Vierbeinige Freunde
er traf nur schlecht, der Wärter konnte mit Leichtigkeit den Steinen ausweichen; daher wurde dem Benehmen des Elefanten auch keine besondere Beachtung geschenkt. Mit jedem Tag aber vervollkommnete der Elefant seine Geschicklichkeit. Der Weg, den der Wärter immer ging, war mit Steinen übersät. Stundenlang lauerte Schango seinem Feinde am Ausgang des Elefantenhauses auf, fand ihn auch unter den Besuchern heraus. Der Wärter wich dem Elefanten nach Möglichkeit aus, vor allem zur Besuchszeit; er befürchtete, daß ein für ihn bestimmter Stein einen der Besucher treffen könnte. Ungeachtet aller Vorsicht hätte Schango ihn dennoch um ein Haar erschlagen.
Das spielte sich folgendermaßen ab: Der Wärter hatte in der Buchhaltung zu tun. Ein Fenster dieses Zimmers ging auf den Elefantenhügel hinaus. Von dort aus war der ganze Raum zu übersehen, und so hatte Schango entdeckt, wer beim Buchhalter war.
Niemand hatte bemerkt, wie der Elefant einen Stein ergriffen hatte und an die Brüstung herangetreten war. Der Wärter war gerade im Begriff hinauszugehen, als hinter seinem Rücken Glas splitterte und ein riesiger Stein über seinen Kopf hinweg mitten auf den Schreibtisch sauste und das dort stehende Schreibzeug zerschmetterte. Die Tinte floß über die Papiere, durch das zerschlagene Fenster aber flogen immer neue Steine. Mit knapper Not nur, Aktenbündel vorhaltend, entwischte das Büropersonal, während Schango, in Wut geraten, noch lange das leere Zimmer bombardierte.
Nach diesem Ereignis wurde beschlossen, den Elefanten wieder in Ketten zu legen. Doch Schango ließ sich nicht mehr festschmieden. Als man ihn von den Elefantinnen getrennt hatte, bekam er einen fürchterlichen Wutanfall. Er tobte im Käfig umher, schlug mit dem Rüssel um sich und machte sich schließlich daran, die Eisenschienen des Käfigs herauszubrechen. Er schob seine riesigen Stoßzähne zwischen die Schienenstäbe, und wir konnten deutlich sehen, wie sich eine Schiene unter dem ungeheuren Druck langsam zu biegen begann. Schango hörte nicht auf zu biegen, bis ihm der eine Stoßzahn abbrach. Der Zahn knirschte, brach und fiel zu Boden. Schango aber setzte seine Arbeit mit dem anderen Stoßzahn fort. Um ihm den zweiten Stoßzahn zu erhalten, ließ man ihn wieder zu den Elefantinnen hinaus. Es blieb nur eine Möglichkeit, sich vor dem Elefanten zu schützen: Man mußte alle Steine vom Elefantenhügel und von der Plattform entfernen. Zehn Mann hatten einige Tage mit dieser mühseligen Arbeit zu tun. Sie gruben den ganzen Boden um und lasen dabei die Steine aus. Um ganz sicherzugehen, warfen sie die ganze Erde auch noch durch ein besonderes Sieb.
Doch auch diese Maßnahme brachte keine Ruhe. Brotlaibe, rote Rüben, Möhren und Kartoffeln, mit einem Wort, das ganze Futter, das für Schango und die Elefantinnen bestimmt war, schleuderte der Elefant nach dem ihm so verhaßten Wärter. Es blieb nichts weiter übrig, als den Wärter an eine andere Stelle des Zoo zu versetzen.
Der heimtückische Elefant
Nachdem der verhaßte Wärter fort war, hatte es den Anschein, als hätte sich der Elefant wieder beruhigt. Er tobte nicht mehr und betrug sich den anderen Wärtern gegenüber bedeutend besser. Den größten Teil des Tages sonnte er sich. Wurde es ihm zu heiß, begab er sich ins Wasserbassin. Schango badete mit Vorliebe, er suchte sich die tiefste Stelle, schwamm dort umher oder tauchte mit dem Kopf unter, so daß nichts mehr von ihm zu sehen war.
Das Publikum sah dem Elefanten gern beim Baden zu, daher hielt sich um die Badezeit immer eine Menge Besucher am Bassin auf. Der tückische Elefant aber sog den Rüssel voll Wasser und bespritzte damit die Neugierigen wie aus einem Feuerwehrschlauch. Die Getroffenen sprangen zur Seite und schimpften, während das schmutzige Wasser in Strömen von ihren Kleidern lief. Viele beklagten sich bei der Verwaltung, und nach und nach wurden der Klagen so viele, daß man zur Badezeit einen Aufpasser an das Bassin stellen mußte, der die Besucher darauf aufmerksam machen sollte, daß der Elefant sie mit Wasser bespritzen könnte.
Es war offensichtlich, daß Schango einen Gefallen daran hatte, die Besucher in Aufregung zu versetzen. Als man ihm den einen Spaß verdorben hatte, dachte er sich sofort einen anderen aus. Er riß den Besuchern, die nahe genug an ihn herankamen, die Kopfbedeckungen herunter. Es ist erstaunlich, mit welcher Schlauheit und Geschicklichkeit er dabei ans Werk ging. Er lockte die Besucher
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