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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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Jahre erzählt wurden. Meine Seele hatte diese gewisse Unvorhersehbarkeit vermisst, die jeden Tag im Leben eines Räubers so besonders machte.
    Ziemlich schnell nahmen die Räuberbergs mich wieder auf ihre Raubzüge mit. Wir probierten eine neue Technik aus, welche eine Variante der » Frontalannäherung« war. Diese Methode nannten wir » Fräulein in Not«. Dabei stand ich mit meinem Hello-Kitty-Rucksack und dem Geigenkasten gut sichtbar mitten auf der Straße und sah möglichst einsam und verlassen aus. In meinem Geigenkasten war aber gar kein Instrument, es war im Räuberbus in Sicherheit – für den Fall, dass irgendein Blödmann gar nicht anhalten würde und ich an den Straßenrand springen müsste. Laut Plan spielte ich ein Mädchen, das versucht hatte, mit dem Bus nach Hause zu fahren, den aber verpasst hatte und nun verzweifelt am Wegesrand stand. Hilda flocht mir Zöpfe, sodass ich möglichst jung aussah. Hele musste natürlich sofort meine Bambi-Augen und meine Pieps-Stimme nachmachen und konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor lauter Lachen.
    » Zum Glück haben wir dich geklaut«, sagte sie, als wir während der Fahrt nach einem guten Ort für den ersten » Fräulein in Not«-Raubzug suchten. Eigentlich brauchten wir nur eine geeignete Seitenstraße. » Im letzten Sommer warst du noch ein richtiges Unschuldslamm, aber wer weiß, ob du nicht unter Vanamos Einfluss schon bald eine ziemlich durchtriebene Nachwuchs-GaRei geworden wärst!«
    Meine Sorge, dass die neue Raubmethode nicht klappen könnte, war völlig unbegründet. Jedes einzelne Auto hielt mit quietschenden Reifen, nur ein BMW bremste so spät, dass ich seine vordere Stoßstange schon fast mit dem Fuß hätte treten können. Die Aktion mit dem BMW war sowieso ziemlich überflüssig gewesen – die Beute bestand lediglich aus zwei Gläsern Stachelbeergelee und einem Schweinefiletstück, und auch um diese Sachen zu rauben, musste man schon regelrecht schreien!
    » Ein typisches GaRei- HF -Auto!«, brummte der Wilde Karlo. » Ein Hoffnungsloser Fall, und das nicht ohne Grund! Stecken ihr Geld in irgendwelche Gnuledersitze, aber kriegen es nicht hin, vernünftiges Essen zu besorgen!«
    Bei » Fräulein in Not« bestand meine Aufgabe einzig und allein darin, das auszuraubende Objekt, also das Auto, zum Anhalten zu bringen – so lange, bis Hilda den Räuberbus von der Seitenstraße direkt quer vor das Raubobjekt gefahren hatte.
    » Entschuldigung, könnten Sie mir bitte helfen?«, fragte ich mit großen Bambi-Augen. Wenn erst einmal die Tür des fremden Autos geöffnet und der Motor abgestellt war, erledigte die Räuberfamilie im Schnelldurchlauf den Rest. Die Flagge wurde durch die Lüftungsklappe im Dach gehisst und die Seitentüren aufgerissen. Dann schwangen sich Gold-Piet und der Wilde Karlo an den Wurfgriffen auf die Straße, öffneten den Kofferraum des Autos und durchwühlten die Taschen und Beutel auf den Rückbänken. Die Lebensmittel befanden sich meistens in der Kühltasche oder in der Plastiktüte aus dem Tante-Emma-Laden, deren Aufspüren durch unseren geschärften Instinkt immer einfacher wurde.
    Da sich das ausschließliche Beobachten des Überfalls irgendwie komisch anfühlte, überlegte ich mir, was meine neue Aufgabe sein könnte. Während ich also beim ersten Raubzug noch am Straßenrand herumstand und Däumchen drehte, war es mit meiner Untätigkeit vorbei, als ich begann, meinen eigenen Plan umzusetzen!
    Dafür holte ich heimlich Geld aus dem Räuberbus. Im letzten Jahr hatten Kaija und ich uns ein Geheimversteck in dem Gefährt überlegt, in dem wir eine Geldreserve für den Notfall deponiert hatten. Die Räuberbergs waren ohne es zu wissen ziemlich reich, aber für sie hatten Banknoten lediglich die Bedeutung von Brennmaterial – sie bezeichneten Geld sogar als Mäusefürze! Jetzt hatte ich für die Scheine jedoch eine unvorhergesehene Verwendung gefunden.
    » Her mit dem Portemonnaie!«, knurrte ich von jetzt an bei jedem Raubüberfall räubermäßig.
    Man drückte mir die Geldbörse oder eine mit Kreditkarten vollgestopfte Brieftasche in die Hand, wobei ich aufpasste, dass die Räuberbergs sich gerade auf ihre Arbeit konzentrierten und nicht mitbekamen, was ich da so trieb. Dann stopfte ich blitzschnell ein Bündel Geldscheine in das Portemonnaie und gab es den zitternden Ausgeraubten zurück.
    Es folgten verblüffte Gesichter. » Pertti, hat sie eben wirklich Geld in die Börse hinein getan?« Einige bekamen einen

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