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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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hingehen wie die Wiesenblümchen zum Rasenmäher, das will ich ja nur damit sagen«, erklärte Hele.
    Der Wilde Karlo änderte seine Gebärde, um die Einladung entgegenzunehmen – diese Übung nannte sich REW e beziehungsweise die » respektvolle Entgegennahme einer Wettkampfeinladung«. Dabei beugte man sich nach vorn und flatterte mit den Armen wie eine Fledermaus oder eine Eule mit ihren Flügeln und brachte die Übung wie schon beim EisWeGe zum Abschluss, indem man den Gegner von der Seite anglotzte, sodass es für Schläge eine kleinere Angriffsfläche gab.
    » Darüber kann man sich dann später Gedanken machen, was die anderen denken und so’n Zeug«, sagte Gold-Piet tröstend. Seine Koordination war nicht so glamourös und sein » Eule-flattert-mit-den-Flügeln« sah aus, als befände er sich gerade in der Mauser. » Das ist nämlich so: Wenn man erst einmal anfängt, darüber nachzudenken, was die anderen in ihren Zahnlöchern haben könnten, dann hat man die Zähne noch gar nicht gesehen – von den Löchern ganz zu schweigen!«
    » Na ja, das hat noch nie geschadet – also eine kleine Risikoanalyse«, entgegnete der Wilde Karlo.
    » Auch wenn wir danach sowieso immer machen, worauf wir Lust haben«, erwiderte Hilda und lächelte.
    Während der Autofahrt war sie ziemlich still gewesen und hatte das Lenkrad fest gedrückt gehalten. Gegen Abend schien sie sich aber immer wieder zu erholen: wenn die Temperaturen sanken und man die nächste Etappe glücklich hinter sich gebracht hatte.
    Der Wilde Karlo zeigte KlaFüKo und RaFüKo: ein klassisches und ein rasantes Auf-die-Füße-kommen. Diese Bewegungsabläufe konnten beispielsweise zum Einsatz kommen, wenn der Gegner einem ein Bein gestellt hatte oder man versehentlich gestolpert war.
    » Los, machen wir mal ’ne Liste, warum die anderen Räubergruppen wütend auf uns sind«, sagte der Räuberhauptmann nach einigen RaFüKos. » Erstens: Einige haben sich über unseren Wettkampferfolg geärgert. Zweitens: Wir hatten Vilja als Sachverständige dabei. Drittens: Wir wollten unsere Mäusefürze nicht mit ihnen teilen«, begann er aufzuzählen.
    » Viertens: Wir sind abgehauen. Fünftens: Wir haben ihre Reifen aufgeschlitzt«, fuhr Kalle fort und machte dabei hintereinander zwei KlaFüKos, die sich sehen lassen konnten.
    » Sechstens: Da gibt’s noch diejenigen, die wegen uns eine Eisenkugel an den Fuß bekommen haben und bis an ihr Lebensende im Kittchen sitzen«, Gold-Piet musste natürlich noch mehr Öl ins Feuer gießen. » Wobei diejenigen dann nicht an Ort und Stelle sind, um rumzumaulen. Aus dem Gefängnisloch ist es schwierig, zum Meckern rauszukommen«, grinste er, ließ sich dann kichernd auf den Rasen plumpsen und boxte sich dabei in den Bauch. Eigener Witz – bester Witz!
    » Wohl kaum bis ans Lebensende«, warf Hele ein, ohne Piets Hysterie Beachtung zu schenken. Ihr RaFüKo war langsam und in völliger Perfektion, sie wirkte fast wie ein Tai-Chi-Meister. Ihre Bewegungen waren so genau, dass nicht einmal die Luftmoleküle direkt um sie herum in Schwingung gerieten.
    » Jaaa, komische Geschichte. Bei der Räuberratsversammlung hat sich jedenfalls keiner beschwert«, antwortete ihr Vater gedehnt. » Wir sind Kumpels wie eh und je.«
    » Aua aua, gibt’s hier etwa Mücken? Nein, das sind nur diese zwanzig Messer, die in meinem Rücken stecken«, alberte Hele herum.
    » Hey, winkst du etwa vor lauter Freude?«, Kalle stieg sofort auf den Witz seiner Schwester ein. » Ach nee, machst du ja gar nicht! Das ist ja nur ein Schleuderwurf, wie man ihn vom Ringkampf kennt …«
    » Hört jetzt auf damit! Wahrscheinlich hab’ ich bloß ein Ruhe ausstrahlendes Wesen, sodass sich keiner traut, einen Streit mit uns anzufangen. Die haben mich sogar gebeten, dieses Jahr der Hauptredner auf dem Sommerfest zu sein. Ist das nicht ein klares Zeichen dafür, dass zwischen uns alles paletti ist?!«, überlegte der Räuberhauptmann laut. Dann machte er die Mutter aller Glotz-Rotationen: Er nahm in meine Richtung Anlauf, und das während der Drehung geöffnete rechte Auge war nach dem Sprung nur noch einen Zentimeter von meiner Nasenspitze entfernt.
    » Aber die Polizei hat doch jemanden festgenommen, oder?«, erinnerte sich Hilda.
    » Das muss ja wohl auch die anderen ärgern«, meinte Gold-Piet. » Es geht um die Ehre. Schon ein bloßes Verhör ist da schlimm, von der Verurteilung gar nicht erst zu reden!«
    Wir trainierten einen Augenblick in völliger Stille und

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