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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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verdienen muss. Besonders bei den Sommerfest-Wettkämpfen und auch dann immer nur für ein Jahr – eben so lange, wie man der amtierende Meister des jeweiligen Wettkampfes ist. In diesem Sinn kann man sagen, dass Hilda Räuberberg eine Ministerpräsidenten-Anhängerin ist und Wahlen will, und Tuija Pärnänen eine Prinzessinnen-Anhängerin ist und Macht vererben will.«
    » Ministerpräsidenten, Prinzessinnen …«, schnaubte Hele verächtlich. » Wenn der Boss das hören würde, würde er einen Schlussstrich unter das ganze In-die-Schule-gehen machen!«
    Irgendwie schien Heles Witz Kalle einen Stich versetzt zu haben. Er wurde ganz bleich und verstummte.
    Seine Schwester bot ihm das einzig verbliebene Pilzwölkchen und somit auch die Versöhnung an. » Das ist das Letzte, nimm’s du!«
    » Schmeckt nicht«, sagte Kalle nur und ging weg.
    » Mensch, jetzt hab ich es schon wieder gemacht«, stöhnte Hele. » Ganz schön anstrengend, wenn der eigene Bruder so ein Weichei ist. Zum Glück bist wenigstens du hier. Von deiner Neunmalklugheit und dem verdammten Notizheft einmal abgesehen, sprechen wir dieselbe Sprache!«
    Sie war mal wieder so ehrlich, dass es mir graute. Ich versuchte das Gespräch in eine harmlosere Richtung zu lenken. » Also, jetzt kämpfen wir darum, dass der Wilde Karlo der neue Räuberherrscher wird?«, fragte ich neugierig.
    » Jupp«, sagte Hele und schüttelte dabei unbewusst den Kopf.
    » Und was bedeutet das im Klartext?«, fragte ich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, was ein Räuberherrscher so zu tun hatte.
    Hele seufzte, stand auf und zog auch mich hoch, um die Decke zusammenzulegen, bevor der nächtliche Tau sich darauf niederlassen konnte.
    » Das würde bedeuten, dass ICH diejenige wäre, die die Dinge regelt!«, erklärte sie dann umständlich und ohne mich dabei anzusehen. » Das ist natürlich vor dem Boss streng geheim zu halten, weil er ja denken soll, dass er selber die ganzen Ideen gehabt hat. Wird er Herrscher, müssten wir das Ganze auch noch vor allen anderen geheim halten!«

Kapitel 6
    in dem Kalle
    um Rat fragt
    W ährend Hele zum Schlafen in das Igluzelt kroch, machte ich mich auf den Weg, um Kalle zu suchen. Ich fand ihn am Strand, unter einem Baum sitzend. Auf dem schiefgetretenen Pfad, der vom Lager zum See führte, wuchsen Wegerich-Pflanzen.
    » Hele hat’s nicht so gemeint«, sagte ich und hielt ihm ein Wegerichblatt hin. » Zieh!«, forderte ich ihn auf. » Schaun wir mal, wer von uns beiden mehr lügt!«
    Kalle schnappte nach dem Stiel und wir schauten zu, wie das Blatt zerriss. Die Blattadern, die aus seinem Stück herausschauten, waren klitzeklein. Aus meinem Stück ragten hingegen zwei riesig lange hervor.
    » Du hast es in die Meisterliga der Schwindler geschafft«, kicherte Kalle leise vor sich hin. » Der Wegerich-Test verrät, wie dreist du alle bei dir zu Hause das ganze letzte Jahr über beschummelt hast!«
    » Das Lügen ist fast schon zu einfach …« Ich setzte mich neben ihn und gemeinsam lehnten wir uns an den Stamm der alten Kiefer.
    » Ich brauche den Rat eines Freundes«, sagte Kalle nach einigen Sekunden Stille.
    Sofort nahm ich an, dass es etwas mit seiner Schwester zu tun haben müsste, aber dann fragte Kalle mich nach etwas ganz anderem.
    » Was ist schlimmer, Vilja: lügen oder etwas gar nicht erst erzählen? Zum Beispiel in der Schule. Du hast in diesen Dingen ja schließlich mehr Erfahrung.«
    Ich überlegte einen Moment. » Wenn deine Mitschüler mitkriegen, dass du irgendetwas vor ihnen verheimlichst, werden sie versuchen, mit allen Mitteln die Wahrheit aus dir herauszuquetschen«, sagte ich dann. » Erwachsene kriegen vieles nicht mit, aber bei Kindern ist das was anderes.«
    » Sag mal ein Beispiel!«, bat mich Kalle.
    » Als ich nach Hause zurückgekommen bin«, sagte ich, » war Mama einfach nur glücklich, mich zurückzuhaben. Aber Vanamo hat mein Leben zur Hölle gemacht, weil sie wusste, dass ich nicht alles erzählt habe.«
    Während ich redete, merkte ich, dass ich fast gar kein Heimweh verspürte. Ich musste nur an die fürchterlichen Begegnungen mit Vanamo denken. Und an den schrecklichsten Streit von allen, der ausbrach, als sie meine Bandit-H-Barbie stahl, die ich von Hele bekommen und sorgfältig versteckt hatte.
    Wie kommt es, dass du – die total hinter dem Mond lebt – eine echte Bandit-H-Barbie besitzt?! Du hättest doch niemals genug Geld dafür gehabt! Nie-mals!!
    Ich dachte an die arme Mama, die bei diesem

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