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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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ausgeführt, sie konnte erschrecken, weglaufen und, was noch weit schlimmer war, am Riemen zerren, sich dadurch Schmerzen verursachen und dann in Wut geraten. Doch alle Befürchtungen erwiesen sich als überflüssig.
    Längst war der Riemen auf den Hals hinuntergerutscht und rieb auf der Wunde, Tjulka aber schien keinen Schmerz zu fühlen. Ruhig folgte sie mir, als liefe sie noch jeden Tag so neben mir her. Ebenso ruhig ließ sie sich auch auf den Ann nehmen, in den Käfig setzen und sich den Riemen abnehmen.
    Tjulka lebte lange im Zoo. Ich besuchte sie selten. Doch jedesmal, kaum daß sie meine Stimme gehört hatte, fing sie sofort an zu heulen und, meine Liebkosung fordernd, sich im Käfig herumzuwerfen. Wenn ich mich dann wieder entfernt hatte, rieb sie sich noch lange an den Gitterstäben, durch die ich ihr meine Hände entgegengestreckt hatte.
     

LOSKA
    Erste Bekanntschaft
    Vom frühen Morgen an war mir alles schiefgegangen. Die Milch war sauer gewesen und das Fleisch nicht rechtzeitig geliefert worden. Die hungrigen Jungtiere quiekten in den verschiedensten Tönen … Da brachte man mir auch noch ein junges Elchkalb. Bis dahin hatte ich kleine Wölfe, Füchse, Fischotter und viele andere Tiere aufgezogen; junge Elche aber kannte ich gar nicht, wußte auch nicht, wie sie zu behandeln waren. Und da stand es nun vor mir, so klein und gelb, einem Kälbchen ähnlich, mit Ohren so groß wie die eines Esels, mit langgezogener Schnauze und so ganz, ganz fremdartig. Ich brachte es in einem Gehege unter.
    Es war ein großes, bequemes Gehege mit einem kleinen Häuschen, in dem das Elchkälbchen Schutz vor Regen finden konnte. Mein erster Annäherungsversuch war wenig befriedigend. Ich hatte das Gehege kaum betreten, als das Kälbchen auch schon seine großen, feinfühligen Lauscher hochstellte und zur Seite sprang. Vergeblich rief und lockte ich es mit Milch – es lief davon und wollte nicht zu mir kommen. So mußte ich denn das Näherkennenlernen bis zum nächsten Male verschieben.
    Am folgenden Tage erwies sich mein neuer Zögling, der die Nacht über ziemlich ausgehungert war, als bedeutend zugänglicher. Die warme Milch in der Flasche reizte den Appetit. Das Elchkälbchen umkreiste mich, blökte kläglich und konnte sich trotzdem nicht entschließen, den Sauger anzunehmen. Ich griff zu einer List: Ich hockte mich hin, streckte die Hand mit der Flasche aus und blieb regungslos so sitzen. Für gewöhnlich hilft das immer. Der Mensch erscheint auf diese Weise kleiner und nicht so unheimlich, und das Tier bekommt mehr Mut. So war es auch mit dem Elchkälbchen. Es kam, vorsichtig die äußersten Hufspitzen aufsetzend, mit possierlich vorgestrecktem Hals, schnupperte an dem Sauger, leckte daran und schmatzte dann plötzlich los. Es schmeckte ihm so gut, daß es fast den ganzen Flaschenhals mit einsog. In der Milch stiegen Bläschen hoch; ich hatte mich längst erhoben. Loska (Loska, Verkleinerungsform von russ. los = Elch) aber ließ sich nicht stören, sondern trank und trank nur immerzu.
    Bei der nächsten Fütterung kam der kleine Elch schon mutiger heran. Er ließ sich sogar das Schnäuzchen streicheln und sprang mir dann am Abend bereits von allein entgegen.
    Freunde
    Überhaupt gewöhnte sich Loska schnell an mich. Schon nach einigen Tagen folgte er mir wie seiner Mutter nach. War ich weg, so grämte er sich nach mir. Er trottete aus einer Ecke in die andere, schrie langgezogen und schaute immer nach der Seite hin, von der ich zu kommen pflegte. Sehen konnte Loska schlecht. Wenn ich ein ihm unbekanntes Kleid anzog, so betrachtete und beschnupperte er mich erst lange, ehe er mich erkannte. Dafür aber hatte er ein überaus feines Gehör und einen guten Spürsinn. Er brauchte nur von weitem meine Stimme zu hören, so kam er mir schon entgegengelaufen und schmeichelte. Loska schmeichelte auf eine rührende Weise: Er legte mir seinen Kopf auf die Schulter und zupfte mit seinen Lippen zärtlich an meiner Wange. In solchen Augenblicken wäre ich bereit gewesen, alles für ihn zu tun, alles in der Welt! Und ich liebte ihn auch wie kein anderes Tier. Es verging kein Tag, an dem ich meinem Liebling nicht irgend etwas mitgebracht hätte. Ich teilte mein Frühstück und mein Mittagessen mit ihm. Was hat er nicht alles gefressen: Konfekt, Zucker, kleine Pasteten und sogar Butterbrot! Mit einem Wort, er fraß alles, wenn es nur aus meiner Hand kam.
    Ich weiß noch, wie er einmal krank geworden war. Mit jedem Tag wurde er

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