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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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Ajmal mit den Klettabzeichen für meine Gruppe, die ich vor einer Weile bei ihm in Auftrag gegeben hatte, fertig. Bevor wir aus dem Feldlager abfuhren, hatte jeder seine Uniform damit geschmückt. Task Force Kundus – Golf eins – Lead the Way – Golf eins, immer vorn. Der von mir vorgeschlagene Wahlspruch charakterisierte unseren Anspruch sehr gut. Aber in letzter Zeit, wo die Gefechte immer heftiger geworden waren, kam es mir so vor, als würde ausgerechnet ich dagegen verstoßen.
    Höhe 431 war etwas größer als die Nachbarhöhe und bot somit mehr Bewegungsfreiheit. Außerdem mussten wir von hier aus hauptsächlich die Zufahrt zu Höhe 432 überwachen, da diese erheblich näher an den gefährlichen Dörfern Isa Khel und Quatliam lag.
    Schon nach kurzer Zeit entbrannte wieder ein heftiger Kampf mit den aufdringlichen, ungebetenen Nagetieren. Nebenbei vertrieben wir uns die Zeit mit Graben, um die Gefechtsstellungen zu verbessern oder die Hescos zu verstärken. Dabei stießen wir neben Skorpionen auch auf einen großen Haufen alter Munition, vermutlich russischer Herkunft. Und auf Tonkrüge, die zu Scherbenhaufen zusammengeschrumpft waren. Die Spuren menschlicher Benutzung dieser Hügel schienen weit in die Vergangenheit zurückzureichen, und wir würden wohl nur ein weiteres von zahlreichen Kapiteln in dieser Geschichte ausfüllen.
    Da ich Golf zwei ebenfalls mit Rattengift ausgestattet hatte, veranstalteten wir diesmal einen Wettstreit zwischen den beiden Hügeln, bei dem es darum ging, mehr Nager zu erwischen als die anderen. Manch einer zeigte große Kreativität beim Anlegen der Fallen und Auslegen der Köder, und wir alle freuten uns über das makabre Ergebnis, wenn wir wieder ein paar der lästigen Plagegeister erwischt hatten. Die Ergebnisse wurden dann Tag für Tag über Funk ausgetauscht.
    Als mein Geburtstag schließlich kurz bevorstand, erfuhren wir von einem Plan des Chefs. Dieser wollte erneut eine Operation nach Khalalzay durchführen. Während unseres letzten Vorstoßes in das kleine Dorf im Norden des Polizeihauptquartiers hatte es kaum Kontakt zu Einheimischen gegeben. Die meisten Einwohner waren vor unserer Ankunft aus dem Ort verschwunden, und ein verantwortlicher Dorfältester hatte sich nicht gezeigt. Außerdem gab es allen Grund zu der Annahme, dass sich in Khalalzay Aufständische und Waffenverstecke befanden, denn schließlich hatte man uns dort angegriffen.
    Zunächst war das für mich kein Grund zur Beunruhigung, waren wir doch auf der Höhe eingesetzt und würden unbequeme, aber entspannte Tage vor uns haben.
    Aber zwei Tage, bevor die Operation beginnen sollte, informierte Muli uns darüber, dass wir daran teilnehmen sollten. Zu meiner Überraschung brach allgemeiner Jubel aus.
    Super, wir werden denen in den Arsch treten, verkündete Simbo.
    Ja, Digger, so richtig in den Arsch, grinste Wizo.
    Den anderen schien die Untätigkeit auf diesem einsamen Hügel viel lästiger zu sein, als ich gedacht hatte. Ich blieb still. Nossis Worte klangen in meinem Ohr: Wenn jemand von euch meint, dass es ihm zu viel wird, schalten wir einen Gang herunter, hatte er gesagt. War es mir inzwischen zu viel? War ich nicht mehr voll einsatzfähig? Gerade in Khalalzay hatte ich gezeigt, dass ich meine Stärken nach wie vor einbringen konnte. Die Männer zusammenhalten, Muli unterstützen. Grübelte ich einfach nur zu viel? Ich beneidete Simbo und Wizo. Sie machten ihre Arbeit, schimpften auch mal, aber schienen sich keine Sorgen zu machen. TJ war ebenso still wie ich. Auch er wirkte gestresst. Es war wohl unser Fluch. Mehr nachzudenken bedeutete offenbar, sich mehr Sorgen zu machen. Unsere Gruppe ließ sich in Macher und Grübler teilen. Wie sollte ich damit umgehen?
    Am Ende gab Muli bekannt, dass wir wegen der Operation nach Khalalzay auf der Höhe abgelöst würden.
    Wir?, fragte ich. Und Golf zwei auf Höhe 432?
    Die kommen nicht mit, stellte Muli knapp fest.
    Als ich abends schwitzend auf meinem Feldbett lag, sprach ich mit Muli darüber, was gerade mit dem Zug passierte.
    Es gibt keinen Golf Zug mehr, sondern zwei Hälften, meinte ich nachdenklich und starrte an die Decke.
    Es liegt an Mü, erklärte Muli ohne Umschweife. Seitdem er mit seinem Fahrzeug auf die Bombe gefahren ist, hat er sich sehr verändert.
    Er redet inzwischen kaum noch, bemerkte ich. Nicht dass es mich stören würde, wenn er nichts sagt, fügte ich noch hinzu und grinste ein wenig.
    Muli grinste auch, aber erwiderte dann

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