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Vier Tage im August

Vier Tage im August

Titel: Vier Tage im August Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvio Blatter
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er zur Kundschaft. Am Nachmittag flitzte er mit dem Motorroller zu seiner Kampfschule. Vier Jahre lang, jeden Tag. Er wollte ein neues Leben beginnen. Was kompliziert war. Weil sein altes Leben nicht freiwillig zurücktrat. Das Vergessen stellte sich als schwierig heraus, es war, als bemühte man sich, die Wolken am Himmel wegzublasen; es war komplizierter, als Schiffe zu versenken.
    Das Messer, das er ständig bei sich trug, war ein robustes Springmesser. Es diente ihm als Werkzeug und als Waffe, seine Mechanik versagte nie, und es konnte mit nur einer Hand bedient werden. Leo hatte ungezählte Stunden mit diesem Messer trainiert. Die Narben auf seinen Unterarmen zeugten davon. Niemand erreichte die Meisterschaft ohne schmerzhafte Schnittwunden und tiefe Stiche. Bei der gelegentlichen Vorführung seiner Kunst klappte er das Messer blitzschnell auf, wirbelte es rund um die rechte Hand. Leo konnte einem feinen Pinkel die Krawatte vom Hals schneiden, bevor der merkte, wie ihm geschah.
    Ein Dolch aus Syrien war das kostbarste Stück seiner Sammlung. Er konnte die Waffe aus der Zeit der Kreuzfahrer nicht in die Hand nehmen, ohne zu erschauern und Blut und Angstschweiß zu wittern. Er zog den Dolch aus der Scheide. Die Klinge war aus Damaszenerstahl geschmiedet. Der Meister hatte ein zierliches Rosenmuster eingeätzt und eine brutal breite Blutrille gezogen. Bestimmt hatte der reiche Besitzer vor dreihundert Jahren mit diesem Dolch Christenhunde, treulose Geliebte und falsche Freunde getötet, mit einem Stich ins Herz.

Der dritte Tag

WO HATTE TOM DEN SCHLÜSSEL für die Wohnung seiner Eltern nur hingelegt? Seine Mutter hatte ihm den Schlüssel einmal anvertraut. Er zog überladene Schubladen heraus, klopfte mögliche Verstecke ab, und nachdem er den Schlüssel endlich in einem Glas voller Stifte und Bürozeugs auf seinem Schreibtisch gefunden hatte, fuhr er los, wie Iris ihm aufgetragen hatte, um in der Wohnung ein paar Sachen zu holen, die Paul im Krankenhaus benötigte.
    Auch die Katze sollte er füttern.
    Danach, nahm er sich vor, würde er Iris und Paul am Flughafen in Empfang nehmen und ins Krankenhaus begleiten. Auch Emily würde er später abholen.
    Tom parkte sein Auto in der stillen Straße. Im Wohnviertel seiner Eltern war kein Mensch unterwegs. Tom ging die paar Schritte über Steinplatten zum Haus und fuhr mit dem Lift zu ihrer Wohnung hoch.
    Steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch.
    Öffnete die Tür.
    Die Wohnung war leer.
    Zunächst nahm Tom an, sich im Stockwerk geirrt und die falsche Wohnung betreten zu haben. Die war ausgeräumt und musste noch gereinigt und frisch geweißelt werden. Ihm fielen die schmutzigen Fenster auf. Aber der Schlüssel hatte doch gepasst. Er ging zur Tür zurück, schloss und öffnete sie erneut. Eine widersinnige Handlung, dachte er und fühlte, dass er zu zittern begann. Tom brauchte eine Minute, um sich halbwegs zu fassen, rief dann seine Freundin an, stotternd.
    Was zum Teufel ist da passiert, brach es unerwartet laut aus Jara heraus.
    Der helle Wahnsinn.
    Jara war mit dem Kollegen, mit dem sie zusammen Streife fuhr, sofort hergekommen. Tom saß im leeren Wohnzimmer auf dem Boden, die Katze schlich zu ihm, ging um seine Beine herum.
    Steh auf, Tom, forderte Jara.
    Er stand auf, mühsam.
    Fahr jetzt zum Flughafen, reiß dich zusammen.
    Ich kann Iris und Paul nicht… die leere Wohnung.
    Ja, es ist unzumutbar, pflichtete Jara ihm bei. Nach Genua und dem Massaker bei Ivo nun das…
    Es wird ihnen ganz schön eingeheizt, sagte Tom.
    Man muss da ganz vorsichtig vorgehen, meinte Jara.
    Unglaublich, ich weiß nicht, wie ich ihnen das beibringen soll. Ich bin nicht feige, ich käme mir vor… sie liegen am Boden, dann trampelt noch einer auf ihnen herum.
    Sie benötigen professionelle Hilfe.
    Könntest nicht du, Jara?
    Jara zögerte, mit dieser Bitte hatte sie nicht gerechnet.
    Ich weiß nicht, wie ich es ihnen sagen soll, gestand Tom.
    Es ist eine Hiobsbotschaft.
    Bitte, Jara, sagte Tom kleinlaut.
    Ich verstehe, sagte Jara endlich, gut, ich übernehme das.
    Tom umarmte seine Freundin.
    Du holst sie jetzt ab, Tom, sagte sie knapp, du kaufst im Shoppingcenter die Sachen, die Paul benötigt, fährst ins Krankenhaus. Ich komme dann nach, wenn wir hier mit der Arbeit fertig sind.
    Jara bekam den Wohnungsschlüssel. Sie nahm Toms Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn. Dann schob sie ihn zur Tür und begann, in ihr Funkgerät zu sprechen. Tom glückte ein Lächeln. Und da die

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