Vierbeinige Freunde
auf das Stroh.
Jekaterina wollte ihn packen, da schnappte ihr ein anderer Affe den Knirps geschickt unter den Händen weg und nahm mit ihm Reißaus. Es gelang, ihn zu fangen, als er bereits am Netz emporkletterte.
Und während Micky auf der Suche nach Mussik im Käfig hin und her sprang, steckte Jekaterina den Knirps behutsam unter ihre gestrickte warme Jacke.
Mussik hatte sich mit seinen Händchen fest an den fremden Affen geklammert, und als er ihm fortgenommen wurde, ohrenzerreißend geschrien, als wäre es seine Mutter. Kaum spürte er aber die Wärme in Jekaterinas Strickjacke, da beruhigte er sich.
Die Ärztin wollte Mussik untersuchen, aber der Knirps ließ Jekaterina nicht los. Sie mußte ihn also untersuchen, während die Wärterin ihn auf dem Arm hielt. Er war unverletzt.
Wie klein und mager war aber dieser zwei Wochen alte Knirps! Sein Köpfchen war kaum größer als eine Walnuß, und sein verrunzeltes Gesichtchen und die Ärmchen, dünn wie Gerten, riefen geradezu Mitleid hervor. Fest an Jekaterina geschmiegt, versteckte er, sobald sich jemand über ihn beugte, sein Köpfchen in den Falten ihrer Strickjacke und quiekte angstvoll.
„Schau an! Er weiß schon, bei wem er sich gut einrichten kann“, rief die Ärztin lachend. „Sollen wir ihn im Käfig für den Affennachwuchs oder zunächst in der tierärztlichen Station unterbringen?“ überlegte sie laut.
„Und wenn ich Mussik zu mir nähme?“ fragte Jekaterina. Die Wärterin hatte Mussik bereits liebgewonnen und große Lust, die Pflege des Äffchens zu übernehmen.
„Nun, das wäre gar nicht so übel“, meinte die Ärztin. „Wir hätten gewiß eine Menge Scherereien mit ihm; auch Nachtwachen müßten bestellt werden. Bei Jekaterina ist er eigentlich in den besten Händen.“
So blieb der kleine Mussik bei Jekaterina.
Hier begann es damit, daß Mussik die Nahrung ablehnte.
Zu Hause wärmte Jekaterina etwas Milch auf und goß sie in ein Fläschchen. Dann setzte sie einen Sauger darauf und bot ihn Mussik an. Der Knirps wandte den Kopf zur Seite und wollte den Sauger nicht einmal ansehen.
Da versuchte Jekaterina, ihm die Milch mit einem Löffelchen zu geben, aber auch daraus wurde nichts; und als die Wärterin ihm die Milch einflößte, spuckte er sie sofort wieder aus.
Die Wärterin bot ihm nun die Milch in verschiedener Zubereitung an: gesüßt, gekocht, mit Wasser verdünnt oder als dicke Sahne. Mussik spuckte nach wie vor.
Jekaterina konnte den Morgen kaum erwarten; sie wollte gerade zur Ärztin gehen, um sich mit ihr zu beraten, als die bei ihr erschien.
„Nun, wie steht es?“ fragte die Ärztin.
„Schlecht“, antwortete Jekaterina. „Ich habe mich die ganze Nacht abgequält, und er hat keinen Tropfen getrunken.“
Sie wies auf die im Zimmer herrschende Unordnung.
Der Tisch war vollgestellt mit Tassen, Untertassen und Fläschchen, die verschiedene Milchspeisen enthielten. Große und kleine Sauger, Löffelchen und Pipetten lagen herum. Mussik aber hockte noch immer in Jekaterinas Strickjacke.
„Ja, die Sache steht schlecht.“ Die Ärztin schüttelte den Kopf. „Aber wir dürfen den Mut nicht sinken lassen.“
Nun bemühten sich alle beide, den Knirps zu füttern, doch das war vergebliche Liebesmühe.
Die Ärztin fuhr sogar zur nächsten Säuglingsfürsorge und holte sich von dort Milch. Aber Mussik wollte auch jetzt nicht trinken.
Da beschlossen sie, ihm wenigstens etwas zu geben, womit er sich kräftigen könnte. Von dem Angebotenen begann er völlig unerwartet Apfelsinensaft zu trinken.
Es blieb also nichts anderes übrig, als ihn mit Saft zu füttern, und erst nach mehreren Tagen gelang es Jekaterina mit großer Mühe, den kleinen Starrkopf an Milch zu gewöhnen.
Jetzt wurde es besser mit Mussik.
Die Milch bezog Jekaterina von der Säuglingsfürsorge, es war die gleiche Milch wie für kleine Kinder. Nachdem Mussik ein bißchen herangewachsen war, bekam er geriebene Äpfel, in Milch aufgeweichte Zwiebäcke und vieles andere.
Allerdings fraß Mussik nicht alles mit gleichem Appetit. Er bevorzugte Saft und fand sich zur Not auch mit Grütze ab. Aber Lebertran? Brrr! Jekaterina mußte sich tüchtig quälen, bevor sie ihn dazu brachte, wenigstens einige Tropfen zu trinken.
Und dann: Mussik wollte durchaus nicht allein bleiben. Sein Lieblingsplatz war in Jekaterinas warmer Strickjacke.
Er hatte einen eigenen kleinen Käfig, der aussah wie eine Kinderbettstelle. Auf dem Boden des Käfigs lag ein weiches Federkissen
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