Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
putzt, hat man das Gefühl, sie fallen einem als Kieselsteine aus dem Mund.«
» So, trink noch deinen Kakao, Kalle, schnell den Abwasch, und dann geht es wieder los«, unterbrach Hilda im Befehlston. Obwohl ich als unübersehbares Fragezeichen mitten in der Küche der Alten stand, wollte mir ganz offensichtlich niemand erklären, worum es ging.
Der Kakao war schnell ausgetrunken, und wir drängten uns bald wieder in den Bus und waren im Nu auf der Landstraße. Während der Bus gleichmäßig brummte, machte ich mir eine Notiz in mein Heft.
DER HAUSMEISTERJOB DER RÄUBERBERGS
Aufgeschrieben von Vilja
1) Die Räuberfamilie besucht ein Sommerhaus, wo eine Liste zu erledigender Arbeiten auf sie wartet.
2) Also weiß jemand, dass die Räuberbergs das Haus besuchen. Die Beziehung ist freundschaftlich (Brief).
3) Anhand der Liste wird das Haus nach dem Winter für den Sommer in Ordnung gebracht.
4) Die Aufgaben sind auch in früheren Jahren ausgeführt worden. (Darauf weist der Kommentar von Karlo Räuberberg hin, der See werde von Jahr zu Jahr kälter.)
5) In der Blockhütte wohnt ein älterer Mensch, offenbar eine Frau (Heles Kommentar über die gute Alte).
6) Kennt diese alte Frau die Räuberbergs wirklich, oder arbeitet die Familie nur für sie?
7) Weiß die alte Frau Bescheid über den tatsächlichen Beruf der Räuberbergs? Schützt sie die Straßenräuber?
8) Hilda Räuberberg bezeichnete die Arbeit als Hausmeisterjob. Warum bloß verrichtet eine Familie, die von Überfällen lebt, solche niederen Arbeiten?
9) Kalle sagt, das Haus sei das kälteste von allen. Gibt es noch mehr solche Hausmeisterhäuser und wenn ja, warum?
10) Besonders merkwürdig: Warum sagt Kalle, dass die Räuberbergs die Hütte manchmal zur Winterzeit aufsuchen? Später überlegen oder herausfinden: Wo verbringen die Räuberbergs im Allgemeinen den Winter?
Ich lutschte am Bleistiftende. Weiter kam ich mit meinen derzeitigen Kenntnissen in der Sache nicht.
» Was schreibst du da?«, fragte Hele. Sie hatte sich, ohne dass ich es gemerkt hatte, auf der Sitzbank an mich herangepirscht. Beinahe, beinahe hätte sie gesehen, was ich geschrieben hatte, doch in letzter Sekunde gelang es mir, das Heft zuzuschlagen.
» Ich mache nur ein paar Pläne«, sagte ich.
» Sie macht Pläne«, wiederholte der Wilde Karlo anerkennend und drehte sich vielsagend nickend zu den anderen um. » Sie a-na-ly-siert nämlich, seht ihr. Erstellt Diagramme. Entwickelt unsere Arbeit weiter. Wollen wir wetten, dass in dem kleinen Kopf sogar ein neues Markenzeichen heranreift!«, sagte der Wilde Karlo und berührte wissend seine Nase. » Ich kenne dieses Mädchen so langsam. Sie führt Böses im Schilde.«
Und er grinste so breit, dass man das Gefühl bekam, im Räuberbus wäre die Sonne aufgegangen.
Kapitel 6
in dem Vilja Räuber wird
H ey, da steht was über dich!«, sagte der Wilde Karlo und winkte mit einer geraubten Abendzeitung. Es war die Mittsommernummer. Der Kiosküberfall lag zwei Tage zurück. Hilda und Hele konnten sich beide nicht recht mit der mangelhaften Qualität des Raubzuges abfinden.
Die Klappstühle waren fürs Abendessen aufgestellt, Hilda schürte das Feuer, Kalle öffnete Würstchenpackungen und stapelte Knäckebrotscheiben auf den Tisch. Wie schön, dachte ich, dass die Knäcke-Räder nicht in Stücke gebrochen wurden, sondern dass alle sie als gewaltige Platte von der Größe einer Pizza aßen, die man mit beiden Händen festhalten musste.
Hele ging an Karlo vorbei und schnappte sich die Zeitung aus dessen Hand. Sie las wie eine Nachrichtensprecherin vor: » Vilja Vainisto, 10, immer noch verschwunden. Die vor einer Woche verschwundene Vilja-Tuuli Vainisto ist nach wie vor einem ungewissen Schicksal ausgeliefert. Ihre Mutter vermisst sie sehr. Hinweise aus der Bevölkerung bitte telefonisch an die Nummer …«
» Ach, die Arme«, sagte Hele ironisch. » Ob auch die kleine Vilja-Tuuli ihre Mutter sehr vermisst? Das musst du doch, wenn es sogar in der Zeitung gedruckt steht.«
» Verschwunden«, schnaubte ich. » Verschwunden! Als ob ich zum Spielen rausgegangen wäre und dann zu dumm war, wieder nach Hause zu finden!«
Ich nahm mir das Klappmesser, riss Hele die Zeitung aus der Hand und begann, Messerwerfen zu üben. Ich war so wütend, dass das Messer zum ersten Mal, seit ich trainierte, weit genug flog, auch wenn es nicht einmal in die Nähe der Zielscheibe kam oder gar, wie bei Hele, im Baum steckenblieb.
» Wär doch Klasse
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