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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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Platz des Großen Pärnänen ausfüllen könnte«, schniefte Gold-Piet. » Rauben nach allen Regeln der Kunst und im Stil der großen, weiten Welt.«
    » Diese Epoche der Räuberei ist nun vorbei«, stimmte ihm der Wilde Karlo mit hängenden Zöpfen zu.
    » Der Große Pärnänen …«, sagte Gold-Piet fast schon liebevoll. » Also, der war ja wohl mal wirklich groß!« Er schaute den Wilden Karlo an, und beide schlugen sich mit der Faust gegen die Brust und waren für einen Augenblick dramatisch still.
    » Himmel!«, stöhnte Hele. » Die nutzen doch jede Chance für ihre Show. Allerdings ist in der Räuberwelt selten so etwas Aufregendes passiert wie jetzt gerade!«
    Der Räuberhauptmann schaute uns an und rollte dabei gefährlich mit den Augen, was manch einen vor lauter Schreck glatt umgehauen hätte. Für einen kurzen Moment verstummten wir, und ich nutzte die Stille, um angestrengt nachzudenken. Ich hatte immer geglaubt, dass der Große Pärnänen nur eine Legende gewesen war. So wie man sagt, dass Knecht Ruprecht freche Kinder in seinen Sack steckt. Jetzt hörte ich, dass die Legende tatsächlich existiert hatte. Hele begann geduldig zu erklären, wie die Dinge lagen. Am Anfang versuchte der Wilde Karlo noch, sie zu unterbrechen und Beispiele aus der Praxis zu erzählen, aber am Ende überzeugte ihn Gold-Piet, mit ihm ein abendliches Bad im See zu nehmen.
    » Lass die junge Generation mal machen. Die wissen doch sowieso immer alles besser als wir. Jedenfalls sind sie selbst der Meinung.«
    Kichernd verschwanden beide in Richtung Bucht. Ein gewaltiges Platschen und das Schreckensquaken der aufgescheuchten Enten, die zuvor noch im Schilf geschlummert hatten, tönten bis zu unserem Lager herauf.
    » Es gibt verschiedene Räubersippen«, sagte Hele. » Junge und ein bisschen ältere.«
    » Darf ich?«, fragte Kalle stolz. » Ich hab hierfür ein perfektes Beispiel!«
    Wir verlegten unseren Platz vom Tisch auf die Decke, verspeisten genüsslich Pilzwölkchen und beobachteten dabei die echten Wolken, die am Himmel vorüberzogen. Der Abend hatte sie in prächtiges Rosa, Lila und Kupferrot gefärbt – das war schöner anzuschauen als jeder Kino- oder Fernsehfilm.
    » Schwedens Staatsform …«, begann Kalle.
    » Nein, bitte niiicht«, stöhnte seine Schwester gequält und drehte sich zum Karton, um sich ein neues Pilzwölkchen herauszunehmen. Wir hatten zwei verschiedene Sorten: eine mit Schokoladengeschmack und eine mildere Geschmacksrichtung, die nach Erdbeere und Karamellpudding schmeckte. Natürlich hatten die Räuberbergs nicht alle Bonbons beim Musikanten-Ferienlager verteilt, im Bus war noch einmal eine mindestens genauso große Ladung zurückgeblieben. Und nach dem Gebäck-Abendessen war ein Pilzwölkchen-Nachtisch genau das Richtige!
    » Nee, jetzt mal ganz im Ernst«, fuhr Kalle fort. » In Schweden, da gibt es so ein Königshaus. Die eine Prinzessin hat auch erst vor Kurzem geheiratet. Die tauchen bei allen Festen auf, weihen große, neue Gebäude ein und winken auf so eine bestimmte königliche Weise mit starrem Handgelenk. Trotzdem haben die Schweden auch noch eine vom Ministerpräsidenten geführte Regierung, die so gut wie alle Entscheidungen trifft. Die Königsfamilie ist quasi wie eine notwendige Kuchenverzierung, ohne die der Kuchen nach nix aussieht und auch nach nix schmeckt.«
    » Also jetzt hast du Schweden, den verzierten Kuchen und Finnlands Landstraßenräuberei ganz schön durcheinandergebracht«, grinste Hele. » Weder Vilja noch irgendein anderer vernünftig denkender Mensch kann dein Gerede verstehen.«
    » Warte doch erst mal ab!«, sagte Kalle und drehte sich in meine Richtung, während er von seinen Mundwinkeln die zurückgeblieben Zuckerfäden abwischte. Das Pilzwölkchen-Essen war eine ziemlich unsaubere Angelegenheit, so als hätte man seinen Kopf in eine Zuckerwattemaschine gesteckt. Die Seiten von meinem aufgeklappten Notizbuch blieben an meiner Hand kleben wie Aufkleber.
    » Naja, die Bernadottes, also die Adligen der Königsfamilie, sind so ziemlich genau wie unsere Pärnänen, weil der Große Pärnänen und seine Methoden ein Vorbild für alle jetzigen Landstraßenräuber gewesen sind. Das macht diese ganze Sippe wichtiger als alle anderen. Die wollen auch als etwas ganz Besonderes behandelt werden. Das ist einer der Gründe, warum Mama die Pärnänen, also die junge Chefin in der Familie, nicht ausstehen kann. Mama gehört zu denen, die finden, dass man sich Anerkennung

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