Vier zauberhafte Schwestern
jemals einen Geist auf Cantrip Towers gesehen?«, fragte Marina, als ihre Mutter sie ein zweites Mal zudeckte.
»Nein, Liebes, wie kommst du darauf?«
»Ach, nur so. Gute Nacht, Mum.«
Mum machte das Licht aus, sah noch einmal nach den anderen Mädchen und ging zurück nach unten.
Zur gleichen Zeit, während die Cantrip-Schwestern allmählich zur Ruhe kamen, wünschte Verena Glass ihrer Großmutter eine gute Nacht. Es gab weder eine Umarmung noch einen Gutenachtkuss.
Zwei Stunden lang hatten Verena und Glenda ferngesehen und dabei weit voneinander entfernt an den äußeren Enden des Sofas gesessen. Nur wenige Worte waren zwischen ihnen gewechselt worden, und keine der beiden hatte die Cantrip Familie erwähnt, obwohl beide an sie gedacht hatten.
»Gute Nacht«, sagte Glenda mit einem kurzen Nicken.
»Gute Nacht«, erwiderte Verena und schloss die Wohnzimmertür hinter sich.
Grandma beachtet mich kaum, dachte sie, als sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufging. Wie es wohl wäre, eine Familie zu haben, die miteinander lacht und sich umarmt? So wie die Cantrips. Sicher rennen die Schwestern jeden Abend um die Wette die Treppe hinauf, wenn es Zeit zum Schlafen ist.
Verena knipste die Lampe an, schloss die Vorhänge und sah sich in dem großen, luxuriös ausgestatteten Raum um.
Sie mochte ihr Zimmer, aber an diesem Abend fühlte es sich einfach leer an.
Im Erdgeschoss saß Glenda Glass in der hereinbrechenden Dunkelheit. Ihr kantiges Profil wurde nur vom kalten Licht des Fernsehbildschirms angestrahlt.
Schon bald, dachte sie. Schon bald werdet ihr mich kennenlernen, kleine Cantrips.
Der Plan
Am Freitagmorgen stieg die Anspannung an der Drysdale mit jeder Stunde. Die Schüler, die beim Schulwettstreit singen oder ein Instrument spielen würden, versammelten sich zur Generalprobe in der Aula. Die Instrumente waren gestimmt, die Bühne war aufgebaut. Als die Probe hinter ihnen lag und es Zeit für die Mittagspause war, glaubten alle fest daran, dass sie die Regionalmeisterschaft gewinnen würden.
Flame hing gerade ihre Jacke an der Garderobe auf, als Verena vorbeischlenderte.
Verena blieb stehen und sagte, als sei es ihr soeben eingefallen, zu Flame: »Quinn kommt zum Konzert heute Abend. Er weiß, dass ich der Star der Show sein werde. Er hat zu mir gesagt, er freut sich schon darauf, mich singen zu hören, aber das geht natürlich allen so.« Verena lächelte ein selbstgefälliges Lächeln.
Flames Wangen röteten sich vor Wut, und sie musste sich sehr zusammenreißen, um Verena keine pampige Antwort an den Kopf zu werfen. Zu ihr hatte Quinn nicht gesagt, dass er sich darauf freue, sie spielen zu hören. Aber sie hatte ihn auch seit zwei Tagen nicht mehr gesehen. Und es war sehr eingebildet von Verena zu behaupten, sie wäre der Star des Abends. Aber so war sie nun mal.
Flame drehte sich um und blickte direkt in Verenas kühle blaue Augen. Ich frage mich, ob sie weiß, dass wir miteinander verwandt sind, dachte sie.
»Du bist
einer
der Stars, Verena«, sagte Flame ruhig, aber bestimmt. »Und Quinn kommt zum Konzert, um seine Schwester spielen zu hören.«
Die Intensität von Flames Blick überraschte Verena und sie trat einen halben Schritt zurück. Sie war verärgert. Früher war es immer so einfach gewesen, Flame Cantrip aus der Fassung zu bringen.
Flame hob ihre Tasche auf und ging davon. Sie hasste den Gedanken, dass Quinn Verena womöglich lieber mochte als sie.
»Ich hoffe, deine kleinen Schwestern geraten heute Abend nicht aus dem Takt«, feuerte Verena ihrer Rivalin eine letzte gehässige Salve hinterher. »Die Konkurrenz ist hart und es wäre eine Schande, wenn sie nicht alles geben würden.«
Verenas Worte trafen Flame wie ein Pfeil im Rücken. Den Bruchteil einer Sekunde zögerte sie. Sie war versucht zurückzufauchen, dass sie zumindest Schwestern hatte und Verena bloß ein verzogenes Einzelkind sei.
Sie drehte sich um, um Verena ins Gesicht sehen zu können und trat einen Schritt auf sie zu. »Warum sollten meine Schwestern nicht alles geben?«, sagte Flame empört.
Verenas Lippen verzogen sich verächtlich. »Ihr Cantrip-Schwestern tut immer so, als wäre etwas Magisches an euch und als könne euch nichts und niemand etwas anhaben.«
Flame keuchte.
Zum zweiten Mal in dieser Woche hatte Flame einen Pling-Moment – und plötzlich wusste sie, dass sie sich von Verena nicht herausfordern lassen durfte.
»Wir wollen den Titel ebenso sehr gewinnen wie alle anderen auch«, sagte
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