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Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Titel: Vierter Stock Herbsthaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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Selbstmord.
    Nach dem Tod dieses Mannes stand die Wohnung wieder einige Monate leer, bis dann Ende 2001 ein älteres Ehepaar einzog. Das Paar verließ das Herbsthaus 2007 und zog in eine Einrichtung für betreutes Wohnen. Der Grund für den Auszug war die zunehmende Gebrechlichkeit der Ehefrau. Schubert sprach Anfang 2009 mit dem Ehepaar. Zwar berichtete keiner der Beiden von irgendwelchen Erscheinungen, wohl aber stimmte das Paar darin überein, dass man sich in der Wohnung des Öfteren unwohl gefühlt und sich beobachtet geglaubt habe.
    Wie ich bereits erwähnte, starb mein Freund Schubert im Jahr 2009. Als er dieses Ehepaar besuchte, da war er bereits schwer krank, metastasierender Leberkrebs, nicht mehr therapierbar.
    Als ich einige Wochen nach der Beerdigung Schuberts Aufzeichnungen durchsah, da kam mir das, was da auf Papier vor mir lag, recht obskur vor. Ich war versucht, Schuberts Interesse für Paranormales auf seine Krankheit, auf das Bewusstsein des baldigen Endes zu schieben und damit abzutun. Andererseits hatte Schubert ja diese Berichte gesammelt, die hatte er sich schließlich nicht ausgedacht. Obwohl ich aus diesem letzten Brief den Wunsch las, ich möge das Begonnene weiterführen, befasste ich mich nicht weiter mit dem Spukphänomen, das Schubert so interessierte.
    Vor wenigen Wochen aber passiert etwas, das mich umdenken ließ. Sie erinnern sich ja an den älteren Herrn … diesen Herrn, der versuchte, sich im Schlaflabor das Leben zu nehmen. Dieser Mann, Georg Schlechter sein Name, war ebenfalls Mieter in diesem sogenannten Herbsthaus. Er zog 2011 ein und lebte etwa zwei Jahre in der Wohnung, die nun Sie bewohnen und die neben der Wohnung liegt, mit der sich mein Freund Schubert bis zu seinem Tod so ausgiebig befasst hat.
    Sie wissen ja, dass Herr Schlechter bei mir in Behandlung war. Vor seinem Suizidversuch berichtete er nur von Alpträumen und Schlaflosigkeit, deshalb war er ja auch zur Überwachung bei uns. Nach dem Selbstmordversuch aber erwähnte er mir gegenüber einige Erlebnisse, die recht deutlich an das erinnern, was Schubert zusammengetragen hat … und auch an das, was Sie mir am Telefon erzählt haben.
    Ich habe eines der Gespräche mit Herrn Schlechter aufgezeichnet. Würden Sie sich das mit mir ansehen? Das Video dauert nur rund dreißig Minuten. Ich kann es verstehen, falls Sie ärgerlich sind. Aber bitte sehen Sie sich mit mir diesen Film an … das ist wirklich hochinteressantes Material.
     
    ***
     
    Die Wut kommt ganz plötzlich, sie bricht durch meine Verwirrung und mir ist, als schlinge mir jemand Seile um den Leib. Alles in mir wird eng, ekelhaft eng. Das gibt es doch nicht! Dieses blöde alte Arschloch hat mich mit einem Trick in eine Wohnung gelockt, in der jemand gelebt hat, der sich umbringen wollte! Der wollte sich wegen der Wohnung umbringen, wegen dem, was ihm in der Wohnung passiert ist. Oder etwa nicht? Das war doch die Wohnung, in der auch dieser Typ lebte, der sich an dem Heizungsrohr im Keller … Nein, Quatsch, ich bringe alles durcheinander. Der Typ, der sich am Rohr erhängt hat, der lebte in der Wohnung nebenan … und … ja, dort lebte auch dieses Ehepaar mit dem schreienden Baby und der Mann, der dieses schwarze Vieh gesehen hat und … ja, es hat sogar mit ihm gesprochen. Zu mir hat es nichts gesagt. Mich hat es nur angeglotzt, stand da zwischen Schrank und Wand und glotzte mich an mit seinen im Mondlicht glänzenden Augen. Als nächstes wird es mich ansprechen und mich fragen ob ich weiß, wer es ist.
    Dieses blöde kleine Arschloch von Psychiater! Was fällt dem ein, mich in ein beschissenes Spukhaus zu locken? Soll das eine Art Experiment sein? Bin ich die verdammte Laborratte? Da läuft er neben mir, der alte Mann, Doktor Doktor Doktor Arschloch. Ich sollte wortlos stehen bleiben, abdrehen, abhauen … einfach weggehen. Und doch laufe ich neben ihm her, laufe über Klinikflure, laufe mit ihm zwei Treppen herunter und folge ihm in den Keller des in die Jahre gekommenen Gebäudes. Hier stehen Wäschewagen, defekte Krankenbetten, Container mit schwarzen Müllsäcken.
    Strauss marschiert wie aufgezogen, er will mir etwas zeigen, von dem ich nicht sicher bin, ob ich es sehen will. Gleich wird mir der tote Herr Schlechter auf Video begegnen … ach Scheiße! Was rede ich da? Der ist ja überhaupt nicht tot, der hat seinen kleinen Messertrick überlebt und hockt jetzt in irgendeinem Pflegeheim, in dem es hoffentlich nur stumpfe, vorne abgerundete

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