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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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und feuerbereit machten.
    Als Nossi an Mü vorbeiging, sagte er mit energischer Stimme: Kampfkraft bei vierzig Prozent.
    So saßen wir nun, in der prallen Sonne Afghanistans, mit all unserer Ausrüstung und waren potentiellen Angreifern so nahe wie nie zuvor. Die Ausläufer von Isa Khel waren nur ein paar hundert Meter entfernt. Zwar lag der Fluss dazwischen, aber beim Gefecht am Karfreitag hatten die Aufständischen Verstärkung von dieser Seite aus über den Fluss gebracht. Also gab es auch hier Feinde. Und sicher wussten sie genau über uns Bescheid.
    Nossi saß an den Hang gelehnt und hatte den Helm abgenommen. Er machte ein Stofftuch nass und legte es sich auf den Kopf. Seine Hand zitterte. Simbo saß mit angewinkelten Knien und gesenktem Kopf an meinen Füßen und ließ eine Wasserflasche mit der Hand hin und her pendeln. Sein Helmriemen war offen und der Schweiß tropfte daran herunter. Kruschka lag auf dem Rücken am Hang und hatte die Augen geschlossen. Ich rief nach Wizo. Ey, Wizo! Wiizo!
    Was ’n los, Digger, war seine Antwort.
    Stoß mal Kruschka an, der soll die Augen aufmachen!
    Der Chef will noch ein paar Minuten bleiben, dann rücken wir ab, sprach Muli mich an.
    Das ist gut! Die Männer sind völlig fertig, sagte ich eindringlich. Ich hoffe, es passiert nichts, das können wir jetzt nicht gebrauchen, fügte ich noch hinzu. Ich war froh, dass es bald zurückging, aber aufstehen wollte ich auch nicht.
    Nimm schon mal die beiden Panzerfäuste von Simbo und deinen Rucksack mit der Munition und bring beides nach hinten, befahl Muli.
    Als ich den Abhang herunterrutschte, kniff ich Simbo in die Schulter. Alles klar bei dir? Sein Anblick machte mir Sorgen.
    Jaja, passt schon, presste er hervor. Aber dass ich auch noch Kruschkas Panzerfaust nehmen muss, ist übel!
    Ich nehm jetzt deine Panzerfäuste und bring sie nach hinten.
    Alter, nimm die scheiß Dinger, keuchte er. Ich griff nach meinem Rucksack und zog ihn schwerfällig über meine Schultern.
    Mir fiel ein, wie ich in den Sommerferien bei meinem Onkel auf dem Bauernhof das Unkraut zwischen den Zuckerrüben mit der Hacke entfernte. Machte mir die Hitze bei dieser Arbeit im Hochsommer nicht so viel aus? Oder hatte ich einfach genug getrunken? Simbo war noch weiter zusammengesackt. Kruschka lag immer noch auf dem Rücken. Nossis Hand zitterte wie zuvor, und bei Muli und Jonny hob und senkte sich der Brustkorb sichtbar bei jedem Atemzug. Nur Wizo schien unbeeindruckt von den Umständen zu sein. Er sah weiter geradeaus über die Böschung und grinste.
    Ey, Digger, da draußen ist niemand, die ham Schiss, rief er herüber.
    Hoffentlich blieb es dabei. Wir waren in einem jämmerlichen Zustand, an Kämpfen war nicht zu denken. Jungs, haltet durch, macht nicht schlapp, rief ich, an alle gerichtet. Kommt schon!
    Ich packte die beiden schweren Panzerfäuste und setzte mich in Bewegung. Ein starker Schmerz durchzog meine Schultern, und ich versuchte, mir ein Stöhnen zu verkneifen. Ich spürte, dass ich zwar einsatzbereit, aber auch nicht mehr unbegrenzt belastbar war. Als ich die halbe Strecke zu Brandys Gruppe zurückgelegt hatte und mühsam durch den weichen Sandboden stapfte, durchbrach ein Schuss die Stille.
    Ich ließ die Panzerfäuste fallen und drehte mich instinktiv um, griff nach meiner Waffe und fasste ins Leere. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich: Scheiße, das Ding hab ich bei Simbo gelassen, wegen der Panzerfäuste. Und dann: Scheiße, jetzt ist es passiert. So ging es also los.
    Aber dann war ich wieder voll da. Ich griff nach meiner Pistole, die ich am Oberschenkel trug, und warf mich auf den Boden. Wieder Schüsse, und zwar direkt aus der Senke. Es mussten unsere Waffen sein, denn sonst war nichts zu hören. Ich angelte mit der linken Hand nach den beiden Panzerfäusten und erwischte die beiden Trageriemen. Auf allen vieren, die Panzerfäuste hinter mir her schleifend, kroch ich zurück. Wieder fielen Schüsse. Diesmal aus mehreren Waffen. Als Erstes sah ich Nossi. Er schaute durch sein Visier und schoss. Einmal, zweimal. Plötzlich sackte er in sich zusammen. Der Kopf fiel auf seine Waffe, sein Oberkörper erschlaffte. Er rutschte ein paar Zentimeter den Hang hinunter. Ich wollte gerade aufspringen und zu ihm stürzen, als er die Augen öffnete und blitzschnell wieder Spannung in seinem Körper hatte. Sofort schoss er weiter.
    Feuer einstellen, Lagebericht!, brüllte der Chef dazwischen. Ich muss wissen, was passiert ist!
    Ein

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