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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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wie eine Zwei aus«, sagte Kalle freundlich.
    » Hauptsache, wir werden bald fertig mit dem Spiel«, setzte Hilda begütigend hinzu. » Es wird langsam so kalt, dass es schön wäre zu wissen, wo man heute Nacht schlummern wird. Würfelt weiter!«
    Ich stellte mir bereits in allen Einzelheiten vor, wie ich mich in weiche Kissen kuschelte. Im Bus zu schlafen, hatte außerdem den Vorteil, dass man dort Bettwäsche und eine Decke benutzen konnte, während man im Zelt schon wegen der Temperatur einen Schlafsack brauchte.
    » Ihr habt geglaubt, ich ertrage keine Misserfolge«, schrie der Wilde Karlo, sprang auf und grub die Fingernägel in einen seiner Zöpfe, der sich zu einer zottigen Locke auflöste. » Was treibt ihr für ein falsches Spiel! Mit eurem eigenen Hauptmann!«
    Hele würfelte, versuchte, aus einer völlig hoffnungslosen Anfangsaugenzahl zwei Päsche zu machen, und schrieb sich einen missglückten Versuch auf. Ich fand ihren enttäuschten Seufzer übertrieben. Was war hier eigentlich los?
    » Vilja ist dran«, sagte Hele in die Richtung des Wilden Karlo. » Vilja braucht noch einen Kniffel, und fünf Gleiche kriegt man nicht so leicht. Tja, sieht so aus, als ob du wieder gewinnst. Wir anderen müssen halt die Handgelenke trainieren, davon hängt ja alles ab. Oder?«
    » Vom Handgelenk hängt alles ab, nicht wahr Piet«, sagte der Wilde Karlo versöhnlich.
    Gold-Piet murmelte zustimmend. Ich würfelte und bekam drei Fünfen. Mit den beiden weiteren Würfen bekam ich noch zwei Fünfen. Kniffel, schrieb ich in meine Tabelle, fünfzig Punkte. Ich hatte alle Aufgaben erfüllt, und meine Endsumme war höher als die vom Wilden Karlo.
    » Fertig! Ich habe wohl gewonnen«, sagte ich glücklich.
    » Aha«, sagte der Wilde Karlo und blinzelte. » Vilja hat also gewonnen.«
    Alle starrten mich an. Es war totenstill.
    » Herzlichen Glückwunsch«, sagte Hilda und zog ihre Wolljacke enger um sich. Der Abend war viel kälter geworden, nachdem die Sonne untergegangen war. » Stört es dich, wenn du in unserer alten Bettwäsche schläfst? Wir haben noch andere da in der Truhe, aber die würde ich gerne fürs Sommerfest aufheben.«
    » Überhaupt nicht«, sagte ich. » Schön, mal in Bettwäsche schlafen zu dürfen.«
    Kalle trat mir gegen den Fußknöchel.
    » Mit wem willst du denn zusammen übernachten?«, fragte Hilda sanft. Sie schien mit dem Kopf auf den Wilden Karlo zu deuten, der die kleinen Würfel in seiner riesigen Hand sammelte und das Spiel wegpackte. Wie gewonnen, so zerronnen, murmelte er kaum hörbar, als er den Spielkarton zuklappte.
    » Ich dachte, mit Kalle.«
    Kalle trat mich aufs Neue.
    » Von mir aus auch noch mit Hele. Ich glaube, wir haben alle drei Platz, das Bett ist ja ziemlich breit.«
    Auch Hele knuffte mich mit dem Finger in den Rücken. » Wenn ich es mir recht überlege, werde ich wohl die ganze Nacht nicht schlafen gehen«, sagte sie schnell. » Ich habe schon immer mal den Sonnenaufgang sehen wollen. Genau. Ich möchte neue Raubzüge planen und den Sonnenaufgang betrachten. Ich nehme nur diese Wolldecke und setze mich in einen Liegestuhl.«
    » Und du, Piet?«, wandte ich mich hoffnungsvoll an ihn.
    » Nein, danke, Mädchen«, sagte Gold-Piet. » Meine Hängematte und ich haben so viele Nächte gemeinsam erlebt. Und ausgestreckt könnte ich gar nicht schlafen.« Er nahm einen grauen Pappkarton und seine zusammengerollte Hängematte von der Hutablage und ging hinaus.
    » Den kriegst du nicht nach drinnen«, sagte Kalle. » Der baut in der Nacht, wenn alle schlafen und keiner zusieht, seine geheimen Sachen.«
    » Was baut er denn?«, fragte ich neugierig.
    Kalle schüttelte den Kopf. » Das bleibt geheim bis zum Sommerfest. Und guck bloß nicht in den Karton, wenn du nicht eines grausamen Todes sterben willst. Gold-Piet ist ja sonst ein sanftmütiger Mensch, aber da versteht er keinen Spaß.«
    » Na dann«, sagte Hilda forsch und klatschte in die Hände.
    » Gehen wir schlafen. Kalle und Vilja in den Wagen, eine Wolldecke für Hele, Karlo nimm dir den Schlafsack, wir gehen schon mal zum Zelt.«
    Sie begann ihren Mann zum Igluzelt zu führen. Es war unter einer Birke aufgebaut worden, derselben Birke, in der immer noch Heles Klappmesser steckte.
    » Kapierst du denn nicht, wir müssen gegen ihn verlieren!«, zischte Kalle mir zu, als wir zu zweit waren.
    » Warum denn?«, flüsterte ich zurück, aber Kalle konzentrierte sich darauf, sich einen richtig kuscheligen Schlafplatz einzurichten, und

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