Vierbeinige Freunde
den Hund zuerst in ein warmes Gelaß – im Elefantenhaus war ein leerer Raum. Dort teilte ich für Peri eine Ecke ab, bereitete eine Streu aus Stroh und ließ Peri hinein. Sie ging erst im ganzen Raum umher, beschnupperte jedes Winkelchen und legte sich dann friedlich auf den vorgerichteten Platz. Und nun brachte ich den Dingo.
Die Hündin empfing das fremde Junge unfreundlich. Es war ja viel größer als ihre eigenen Jungen und hatte auch eine ganz andere Farbe. Das Dingojunge lief ihr nach und schmeichelte, die Hündin aber knurrte und schnappte nach ihm oder lief einfach weg. Ich hatte meine Bedenken, sie nachts beisammen zu lassen, und so zog ich ein Gitter durch den Raum. In der einen Hälfte ließ ich den Dingo, in der anderen Peri. Dann ging ich hinaus. Bevor ich mich ganz entfernte, kam ich mehrere Male zurück und schaute durchs Fenster.
Allein geblieben, bangte sich das Junge. Ohne Mutter war es kalt, und das Junge war ja nicht gewohnt, allein zu sein. Es fing an zu winseln. Peri wurde merklich aufgeregt. War es nun, weil das Winseln des Kleinen sie an den eigenen Wurf mahnte, oder war es etwas anderes, ich weiß es nicht. Ich sah jedenfalls nur, wie sie mehrmals von ihrem Lager aufstand, ans Gitter ging und versuchte, das Junge zu lecken. Am Morgen war Peri nicht auf ihrem Platz. Sie lag am Gitter, und neben ihr, sich fest an sie drückend, schlief das Junge.
Nun ließ ich sie unbesorgt zusammen. Der Kleine stürzte sogleich auf Peri los. Die Nacht über war er sehr hungrig geworden. Er stieß sie mit dem Schnäuzchen, wedelte mit seinem Schwänzchen und winselte leise. Und Peri sträubte sich nicht länger. Sie legte sich auf die Seite, und das vor Erregung zitternde Junge schmatzte, mit den Pfötchen knetend, genießerisch an dem Gesäuge der Hündin. Jetzt war ich ganz beruhigt. Peri hatte das Junge angenommen, und es gab keinen Grund mehr, sich um den Kleinen Sorge zu machen. Wir nannten ihn Fremdling.
Fremdling war ein in seltenem Maße selbständiger Welpe. Ließ ich ihn einmal hinaus ins Freie, lief er mir nicht nach, wie es sonst die Welpen seines Alters zu tun pflegen. Im Gegenteil, ich mußte hinter ihm herlaufen. Er lief, wohin es ihm gerade einfiel, tat, was er wollte, und hörte nicht, wenn man ihn rief. Dauernd schnupperte er herum und suchte etwas. Er hatte eine vorzügliche Nase. Irgendwo abseits zog er plötzlich einen alten Heringskopf oder Knochen unter dem Schnee hervor und schleppte das alles unbedingt nach Hause. Er hortete unter der Streu jeden Dreck und bewachte ihn eifersüchtig wie eine Kostbarkeit.
Mit Vorliebe erschreckte Fremdling die anderen Tiere. Auf einem Hügel neben dem Elefantenhaus lebten sibirische Steinböcke. Diese sehen Ziegen sehr ähnlich, sind bloß größer und von grauer Farbe. Jedesmal, wenn ich mit Fremdling an ihnen vorbeiging, rannten sie am Gitter entlang neben uns her und bedrohten ihn mit ihren langen, schrecklichen Hörnern. Der Welpe aber hatte gar keine Angst. Im Gegenteil, er fand sogar Gefallen daran. Es war interessant zu beobachten, wie er sich Mühe gab, die Böcke zu reizen und noch näher an das Gitter zu locken. Er duckte sich auf die Vorderpfoten, sprang zur Seite, tat so, als hätte er Angst, und lief weg. Wenn dann die genasführten Steinböcke näher herankamen, versuchte er sie zu beißen. Er schnappte gar zu gern nach Ahnungslosen.
Einmal fiel Fremdling ein Böckchen an, doch das erwies sich als bösartig. Es erschrak nicht, lief nicht davon, sondern erhob sich auf die Hinterbeinchen, verweilte so einen Augenblick, senkte dann elegant den Kopf und stieß Fremdling mit den kleinen Hörnern in die Seite. Dieser heulte auf und sprang zur Seite. Die Hörner waren zwar klein, aber scharf. Fremdling zog den Schwanz ein und flüchtete zu mir. Von da ab jagte er keine Ziegen mehr. Er fürchtete sich schon, wenn er sie nur sah, und machte geflissentlich einen Bogen um sie.
Ende Mai war aus Fremdling, einem tol l patschigen, schla p pohrigen Welpen, ein schöner, schlanker Hund geworden, mit. steif aufrecht stehenden Ohren wie bei einem Wolf und einem glatten, roten Fell. Peri säugte ihn nicht mehr, sie schliefen aber nach wie vor zusammen und waren gute Freunde. Menschen gegenüber war Fremdling mißtrauischer geworden, besonders Männern war er nicht gut gesinnt. Er wich ihren Liebkosungen aus und schnappte nach ihnen. Möglich, daß es daher kam, daß er unter Frauen aufgewachsen war. Er kam jetzt wenig hinaus. Früher hatte ich ihn
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