss der Besitzer ehrlich mit sich sein und selbst eine Antwort darauf finden, was passieren soll, wenn das Wunschziel nicht erreichbar ist. Ist eine gemeinsame Zukunft trotzdem möglich , wenn man die eigene Planung und Erwartungshaltung etwas ändert oder wäre ein Schritt die unvermeidbare Konsequenz, an den die meisten Hundehalter niemals denken wollen?
Wenn Wege sich wieder trennen – Die Rückgabe
Es ist eine Thematik, über die so gut wie niemand nachdenken möchte, der einen Hund aus dem Tierschutz zu sich nimmt. Auch die Mitglieder der Vermittlungsorganisationen und die Mitarbeiter der Tierheime vermeiden es in der Regel, darüber zu sprechen. Die Rückgabe des Hundes ist ein Schritt, den man bei der Übernahme des Tieres nicht einmal in Erwägung zieht, deshalb redet man über diesen Punkt normalerweise nicht.
Dennoch soll auch dieses Thema seinen Platz in diesem Buch bekommen, einfach weil sich immer wieder zeigt, dass Hundebesitzer mit der Trennung von ihrem neuen Mitbewohner konfrontiert werden und die Rückgabe von vermittelten Hunden zum Alltag der Tierheimmitarbeiter gehört. Wenn sich neue Besitzer auf Grund von Problemen im Zusammenleben wieder zu einer endgültigen Trennung entschließen , geschieht das in der Regel in den ersten Wochen nach der Vermittlung.
Selbstverständlich würde jeder von sich selbst behaupten, seinen neuen Hund mit soviel Sorgfalt ausgewählt zu haben, dass so etwas nicht passieren kann. Die Realität sieht leider manchmal anders aus, denn wie bereits im vorangegangenen Kapitel angesprochen, gibt es nun mal keine Garantie für Wesensmerkmale. Trotz aller Sorgfalt, Planung und Geduld , manche Probleme lassen sich nicht im Vorfeld vermeiden und auch nicht im Zusammenleben zufriedenstellend für beide Seiten lösen – egal wie konsequent man daran arbeitet.
Wenn der gewünschte Familienhund sich im Alltag aggressiv gegen die Kinder zeigt oder es zu ständigen Beißereien mit dem Ersthund kommt, bleibt in vielen Fällen nur mehr die Trennung. So wie es im Fall von Terriermischling Balko geschah.
Rüde Balko kam gemeinsam mit seinem Bruder ins Tierheim. Noch nicht einmal ein Jahr alt, hatten beide bereits soviel Gewalt und Vernachlässigung erfahren, dass sie zu Beginn kaum einen Menschen an sich heran ließen. Auch nach jahrelangem Training im Tierheim tendierte Balko noch dazu, bei Angst oder allgemeinem Unmut ohne vorherige Drohung zu beißen. Während sein Bruder schon längst ein neues Zuhause gefunden hatte, wartete Balko immer noch. Letztlich wollten seine Gassigeher einen Versuch mit ihm wagen. Die Kinder, die im Haushalt lebten, waren bereits im Teenageralter und vernünftig genug, sich an Regeln im Zusammenleben zu halten. Gemeinsam mit einem Hundetrainer wollte man Balko eine Chance geben. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet. Am ersten Tag verkroch Balko sich sofort unter dem Bett und attackierte jeden, der das Zimmer betrat. Beim Versuch, ihn aus dem Schlafzimmer zu locken, wurde der
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