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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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Taliban zusammenzuarbeiten.
    Über Funk erhielt Muli den Befehl, weiter in den Norden vorzurücken.
    Mittlerweile hatten wir den Kern des Ortes verlassen und näherten uns einer dieser Schonungen, die hier überall zu finden waren. Irgendwo rechts und links am Dorfrand sollten sich die Züge Foxtrott und Hotel befinden, aber wir konnten niemanden ausmachen, da uns Mauern und Gebäude die Sicht versperrten.
    Das ist das Beschissene am Häuserkampf, bemerkte Nossi, als ich ihn mit Sorge darauf aufmerksam machte.
    Schließlich erreichten wir den nördlichen Rand des Dorfes, markiert von einer flachen Lehmmauer, die sich von links nach rechts hinter der Schonung erstreckte. Dort gingen wir in Stellung. Nossi verschwand mit seinem Trupp auf der linken Seite, während wir auf der rechten hinter der Mauer hockten. Eine große Ebene eröffnete dahinter den Blick auf das nächste Dorf. Ich schätzte, dass es zweihundert Meter freie Fläche waren. Am gegenüberliegenden Dorfrand standen ein paar Lehmgebäude neben einer dichten Baumreihe.
    Plötzlich fielen Schüsse. Sie waren weit entfernt, und ich versuchte, ruhig zu bleiben. Der Foxtrott Zug lag unter Beschuss. Muli bestätigte es über Funk.
    Joe, du übernimmst den Befehl über das Maschinengewehr. Ich will Simbo und Hardy rechts außen haben, rief Muli mir zu.
    Ich gab die Befehle an die beiden weiter. Als ich mich gerade zur rechten Seite aufmachen wollte, knallte es.
    Ein Schuss von vorne, oder?, fragte ich Mica betont langsam.
    Ich wollte Gelassenheit ausstrahlen. Zum Glück hatte ich vor mir die Lehmmauer.
    Ja, das war vor uns, antwortete Mica bestimmt.
    Er hatte eine kleine Kamera auf seinem Helm montiert und schaltete sie ein. Eigentlich war uns das Filmen und Fotografieren verboten, aber hier draußen interessierte uns das nicht. Viele von uns hatten schon unzählige Fotos geschossen, wenn sich die Gelegenheit ergab, und auch ich hatte immer meinen kleinen Fotoapparat dabei. Es war uns wichtig, das Erlebte zu bewahren.
    Ich bekam nicht mehr die Gelegenheit, meine Position zu wechseln. Der Foxtrott Zug stand im Feuerkampf, und jetzt begannen die Aufständischen auch, von Norden her auf uns zu schießen. Ich hörte das bekannte Knattern einer Kalaschnikow gegenüber an der Baumreihe.
    Fuck, das ist vor uns, Alter!, rief Mica überrascht.
    Da stimmten auch schon andere Waffen in den Beschuss ein, und zwischen den Gebäuden und Bäumen am Dorfrand gegenüber konnte ich das Aufblitzen des Mündungsfeuers erkennen. Die Geschosse flogen in nächster Nähe an uns vorbei. Das bekannte Pfeifen durchzog die Luft. Sie hatten uns genau erkannt. Sie wussten, wo wir uns befanden.
    Beschuss voraus, Entfernung zweihundertfünfzig, brüllte Muli dazwischen.
    Jonny und Simbo feuerten mit den Maschinengewehren. Eine graue Staubwolke hüllte die Mauerkrone ein, als auch die Gegner in den Reigen aus Wut und Vergeltung einstimmten. Die Luft war vom Knallen der Gewehre und Brüllen der Befehle erfüllt. Nach wenigen Sekunden verstummten die Waffen. Die Grenzen waren abgesteckt.
    Ich hatte währenddessen regungslos an der Mauer gesessen und versucht, auf der anderen Seite etwas zu erkennen. Aufgewirbelter Staub hüllte uns immer noch ein und zeigte ihnen genau, wo sie uns finden würden. Sie dagegen blieben für uns unsichtbar.
    Ich geh jetzt rüber zu Simbo!, rief ich Muli zu und robbte zu der befohlenen Position.
    Vorsichtig lugte ich über die Mauerkrone. Für die nächsten Minuten blieb es drüben ruhig. Überlegten sie die nächsten Schritte? Wie würden diese aussehen? Wie viele waren es überhaupt? Wir hockten mitten unter der Sonne, nur von dieser flachen Mauer geschützt, und ich fragte mich, was das wohl für ein Tag werden würde.
    Da setzte der Beschuss wieder ein. Ich zog den Kopf ein und fluchte innerlich. Mica schoss eine Gewehrgranate auf den Feind, und Simbo brachte das Maschinengewehr in Stellung.
    Nicht schießen!, brüllte ich ihn an. Das ist unsere schwerste Waffe. Wenn wir sie ständig einsetzen, verspielen wir damit unseren Trumpf!
    Aber irgendwas muss doch geschehen!, brüllte Simbo zurück, den ich bei dem Lärm kaum verstand.
    Auf der Mauer spritzte der Lehm auf, wenn ein Geschoss einschlug. Ich blickte nach oben und suchte fieberhaft nach einem Loch oder einer Vertiefung in der Mauerkrone. Ich fand eine. Dort brachte ich meine Waffe in Stellung. Ich hockte hinter dem Gewehr und presste es in die Schulter. Mit dem rechten Auge suchte ich durch das Zielfernrohr

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