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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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immer älter. Die können schon alles! Die wachsen von kleinen Knirpsen zu Vollblut-Ganoven heran. Bald puhlen die mit Messern in den Zähnen herum und verbreiten Angst und Schrecken in jeder finnischen Kleinstadt.«
    » Wenn du nur wüsstest …«, sagte seine Frau und sah dabei irgendwie merkwürdig aus.
    » Kaija hat’s mir beigebracht«, erklärte Hele bescheiden. » An den Wochenenden.«
    » Ach, Kaija!«, lachte Hilda. Endlich begann sie wieder wie früher zu sein.
    » Aber natürlich! Fahrschule Kaija Räuberberg!«, fing auch Gold-Piet an zu kichern, und brach dann ebenfalls in lautes Gelächter aus. » Diese Frau ist wie ein Überraschungsei und so’n Zeug.«
    » Na, jetzt lasst das mal«, sagte Hele. » Glaubt ihr etwa, dass Kaija Lust hat, am Steuer zu sitzen, wenn sie gerade die Inspiration zum Schreiben überkommt?« Sie schaffte es, eine geschickte Drehung bei einer T-Kreuzung zu machen und uns Hinterbänklern zur selben Zeit das » Daumen hoch«-Zeichen zu zeigen.
    Der Räuberbus brauste unter der Führung der zweiten Fahrerin neuen Abenteuern entgegen.

Kapitel 17
    in dem ein nächtliches
    Dessert verspeist wird
    D as letzte Nachtlager vor dem Sommerfest bauten wir in einer ruhigen Bucht auf, in der es einen feinen Sandstrand gab und genügend Bäume, sodass Gold-Piet seine Hängematte aufhängen konnte.
    Kalle und ich lagen im Igluzelt. Es war noch früh am Abend, aber wir hatten beschlossen, neue Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln.
    » Morgen fängt’s an«, seufzte Kalle.
    » Ich hab’ auch Angst vor den Wettkämpfen«, erwiderte ich. » Es ist mir ein Rätsel, wie ich mir nur einen Moment lang einbilden konnte, dass ich das schaffe. Ich kann überhaupt niemanden beschwindeln.«
    » Der Gedanke an die Disziplinen macht mich nicht nervös«, fiel mir Kalle ins Wort. » Aber da gibt’s noch so ’ne längere Geschichte. Willst du sie hören?«
    Ich nickte. Nichts hätte jetzt wichtiger sein können!
    » Ich hab’ etwas ziemlich Schreckliches kapiert. Das mit der ganzen Freiheit ist vorbei. Es ist nur wenige Jahre her, als Papa uns noch beibrachte, wie man Sandburgen baut«, begann er. » Der Räuberbus und das Lageraufbauen konnten damals ruhig mal warten. Wir bauten eine Sandburg, die so groß war wie der ganze Strand. Die ganze helle Nacht hindurch gruben wir. Gold-Piet machte den Sand genau so feucht, wie er sein musste, und Hele, Papa, Mama und ich bauten Treppen und Kanonentürme und Schlösser und Bastionen. Aus dem Wald holten wir Moos, Stöcke und Steine und verzierten damit unserer Burg. Am Ende sah das richtig echt aus! › Da will ich wohnen‹, sagte ich damals. › Lass uns so was auch morgen bauen – immer!‹ › Ja, denn wir Räuber können so ziemlich alles‹, antwortete Papa und ich hab ihm geglaubt. Aber das stimmte gar nicht! Das hab ich eigentlich schon damals kapiert, weil wir nämlich gar nicht zum Spielen dableiben konnten, als wir mit dem Bauen fertig waren. Die Burg mussten wir zurücklassen, als wir weiterfuhren.«
    Seufzend rutschte ich ganz nah an Kalle heran, und er fuhr fort: » Jetzt, da wir genug geraubt haben und älter geworden sind, muss ich immer das wollen, was Papa will. Gegen alle Holzköpfe dieser Welt trete ich an, nur damit wir genügend Punkte für die Endausscheidung bekommen. Ich muss wollen, dass Papa der Räuberherrscher wird, jetzt da er sich das in den Kopf gesetzt hat. Aber das Schlimmste daran ist, wie dumm wir eigentlich sind. Wir glauben, dass es etwas ganz Außergewöhnliches und Besonderes ist, wenn unser Papa kämpft. Und jetzt ist sein großer Durchbruch und so ’ne Chance gibt’s nur einmal im Leben. Aber die anderen verstehen nicht, dass sie damit ganz gewöhnlich geworden sind! So verhalten sich auch alle Steuerzahler! So spricht jeder Typ in meiner Klasse! Keiner der Erwachsenen ist heutzutage mehr zu Hause. Die haben alle ihre Träume, und wir Kinder sind nur das Anhängsel, das dann vergessen wird, wenn sich der große Traum erfüllt!«
    Ich dachte an meine Eltern: an Mama, die ihre Arbeitspapiere immer in ihrer Stofftasche mit sich herumtrug und so tat, als würde sie fernsehen, aber in Wirklichkeit arbeitete. Und Papa war auch nicht besser. In den Abendstunden schimpfte er sich regelmäßig bei Mama über die Arbeitskollegen aus und schloss dann immer die Küchentür, sodass man gar keine Lust mehr hatte reinzugehen, auch wenn man noch so hungrig war.
    » Ich dachte, dass du kämpfen willst?!«, sagte ich, als Kalle zu

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