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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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die Tüte mit dem Essen aus seiner Hand.
    » Hier gibt’s Wasser für den Abendtee, falls jemand will …«, sagte Hilda leise und begann, ihre nach der langen Autofahrt steif gewordenen Glieder zu strecken. Sie füllte die Teekanne und sah aus, als würde sie frieren, obwohl der Abend warm war. Statt eines ärmellosen Tops hatte sie den ganzen Tag über ein leichtes Leinenhemd getragen. » Lasst uns den Tisch aufbauen, solange wir noch bei klarem Verstand sind«, sagte sie und gähnte breit. » Es kann sein, dass ich einschlafe, noch bevor wir die Teller auf den Tisch bekommen haben. Und heute spielen wir ganz bestimmt nicht um die Schlafplätze! Ich sag’ gleich ganz direkt, dass ich diese Nacht im Bus schlafe, und ihr könnt euch meinetwegen überlegen, wer neben mir schlafen darf.«
    Ich fand es ja schade, dass das Kniffeln um die Schlafplätze – so wie es die Räuberbergs normalerweise jeden Abend machten – diesmal ausfiel, doch dann lenkte mich das Essen ab. Zum Abendbrot gab es nämlich gebratene Wurstscheiben, Knäckebrot, Fleischklößchen und eine riesige Menge an Gebäck. Ich hatte überhaupt nicht gewusst, dass es so viele verschiedene Sorten von diesen Leckereien gab: Hefeteilchen mit geriebenen Haselnüssen, gefüllte Vanille-Kringel, Erdbeer-Gebäck mit rosafarbenen Zuckerstreifen, Teilchen mit Mokka-Geschmack, Apfel-Kämme, mit Puderzucker bestreute Blaubeer-Törtchen, andere mit einer Kiwi-Pfirsich-Füllung und mit einem Belag, der wie eine Blüte geformt war.
    » Das letzte von Vilja angehaltene Auto gehörte garantiert irgendeinem Bäcker aus dieser Gegend«, sagte Hele und leckte etwas Puderzucker von ihrer Oberlippe. » Im Kofferraum stapelten sich Kisten über Kisten. Es hätte ja noch zusätzliche Hefezöpfe und Plätzchen gegeben, aber wir wollen schließlich niemanden komplett auf dem Trockenen sitzen lassen!«
    Ihr Gerede über die Hefezöpfe ließ mich wieder an die Schlussworte in Kaijas Brief denken: » Der Bäckermeister hat sich verändert.« Was um alles in der Welt konnte das nur bedeuten? Das waren wohl kaum nur ein paar nett klingende Zeilen ohne jegliche Bedeutung?! Und wer war überhaupt dieser Bäckermeister? Als Allererstes dachte ich natürlich an Hilda. Aber sie hatte doch noch nie etwas gebacken – niemals! Konnte sie ja auch gar nicht, weil es auf der Straße gar keinen Ofen gab. Dieser Abend war dafür nur ein weiterer Beweis gewesen: Jedes einzelne Gebäckstück kam geradewegs frisch geraubt auf den Abendbrottisch der Räuberbergs!
    Oder meinte Kaija vielleicht den Wilden Karlo? Könnte sie mit » backen« auch » mampfen« gemeint haben? Der Räuberhauptmann verschlang schließlich den Großteil aller Leckereien. Ich beobachtete, wie er gerade eine Reihe von fünf Hefeteilchen vor sich aufstellte, um sie dann – wie bei einer Vorführung – vor unseren Augen zu verputzen.
    » Guckt mal, euer Boss zeigt euch, wie die Leute früher gegessen haben! Ohne Hände!«, verkündete er. Mit geschlossenen Augen ließ er seinen Kiefer bis auf Plattenhöhe des Klapptisches hinabsinken. Dann suchte er die Teilchen, indem er herumschnüffelte wie ein Spürhund. Wenn er eine Leckerei gefunden hatte, öffnete er sein riesiges Plappermaul und saugte das Gebäck geradewegs im einem Stück in seinen Mund hinein. Noch während er die vorherige Köstlichkeit verschlang, erschnüffelte er schon die nächste, die noch auf dem Tisch lag. Als er zum letzten kam, rief er » Hilfe, Hilfe! Ich bin doch nur ein unschuldiges Hefe-Junges, und ich bin in der Blüte meiner Jugend. Aaargh! Man hat mich beobachtet! Zähne! Schwarzer Schlund! Vernichtung! Ich bin voller Krüüüüüüüümel!«
    Als Hilda ihre Portion aufgegessen hatte, wünschte sie allen eine gute Nacht und ging, während sie ihren Nacken massierte, zum Bus, um sich schlafen zu legen. Wir anderen blieben noch beim Lagerfeuer sitzen.
    » Vielleicht wär’s jetzt ganz gut, wenn du die ganze Geschichte hören würdest!«, sagte Hele.
    Ich nickte aufgeregt und malte mir aus, dass ich nun endlich erfahren würde, worüber im Bus getuschelt worden war. Aber die Dinge, die ich dann zu hören bekam, waren noch viel wilder, als ich je zu träumen gewagt hatte!
    » In diesem Jahr wird beim Sommerfest richtig gekämpft!«, erklärte Hele. » Es geht natürlich wie jedes Jahr um Ruhm und Ehre, aber diesmal wird zudem der neue Räuberherrscher gewählt! So etwas hat es seit dreißig Jahren nicht mehr gegeben!«
    » Als ob irgendjemand den

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