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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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sie wütend. » Und ich verspreche, dass ich kein Risiko bin – zumindest kein größeres als dieses peinliche Dahingekrieche!«
    Gold-Piet errötete und lehnte sich dabei aus Versehen auf die Hupe. Der plötzliche Lärm brachte das entgegenkommende Auto dazu, langsamer zu werden und die Lichthupe zu betätigen. Das schien der letzte nötige Beweis dafür zu sein, dass Piet keinen Bus mehr fahren würde. Ganz offensichtlich erweckten wir so zu viel Aufmerksamkeit.
    » Na, dann probier’s halt«, sagte der Wilde Karlo. » Aber nur so lange, bis Hilda wieder … also wieder …«
    Seine Frau drehte sich um, die Sonnenbrille verhinderte aber, dass man den Ausdruck in ihren Augen sehen konnte.
    » … in Fahr-Stimmung ist!«, beendete der Räuberhauptmann erleichtert den Satz.
    Ich prustete los, aber Kalle gab mir einen Tritt, sodass ich wieder den Mund hielt.
    » Was suchst du, Schatz?«, fragte Hilda, als ihre Tochter immer noch in der Schublade herumwühlte. » Diese hier!«, antwortete sie und hielt rote Riemchen-Absatzschuhe hoch. » So wird keiner behaupten können, dass ich nicht die Pedale erreiche!«
    Hele zog die Schuhe an und krempelte die Hose so weit hoch, dass es aussah, als würde sie Shorts tragen. Das ging, weil an der Hose ein Band war, mit dem man sie auf verschiedenen Höhen befestigen konnte. Dann sprang sie aus dem Bus und schwankte kein bisschen auf den hohen Absätzen. Zehn Zentimeter mehr an Länge machten sie zu einer richtig eindrucksvollen Erscheinung. Gold-Piet hingegen kletterte mit gekrümmten Rücken durch die Seitentür und ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf seinen Sitz plumpsen. Der Wilde Karlo, der die hinterste Sitzbank erobert hatte, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
    Auf dem Fahrersitz angekommen, zog Hele ein schwarzes Bandana aus ihrer Hosentasche und wickelte es sich um den Kopf. Sie öffnete das Handschuhfach, das vor Hilda war und in dem die Fahrzeugpapiere aufbewahrt wurden. Hier nahm sie die Spiegelbrille heraus, die ihre Mutter, wenn sie am Lenkrad saß, bei besonders sonnigem Wetter immer anstelle einer normalen Sonnenbrille trug. » Geh ich als Achtzehnjährige durch?«, fragte sie und klappte die Sonnenblende auf der Fahrerseite hinunter, um sich im Spiegel zu betrachten.
    Noch vor einem Jahr hätte sie mit Tuch und Brille ausgesehen, als wäre sie auf dem Weg zu einem Kostümfest. Das letzte Jahr hatte sie jedoch verändert, das begriff ich jetzt. Wenn man nur einen kurzen Blick auf sie warf, sah sie aus wie eine Nachwuchsgangster-Lady, bei der man absolut keine Lust verspürte, sie bei einer Polizeikontrolle zum Anhalten aufzufordern. Dafür aber absolut glaubwürdig, was das führerscheinfähige Alter betraf. Zwar nur für wenige Sekunden, aber die würden reichen, um an der Kontrolle vorbeizudüsen.
    » Man müsste halt nur noch fahren können …«, murmelte Gold-Piet. » Die richtige Einstellung kann man ja haben, aber das Steuer richtig zu drehen, ist schon eine schwierigere Aufgabe.«
    » Danke«, sagte Hilda. » Schön, nach so vielen Jahren mal ein bisschen Anerkennung zu bekommen!«
    » Das ist jetzt nicht böse gemeint, Gold-Piet, aber wir müssen eine schnellere Route nehmen«, sagte Hele. » Wir haben schon zu viel Zeit verloren.«
    Sie startete den Bus, und er brummte beim Anlassen genauso wütend wie bei Hilda. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel zeigte ihr, dass die Straße leer war. Sie begann, das Lenkrad besonders stark nach links zu drehen – und dann riss sie mit aller Kraft daran. Von hinten riefen wir begeistert » Hurra!«, als der Räuberbus einen waschechten, stilvollen, U-Turn machte, obwohl der Platz für das Wenden trotz Breite der Straße und der Bushaltestelle eigentlich zu schmal war. Die Frontpartie des Räuberbusses schwamm noch im Straßengraben, als Hele den Wagen beschleunigte. Als wir in der gewohnten Reisegeschwindigkeit fuhren, streckte sich der Wilde Karlo an mir und Kalle vorbei nach vorne. » Du kannst ja wirklich fahren!«, rief er verblüfft.
    Natürlich konnte sie das. Ich hatte gesehen, wie sie mit Kaija geübt hatte. Hele war in allem, was sie in Angriff nahm, die Beste und hatte vor gar nichts Angst. Wobei … Moment mal! Das stimmte ja gar nicht! Sie hatte Angst vor der Gaunerkaraoke beim Sommerfest. Aber wenn man das nicht dazuzählte, war Hele DER perfekte Räuber!
    Der Wilde Karlo war vor Rührung den Tränen nahe und sog die Luft in tiefen Atemzügen ein. » So ist das, Hilda. Wir werden

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