Vilja und das Raeuberfest

Ende geredet hatte. » Im letzten Jahr hat’s dich doch geärgert, dass BeWe überhaupt nicht mehr dran kam!«
    » Ja, das hat mich auch geärgert«, gab er zu. » Dieses Jahr ist es aber anders. Wenn Papa das Ganze gewinnt, wenn aus ihm jetzt der König der gesamten Räuberwelt wird … Glaubst du im Ernst, dass er mich dann noch in die Schule gehen lässt? Dass das für uns sicher wäre? Ich wäre dann ja nicht mehr wie jeder andere, auch wenn ich doch eigentlich nur normal sein will und sonst nichts!« In diesem Augenblick sprang seine Sorge auch auf mich über.
    » Ich habe jeden Tag in diesem Jahr geliebt!«, fuhr er fort. » Jeden einzelnen Schultag! Papas Traum könnte meinen Traum zerstören!«, fügte er mit erstickender Stimme hinzu. » Deshalb fällt es mir auch schwer, total motiviert zu sein, überhaupt irgendetwas zu gewinnen.«
    Plötzlich hörten wir das ratschende Geräusch des Zelt-Reißverschlusses. Es war Hele, deren um Entschuldigung bittendes Gesicht überlegen ließ, ob sie mit ihrem eulenartigen Gehör nicht vielleicht den Großteil unseres Gespräches belauscht hatte.
    » Kalle, hey!«, sagte sie. » Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass du mein größtes Geheimnis hören darfst!« Ihr Bruder setzte sich auf, und seine Augen begannen zu leuchten. » Wenn ich etwas möglicherweise nicht kann, würde ich es mir selbst niemals eingestehen«, sagte sie. » Ich gebe meinem Gehirn gar nicht erst die Möglichkeit, ins Zweifeln zu kommen. Mit diesem Sommerfest ist es genau das Gleiche: Vertrau uns einfach! Die Sachen regeln sich immer! Wir sind die Räuberbergs – die dickköpfigste Familie der Welt!«
    Ich weiß nicht, was Hele ihrer Mutter nach diesem Gespräch gesagt hat, aber danach passierte etwas. In dem Lager, in dem sich schon alle zur Ruhe gelegt hatten, begannen plötzlich Vorbereitungen für ein Nachtfest. Verwirrt schauten Kalle und ich aus dem Igluzelt.
    » Essen!!«, schrie Hilda. Sie hatte auf dem Sturmkocher Hühnereier gekocht und machte nun eine Paste aus Fischlaich, dem Inhalt von drei Dosen Thunfisch, gehackten Oliven und dem Eiweiß der gekochten Eier. Diese Paste strich sie dann auf Knäckebrote. Die Scheiben waren riesengroß, sodass man sie mit beiden Händen halten musste. Glaubt mir, ein Knäckebrot-Rad und eine Tasse Kakao sind das beste Nachtmahl, das man überhaupt essen kann!
    » Das war aber noch nicht alles! Jetzt ist das nächtliche Dessert dran!«, schrie Hilda wenig später ausgelassen. » Gerade diese Nacht verlangt nach einem › Eisbecher nach Art der harten Kerle!‹«
    » Also, wegen mir müssen wir das nicht machen«, murmelte Kalle, allerdings sah er sehr erwartungsvoll aus.
    » Piet, kannst du die Kühltasche holen, da ist noch ein vor sich hinschmelzendes Eispaket drin!«, befahl Hilda.
    » Eisbecher nach Art der harten Kerle «
    Rezept, aufgeschrieben von Vilja
    Laut Hilda macht man einen »Eisbecher nach Art der harten Kerle« in genau so einem Moment, wenn man einen Menschen aufheitern will, der einem wichtig ist. Oder wenn man nicht auf Gäste vorbereitet ist, die aber einfach trotzdem kommen. Oder man erlebt einen Moment, der auf keinen Fall schon vorbei sein soll, weil es gerade so lustig ist. Aus irgendeinem Grund ist der Harte-Kerle-Eisbecher zu essensuntypischen Zeiten am allerbesten: als Frühstück, nach einer Feier oder nach einem Nickerchen, das man tagsüber gehalten hat, oder als Mitternachtsimbiss.
    Für den Eisbecher braucht man Vanilleeis. Oder Vanillesoße, gern auch direkt aus der Packung. Oder Schlagsahne, das geht auch. Hilda sagt, sie hätte es auch schon mit Erdbeereis gemacht. Das scheint also keine Rolle zu spielen.
    Der Eisbecher wird so hergestellt, dass man in das Eis, in die Sahne oder in die Vanillesoße die Sachen reinkippt, die man sonst noch so findet. Die Grundregel ist, dass etwas Hartes und etwas Weiches dabei sein sollte. Etwas ein bisschen Saures oder Herzhaftes und etwas Süßes.
    Die Sachen werden in eine Schüssel gekippt und miteinander vermischt und sofort gegessen. Wenn man die Portion für sich alleine macht, kann man auch direkt aus der Schüssel essen. Die Hauptsache ist, dass die Portion für echte Kerle und galaktisch-gigantisch groß ist. Daher kommt der Name.
    Die besten Zusammenstellungen nach Meinung der Räuberbergs:
    • Vanilleeis, Preiselbeer-Konfitüre und Karamell (Hildas Favorit)
    • Eis, Himbeeren und in kleine Stückchen zermahlenes Salmiak aus der Apotheke
    • Eis, Oreo-Kekse und ein paar